Hamburg. Wegen seiner Utensilien wurde Uwe Müller im Derby von Ordnern gestoppt. Andere hätten sich sogar ausziehen müssen. Was der Club sagt.
Den Besuch des 106. Derbys am Freitagabend im Millerntor-Stadion werden der Hamburger Michael Kohn (44) und sein Schwiegervater Uwe Müller (72) in unangenehmer Erinnerung behalten. Nicht nur deshalb, weil der HSV als Verlierer vom Platz ging. Vielmehr ärgerte sie der resolute Umgang des Sicherheitspersonals auf der Südtribüne mit HSV-Fans.
„Wir hatten als Gäste der Firma Carlsberg, einem der wichtigsten Sponsoren des FC St. Pauli, Tickets für den Bereich Ballsaal auf der Südtribüne“, berichtet Kohn im Gespräch mit dem Abendblatt. Der „Ballsaal“ ist ein VIP-Bereich mit in normalen Zeiten Platz für bis zu 1200 Personen und einem abgetrennten Bereich im Stadioninneren.
HSV-Fans dürfen im Stadion des FC St. Pauli nicht jubeln
Bereits beim Einlass sei sein Schwiegervater von Ordnern gezwungen worden, seinen HSV-Fanschal an der Garderobe abzugeben, erzählt Kohn weiter: „Die Begründung lautete, dass auf der Tribüne unter uns die St.-Pauli-Ultras sitzen.“ Akzeptiert. Doch als dem 72-Jährigen dann mitgeteilt worden sei, er müsse auch noch sein blaues Polohemd mit kleinem HSV-Logo auf der Brust ausziehen, da dies die St.-Pauli-Ultras stören würde, weigerten sie sich. „Unter der Auflage, die Jacke zu verschließen und diese nicht zu öffnen, wurde uns dann aber doch Einlass gewährt.“
Auf dem Sitzplatz angekommen, folgte die nächste Überraschung: Hinter ihnen saßen zwei Herren mit komplett freiem Oberkörper. „Nur so war ihnen der Eintritt möglich, da auf ihrem T-Shirt ebenfalls eine HSV-Raute zu sehen war. Der Vorschlag der Ordner, das Hemd andersherum anzuziehen, war nicht umsetzbar, weil sich auf dem kleinen Größenschild am Kragen ebenfalls eine Raute befand.“
FC St. Pauli reagiert auf Vorwürfe des HSV-Fans
Beim Einlaufen der Gästemannschaft vor dem Anpfiff seien schließlich Ordner eingeschritten, die „einen neutral gekleideten Sympathisanten des HSV darauf hinwiesen, nicht sichtbar seiner Mannschaft zuzujubeln“. Da war das Maß für Kohn und Müller voll: „Wir fühlten uns diskriminiert, stigmatisiert, in unseren Persönlichkeitsrechten unterdrückt und verachtet. Wie passt das zum Respekt und der Toleranz, die der FC St. Pauli in seinen Leitlinien predigt?“
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Das Abendblatt fragte nach beim Club, dabei stellte sich heraus: Die VIP-Kunden hätten eigentlich auf der Haupttribüne Platz nehmen sollen. Deshalb seien sie über die Regelung, dass bei Risikospielen grundsätzlich keine Gästefarben auf der Südtribüne erlaubt sind, nicht informiert worden. Corona-bedingt gab es jedoch ein Abstandsproblem, und Kohn, Müller und Co. mussten auf die Südtribüne ausweichen, wo die Ordner dann nur ihre Weisungen ausführten.
Übrigens genauso, wie es im Volksparkstadion auf der Nordtribüne Praxis ist. Kuriose finale Note allerdings am Rande: Am Freitag waren überhaupt keine Ultras im Millerntor-Stadion …