Hamburg. HSVH und Sportstaatsrat ziehen positives Zwischenfazit nach Modellversuch. Noch vier Siege bis zur Bundesliga.

Die 1000 Zuschauer hatten die Barclaycard Arena nach dem hart erkämpften 31:29-Sieg des HSV Hamburg (HSVH) gegen den ThSV Eisenach längst verlassen, als Sebastian Frecke am späten Freitagabend völlig erschöpft im leeren Logenbereich der riesigen Arena stand. „Wir sind alle abgearbeitet und einfach komplett durch nach dieser Woche“, gab der HSVH-Geschäftsführer einen Einblick in seine körperliche Verfassung.

 Die harte Arbeit hatte sich gelohnt, das Fazit nach der ersten Veranstaltung in der Barclaycard Arena seit 445 Tagen fiel positiv aus. „Ich habe mit allen Dienstleistern gesprochen, es waren alle sehr zufrieden. Die Zuschauer waren sehr vorsichtig und sind dem Hygienekonzept gefolgt“, sagte Frecke.

 Für Stadt und Verein ist die Fan-Rückkehr bereits ein Erfolg

Auch Sportstaatsrat Christoph Holstein verschaffte sich am Freitagabend vor Ort einen guten Eindruck. „Organisatorisch ging es darum, längere Schlangen und Gruppenbildungen zu vermeiden. Das wirkte für mich alles sehr professionell. Die wissenschaftliche Bewertung folgt erst später“, sagte Holstein. Für Stadt und Verein ist die Fan-Rückkehr dennoch bereits ein Erfolg. „Für die komplette Kultur- und Sportbranche war das heute ein wichtiges Modellprojekt. Wir freuen uns, dass wir dabei ein Vorreiter sind“, sagte Frecke.

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Obwohl auch das Gesundheitsamt, das den Modellversuch mit drei Mitarbeitern in der Arena überwachte, ebenfalls zufrieden gewesen sei, habe man noch Verbesserungspotenzial, betont der HSVH-Geschäftsführer. „Die Teststation an der Halle war unterbesetzt, sodass manche Menschen dort zu lange warten mussten. Viele der Mitarbeiter in der Halle haben sich vorher auch nicht online angemeldet, sodass es dort auch zu Wartezeiten kam“, berichtete Frecke.

Testlauf für das Final Four im DHB-Pokal

Der Freitagabend war zugleich ein wichtiger Testlauf für das Final Four im DHB-Pokal, das bereits an diesem Donnerstag und Freitag in der Barclaycard Arena ausgetragen wird. „Die wissenschaftliche Auswertung wird erst nach dem Final Four feststehen, weil das Modellprojekt nach sieben Tagen eine Reihentestung aller Zuschauer vorsieht“, erklärt Holstein.

Erst wenn die 1000 Zuschauer Ende dieser Woche erneut getestet werden, kann der Modellversuch vom Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut wissenschaftlich ausgewertet werden. Die Entscheidung, ob beim Final Four erneut nur 1000 oder bereits 2000 Fans dabei sein dürfen, trifft die Stadt aber bereits an diesem Montag.

Auch HSVH-Geschäftsführer Frecke wird das Final Four gespannt mitverfolgen

 „Da beispielsweise der Vorverkauf für das Final Four beginnen muss, müssen wir eine zügige Entscheidung treffen“, kündigte Holstein an. Seit dem vergangenen Donnerstag verkaufte die Handball-Bundesliga bereits einen ersten Teil der Tickets. Bei 2000 zugelassenen Fans gebe es dann auch Karten für den Oberrang.

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Auch HSVH-Geschäftsführer Frecke wird das Final Four gespannt mitverfolgen. „Das Final Four hat einen Einfluss darauf, ob wir im letzten Heimspiel 2000 Zuschauer begrüßen dürfen. Deshalb hoffen wir, dass die Fans dort genauso diszipliniert sind“, sagte Frecke.

Angespannte Personallage

Am 22. Juni empfängt der HSVH am vorletzten Saisonspieltag den ASV Hamm-Westfalen in der Barclaycard Arena. Nachdem der VfL Gummersbach das Verfolgerduell gegen den TuS N-Lübbecke am Freitagabend verlor (27:35), benötigt der HSVH noch drei Siege und ein Remis aus den verbleibenden fünf Saisonspielen, um den Aufstieg perfekt zu machen. Gewinnt der Tabellenführer die nächsten drei Auswärtsspiele, kann dies bereits im Heimspiel gegen Hamm gelingen. „Es ist der Wunsch und der Traum von allen, dass wir das mit 2000 Zuschauern im Rücken hinbekommen“, sagte Frecke.

Sportlich bereitet dem Geschäftsführer die angespannte Personallage am meisten Sorgen. Gegen Eisenach fehlten gleich vier HSVH-Spieler alleine im Rückraum verletzt. Spielmacher Leif Tissier, der vor dem Spiel mit mehreren Blessuren nur eingeschränkt trainieren konnte, musste sich 60 Minuten lang durchbeißen. „Vor dem Spiel habe ich wieder zwei, drei Tage ausgesetzt. Jetzt werden es wohl wieder drei, vier Tage werden“, sagte Tissier. „Es kann sich jetzt keiner mehr vor der Verantwortung drücken. Das kann auch ein Vorteil sein.“

Auf den Kopf kommt es an

Umso wichtiger, sagte Tissier, das linke Knie bandagiert, das Sprunggelenk von einer leichten Schiene stabilisiert, seien die Fans gewesen. „Für die Moral und den Kopf waren die Zuschauer enorm wichtig. Da hat man gemerkt, wofür man den Sport macht“, sagte er. Auch Geschäftsführer Frecke weiß, dass sein Team fünf Spiele vor Schluss alles andere als frisch ist. „Der Körper entscheidet es in den letzten Spielen nicht mehr – der ist bei allen Teams durch. Jetzt ist der Kopf ganz wichtig“, sagte Frecke.

Grundsätzlich stehe der HSVH, der noch ein Nachholspiel in der Hinterhand hat, zum jetzigen Zeitpunkt zu Recht auf Platz eins, findet Frecke. „Es ist egal, wie sehr wir uns bis zum Saisonende durchschleppen. Solange wir uns bis ins Ziel schleppen, ist alles gut“, sagte Frecke, ehe er den Logenbereich gegen 22.30 Uhr wieder verließ, um in den verdienten Feierabend zu starten. „Und jetzt schleppen wir uns erst einmal nach Hause und trinken ein alkoholfreies Bier.“ Prost!

Das HSVH-Restprogramm: 4. Juni: Rimpar Wölfe (A), 8. Juni: TV Hüttenberg (A), 13. Juni: Elbflorenz Dresden (A), 22. Juni: Hamm-Westfalen (H), 26. Juni: BBM Bietigheim (A)