Hamburg. Weil die Sporthalle Hamburg bis Jahresende gesperrt sein dürfte, soll ab August in einer mobilen Leichtbauhalle gespielt werden.
Es klang wie ein Scherz, als Sebastian Frecke vor zwei Wochen nach dem Derby gegen den VfL Lübeck-Schwartau in der Trainingshalle des HSV Hamburg (HSVH) stand und laut über alternative Heimspielstätten nachdachte. „Zur Not spielen wir halt im Zelt“, sagte der Geschäftsführer der Zweitligahandballer und lachte. Doch was zunächst noch surreal schien, ist heute tatsächlich Freckes favorisierte Lösung.
Die eigentliche HSVH-Heimspielstätte, die Sporthalle Hamburg in Winterhude, ist nach Mängeln an der Dachkonstruktion vorerst nicht mehr bespielbar. Frecke rechnet damit, dass die 1968 eröffnete Halle noch acht Monate gesperrt sein könnte. Spielstätten wie die Wilhelmsburger edel-optics.de Arena sind für den HSVH zu klein, die Barclaycard Arena ist zu teuer und im kommenden Jahr bereits mit mehr als 200 Veranstaltungen nahezu ausgebucht.
Alternativen abschätzen
„Wir müssen die Alternativen abschätzen, die schnell umsetzbar sind. Aktuell kommt da nur ein Zelt infrage“, sagt Frecke. Das Problem: Bei der Lizenzvergabe für die 1. und 2. Handball-Bundesliga hatte Frecke noch die Sporthalle Hamburg mit einer Auslastung von 3570 Zuschauern angegeben. Auch wenn der HSVH im Aufstiegsfall einzelne Topspiele wie gegen den THW Kiel oder die SG Flensburg-Handewitt in der rund 11.000 Zuschauer fassenden Barclaycard Arena austragen könnte, benötigt er bis zu einer Rückkehr in die Sporthalle Hamburg eine Halle mit rund 4000 Plätzen. Eine Halle, die es in Hamburg nicht gibt.
Lesen Sie auch:
- HSV Hamburg verpflichtet nächsten Bundesliga-Profi
- HSVH-Horrorwoche: Ein Derby voller Herausforderungen
„Die Fans haben schon erklärt, dass sie auch weite Reisen antreten würden, um uns zu unterstützen“, berichtet Frecke, „trotzdem ist das nicht unser Wunsch.“ Er hat bereits zwei Angebote für beheizbare Leichtbauhallen eingeholt. Ohne die dazugehörige Infrastruktur liegen beide im Bereich von einer Million Euro.
Frecke: „Für uns allein sind die Kosten nicht zu stemmen“
„Für uns allein sind die Kosten nicht zu stemmen“, sagt Frecke. Würde der HSVH eine andere Halle mieten, betrügen die Kosten pro Spiel zwischen 5000 und 30.000 Euro, insgesamt pro Saison eine Summe zwischen 100.000 und 500.000 Euro. In diesem Bereich würde der HSVH die Leichtbauhalle auch bezuschussen.
Der fehlende Teil des Betrages würde einerseits von der Stadt und andererseits von Eventveranstaltern beigetragen, die die Leichtbauhalle ebenfalls als Alternative zur Sporthalle Hamburg nutzen könnten. „Wenn man den Veranstaltungskalender der Sporthalle Hamburg der vergangenen Jahre betrachtet, gibt es diverse Konzerte, denen diese Veranstaltungsgröße jetzt ebenso fehlt“, erklärt Frecke, „es müsste ein Nutzungsplan erstellt werden, um die Leichtbauhalle auch mit anderen Events außerhalb des Handballs zu refinanzieren.“
Weiteres Geld dürfte der HSVH aus dem voraussichtlich nicht erfüllten, aber bis Sommer 2022 laufenden Mietvertrag mit der Sporthalle Hamburg erwarten.
Duschen und Umkleiden in modular erweiterbaren Nebenzelten
Dazu unterhält sich der HSVH-Geschäftsführer nächste Woche mit Innen- und Sportsenator Andy Grote. Dann soll auch die Frage nach einem passenden Standort erörtert werden. Insgesamt benötigt die Leichtbauhalle eine Fläche von 4500 Quadratmetern. Mögliche infrastrukturell angeschlossene Standorte wären die Bahrenfelder Trabrennbahn, der Großmarkt in Hammerbrook oder das Heiligengeistfeld.
Duschen und Umkleiden wären neben dem Hauptzelt in modular erweiterbaren Nebenzelten untergebracht. Zudem schreibt die HBL eine Lichthöhe von mindestens acht Metern und mindestens sieben Sitzreihen vor. Frecke wünscht sich Tribünen auf sämtlichen Spielfeldseiten. „Wir haben den Zeitdruck, Ende August in den Ligabetrieb starten zu müssen. Bis dahin muss eine Lösung her“, sagt er.
Saison beginnt am 28. August mit der ersten Pokalrunde
Die Saison beginnt am 28. August mit der ersten Pokalrunde. Obwohl für den Aufbau nur zehn Werktage benötigt würden, muss wegen der aufwendigen Planung zeitnah entschieden werden. „Wenn wir jetzt keine weitere Zeit verlieren, ist es realistisch, Ende August ein fertiges Zelt hier stehen zu haben“, sagt Frecke.
Die ursprünglich für April 2020 geplante Pokalendrunde in der Barclaycard Arena wird am 3. und 4. Juni nachgeholt. Die Halbfinals am Donnerstag bestreiten Lemgo Lippe und der THW Kiel (17 Uhr) sowie Melsungen und Hannover-Burgdorf (19.30 Uhr, beide Sky). Das Finale findet am Freitag um 17.30 Uhr statt.