Hamburg/Wetzlar. Hamburgs Bundesligahandballer verlieren bei der HSG Wetzlar an einem mitunter chaotischen Abend 26:31. Levin Unbehaun bester Werfer.

Als am Donnerstagabend die Schlusssirene in der Buderus-Arena ertönte, war den Spielern des HSV Hamburg (HSVH) die pure Erschöpfung, aber auch Enttäuschung anzusehen. Mit 26:31 (15:14) verloren Hamburgs Bundesligahandballer bei der HSG Wetzlar, die ihren ersten Heimsieg dieser Saison feierte. Es war ein extrem schmerzhafter Abend mit frühen Rückschlägen und bitteren Verletzungen.

„Heute war es echt schwer“, sagte Rechtsaußen Levin Unbehaun, der mit sieben Toren bester HSVH-Werfer war. „Wir haben am Ende hinten den Kopf verloren, sodass wir das Spiel selbst aus der Hand gegeben haben.“ Für den HSVH war es die vierte Pflichtspielniederlage in Folge.

Handball: HSV Hamburg kommt in Wetzlar gut ins Spiel

Dabei war der Start gut, der HSVH stellte eine gut organisierte und aggressive Abwehr. Der Plan, die fehleranfälligen Gastgeber mit Tempogegenstößen zu bestrafen, ging früh auf (6:3/10.). Danach bekamen die Hamburger allerdings Probleme, insbesondere HSG-Spielmacher Dominik Mappes fand immer wieder Lücken. Zu allem Überfluss musste auch noch Rechtsaußen Frederik Bo Andersen mit einer Oberschenkelverletzung früh raus.

Bitter waren auch die umstrittenen Strafen, die die personell dünn aufgestellten Gäste schwächten. Dominik Axmann sah bereits in der 16. Minute seine zweite Zweiminutenstrafe, drohte also fortan durch ein weiteres Vergehen des Spielfelds verwiesen zu werden. „Bei der ersten Zweiminutenstrafe war ich nicht mal dabei“, schimpfte Axmann richtigerweise, der von den Schiedsrichtern mit Jacob Lassen verwechselt worden war. „Und bei der zweiten schreit der andere schon, als er hochspringt.“

HSVH-Kreisläufer Niklas Weller sieht früh die Rote Karte

Noch härter traf es aber Kapitän Niklas Weller, der in der 18. Minute nach einem Videobeweis mit Rot auf der Tribüne Platz nehmen musste. Der Hamburger Abwehrchef hatte Gegenspieler Jona Schoch mit der Hand im Gesicht getroffen, eine Zweiminutenstrafe wäre in dieser Szene aber auch möglich gewesen. Das sah auch Weller so, der lautstark schimpfte.

Fortan hatten die Hamburger in Dino Corak, der vor wenigen Wochen reaktiviert worden war, nur noch einen Kreisläufer zur Verfügung. Zu allem Überfluss löste sich auch noch die Rückennummer auf Coraks Trikot. Weil es offenbar kein Ersatzshirt gab, wurde Coraks Nummer 18 kurzerhand mit Filzstift aufgemalt.

Corak wechselt die Trikotnummer im Spiel

Nach der Pause (15:14/30.) gab es dann doch ein neues Trikot für Corak. Zwar eins mit der Nummer fünf, dafür aber mit richtigem Flock. Während der HSVH in vielen anderen Bundesligaspielen unter diesen erschwerenden Umständen wohl keine Siegchance mehr gehabt hätte, profitierte Torsten Jansens Team nun vom Unvermögen Wetzlars. Mehrfach verloren die Gastgeber im Angriff den Ball, Leif Tissier warf in der 39. Minute die erste Viertoreführung heraus (21:17).

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Nun leistete sich aber auch der HSVH offensiv Ballverluste und Fehlwürfe, Wetzlar spielte sich vor 3788 Zuschauern in einen kleinen Rausch. Die Hamburger kassierten einen 0:4-Lauf, das Spiel war plötzlich wieder offen (21:21/43.). Es kam aber noch dicker, da sich nach Andersen in Unbehaun eine Viertelstunde vor Schluss auch noch der zweite HSVH-Rechtsaußen verletzte (Sprunggelenk) und zumindest vorübergehend in Alexander Hartwig ein gelernter Linksaußen und Rechtshänder auf gänzlich ungewohnter Position ranmusste.

Nach kurzer Behandlung kam Unbehaun zwar zurück, doch auch weil die Torhüter Mohamed El-Tayar (fünf Paraden) und Robin Haug (zwei) einen schlechten Tag erwischten, setzte sich Wetzlar in der Schlussphase erstmals auf drei Tore (24:27/55.) ab. Davon konnten sich die Gäste dann endgültig nicht mehr erholen.