Hamburg. Vereinslegende Magath schließt sich der Forderung des milliardenschweren HSV-Investors an. Senat plant Abschied des Ehrenbürgers.
Am Tag nach dem Tod von Uwe Seeler bewegte sich der Trauerflor, der an der Hamburg-Flagge, die am Rathaus befestigt wurde, melancholisch im Wind. Im Gebäude, das auch am Freitag von zahlreichen Touristen als Fotomotiv genutzt wurde, begannen die Planungen, wie man sich vom Ehrenbürger stilvoll hanseatisch verabschieden will. Seit dem Morgen liegt ein Kondolenzbuch aus, in dem sich die Hamburgerinnen und Hamburger "bis auf Weiteres täglich" von "Uns Uwe" verabschieden können.
Uwe Seeler: Volksparkstadion soll umbenannt werden
Doch nicht nur im Rathaus ist man sich einig, dass man Seeler ehren muss. Eine ganz besondere Idee hat am Freitag HSV-Investor Klaus-Michael Kühne (85) gegenüber dem Abendblatt vorgebracht. Der Milliardär, der aktuell für rund drei Millionen Euro Millionen Euro die Namensrechte des Volksparkstadions besitzt, wäre bereit, den Namen zu ändern. "Wenn man das Volksparkstadion in Uwe-Seeler-Stadion umbenennen will, bin ich sofort dabei, auch wenn der bisherige Traditionsname dann nicht mehr fortbestehen würde. Als Hamburger Idol und Denkmal hat Uwe Seeler die Benennung des HSV Stadions nach seinem Namen vollkommen verdient", sagte Kühne.
Das sieht auch eine weiteres Hamburger Fußball-Idol so: „Ich gehe davon aus, dass das Stadion jetzt umbenannt wird. Alles andere wäre völlig daneben“, sagte Felix Magath der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. „Uwe Seeler gehört zu dieser Stadt, zu diesem Verein, zum deutschen Fußball. Das ist für mich zwangsläufig, dass das Volksparkstadion jetzt nach ihm benannt wird.“
In Europa sind einige Stadien nach verdienten Spielern benannt. Die Johan Cruyff Stadion in Amsterdam, das Santiago Bernabeu in Madrid, das Diego Armando Maradona Stadion in Neapel, das Fritz Walter Stadion in Kaiserslautern oder auch das Max Morlock Stadion in Nürnberg sind einige dieser Beispiele.
Der glühende HSV-Fan Kühne ehrte den größten Hamburger Fußballer, den er als Kind angehimmelt hat. "Uwe Seeler war ein ebenso herausragender Fussballspieler wie grossartiger Mensch. Ich habe ihm in jüngeren Jahren oft zuschauen können und war bei dem denkwürdigen Fallrückziehertor gegen Westfalia Herne im Meisterschaftsjahr 1960 im Volksparkstadion dabei. Unglaublich und unvergesslich", sagte Kühne.
Senat stimmt sich mit Seelers Familie wegen Trauerfeier ab
Deshalb will auch die Stadt Hamburg ihren Ehrenbürger würdig ehren. Als posthume Würdigung richtet die Stadt in der Regel die Trauerfeier für einen verstorbenen Ehrenbürger aus. Grundsätzlich werden Form und Umfang der Feier in enger Abstimmung mit der Familie und den Hinterbliebenen des oder der Verstorbenen und unter Berücksichtigung ihrer Wünsche festgelegt. Nach Informationen des Abendblatts hat Uwe Seelers Familie einen Tag nach dem Tod des Fußballidols zunächst um Zeit gebeten, bevor es zu einer Entscheidung kommt.
Klassischerweise findet eine Trauerfeier für einen Ehrenbürger in der Hauptkirche St. Michaelis statt. So war es zum Beispiel bei Helmut Schmidt 2015. Am Tag der Feier werden die öffentlichen Gebäude geflaggt und die Flaggen auf halbmast gesetzt. Doch passt eine Art Staatsakt mit geladenen Gästen im Michel zu dem volksnahen Ehrenbürger Uwe Seeler? Im Rathaus gibt es nach Abendblatt-Informationen Überlegungen, ob eine Trauerfeier im Volksparkstadion nicht der angemessenere Rahmen wäre.
Wird eine Straße im Volkspark nach Uwe Seeler benannt?
Dass die Stadt eine Straße oder einen Platz nach Uwe Seeler benennen wird, gilt als sicher. Einen ersten Vorschlag gibt es bereits mit der Sylvesterallee, die zum Volksparkstadion führt. Über die Benennung von Straßen, Plätzen und öffentlichen Flächen entscheidet der Senat nach einem mehrstufigen Verfahren.
Auch hier spielen die Hinterbliebenen des Verstorbenen eine wichtige Rolle. Grundsätzlich gilt, dass Benennungen nach verstorbenen Personen (die Ehrung Lebender ist nicht möglich) “frühestens zwei Jahre nach dem Tode vorgeschlagen werden” sollen. Die Diskussion über die angemessene Form der Würdigung für Uwe Seeler wird diese Bestimmung kaum aufhalten können.
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Bereits am Donnerstagabend hatte Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) die HSV-Legende gewürdigt. "Mit Uwe Seeler verliert unsere Stadt ein Stück von sich selbst – bodenständig, ehrlich, hanseatisch. Er hat sich mit seiner Tatkraft, Fairness und Geradlinigkeit in die Herzen der Menschen gespielt und ist für viele in Deutschland und darüber hinaus zu einem sportlichen und menschlichen Vorbild geworden", erklärte der SPD-Politiker und fügte an: "Mit seinem ehrenamtlichen Engagement hat sich Uwe Seeler um das Gemeinwohl in seiner Heimatstadt verdient gemacht. Hamburg trauert um seinen Ehrenbürger und wird ihn als außerordentliche hanseatische Persönlichkeit in Erinnerung behalten.“