Hamburg. Der HSV muss die 23,5 Millionen Euro der Stadt nicht zweckgebunden für die Stadionsanierung einsetzen. Das sorgt für Empörung.

Der Stadiondeal der Stadt mit dem HSV beschäftigt nun auch den Bund der Steuerzahler Hamburg (BdSt). Nachdem das Abendblatt enthüllt hat, dass die 23,5 Millionen Euro für den Kauf des Stadionsgrundstücks nicht zweckgebunden für die dringend benötigte Sanierung des Volksparkstadions eingesetzt werden müssen, prangert die Interessenvertretung aller Steuerzahler nun die Hansestadt für den Vertragsinhalt an.

„Dieser Vorgang ist schlicht ein Schlag in das Gesicht aller Steuerzahler in Hamburg“, klagt Jürgen Nielsen, stellvertretender Vorsitzende des Bundes der Steuerzahler. Schon bei der Verkündung des Deals im September 2020 habe der BdSt erhebliche Zweifel und Bedenken geäußert – und sieht sich darin nun bestätigt.

„Andreas Dressel (Finanzsenator) und Andy Grote (Innensenator), die damals versicherten, es handele sich nicht um einen HSV-Rettungsschirm, sollten sich für diese Täuschung schämen! Oder war ihnen etwa nicht klar, was sie da unterschreiben? Die Steuerzahler haben nicht die Aufgabe, für die Fehler im Management von Fußballvereinen geradezustehen“, sagt Nielsen.

Kritik an der Stadt für HSV-Deal: Dressel hält dagegen

Es sind Aussagen, die einem Angriff gleichkommen. Und diesen wollte die Finanzbehörde (FHH) in dieser Form nicht stehen lassen. „Geschäftsgrundlage des HSV-Deals war es, den Verein in die Lage zu versetzen, Sanierungen am Volksparkstadion und Investitionen insbesondere im Hinblick auf die Euro 2024 selbst zu tragen und die Stadt und damit den Steuerzahler davon freizuhalten“, betonte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) auf Nachfrage.

Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) in der Finanzbehörde.
Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) in der Finanzbehörde. © Marcelo Hernandez | Unbekannt

Dressel weiter: „Dies ist mit der Verpflichtungserklärung zwischen FHH und HSV gelungen, die Teil des Kaufvertrages ist. Und genau das haben wir vollständig transparent Bürgerschaft und Öffentlichkeit dargelegt. Kaufvertrag und sämtliche Anlagen sowie die Drucksache und Protokolle der bürgerschaftlichen Ausschüsse sind öffentlich einsehbar. Wir haben von Anfang an auf volle Transparenz gesetzt – das Gegenteil von Täuschung!“

23,5 Millionen: Das steckt hinter HSV-Deal

Wie das Abendblatt berichtete, gibt es lediglich eine Verpflichtung zwischen dem HSV und der Europä­ischen Fußball-Union (Uefa), dass der Club die Sanierungsanforderung des Verbands für die EM 2024 zu erfüllen hat. Dieser Vertrag ist vor der 23,5 Millionen Euro schweren Einigung mit der Stadt unterschrieben worden. Gegenüber der Stadt hat sich der HSV nur dazu verpflichtet, den Vertrag mit der Uefa zu erfüllen. Mit welchem Geld die anstehende Sanierung bezahlt werden soll, ist dagegen nicht Bestandteil des Kaufvertrags mit der Hansestadt.

Im Klartext: Die 23,5 Millionen Euro dienen zwar als finanzielle Unterstützung, um das Volksparkstadion zu modernisieren. Explizit dafür eingesetzt werden muss die Zahlung dafür aber nicht.

Mehr zum Thema:

Ein Zustand, der für Nielsen inakzeptabel ist. „Die 23,5 Millionen Euro können nach Recherchen des Abendblatts mutmaßlich verwendet werden, um teure Fußballer an die Elbe zu locken. Man mag sich gar nicht vorstellen, was passiert, wenn der HSV in die Insolvenz rutscht. Das Geld der Hamburger dürfte dann weg sein. Und das in einer Zeit, in der die Menschen wegen Corona um ihre Existenz bangen.“

HSV: Bund der Steuerzahler teilt Expertenansicht

Offensichtlich teilt der stellvertretende Vorsitzende des Bundes der Steuerzahler Hamburg die Ansicht des Kapitalmarktexperten Eric Wiese von der Hamburger Vermögen GmbH, der dem Abendblatt sagte: „Es besteht die Gefahr, dass Hamburg am Ende kein saniertes Stadion hat und die Stadt vorerst um 23,5 Millionen Euro ärmer ist.“

Eine Aussage, die Nielsen nun nahezu wortgleich wiederholte. „Wir sehen die Gefahr, dass Hamburg am Ende kein saniertes Stadion hat und die Stadt vorerst um 23,5 Millionen Euro ärmer ist.“