Hamburg. Gegen Lübeck-Schwartau muss das Hamburger Team in seine Trainingshalle ausweichen. Spielmacher Leif Tissier fehlt verletzt.
Das Spiel verloren, den Spielmacher verloren, die Halle verloren: Sebastian Frecke dürfte schon deutlich entspanntere Wochen erlebt haben als die vergangene. Erst musste der Geschäftsführer des HSV Hamburg (HSVH) am vergangenen Freitag mit ansehen, wie der Tabellenführer der 2. Handball-Bundesliga mit 27:29 bei Schlusslicht TuS Fürstenfeldbruck baden ging und sich zu allem Überfluss noch Shootingstar Leif Tissier am Knie verletzte.
Obwohl sich die erste Befürchtung eines Kreuzbandrisses am Montag glücklicherweise nicht bestätigte, fällt der Spielmacher mit überstrecktem Kreuzband und einem knöchernen Ödem im linken Knie an diesem Freitagabend (20 Uhr/sportdeutschland.tv) im Nordderby gegen den VfL Lübeck-Schwartau definitiv aus. Als am Dienstag dann auch noch die Sporthalle Hamburg wegen Mängeln in der Dachkonstruktion gesperrt wurde, war die HSVH-Horrorwoche perfekt.
HSVH muss Heimspiele in Halle am Volkspark austragen
Anstatt in der Sporthalle in Winterhude, muss der HSVH die kommenden Heimspiele in seiner Trainingshalle, der q.beyond Arena am Volkspark austragen. „Ich könnte mir vorstellen, dass es ein Vorteil sein kann, in unserer gewohnten Trainingshalle spielen zu können“, versucht sich Frecke in Zweckoptimismus. Die rund 50 Meter lange LED-Werbebande ließ der HSVH am Donnerstag aufbauen, für den Livestream werde man in der engen Halle ebenfalls eine Lösung finden, berichtet der HSVH-Geschäftsführer.
„Irgendwie passt das Hallenthema zur ganzen Saison, weil man gefühlt vor nichts sicher ist“, sagt HSVH-Kapitän Lukas Ossenkopp und lacht. „Wir haben bisher aber gezeigt, dass wir mit allen Unwägbarkeiten gut umgehen können.“
Zweimonatige Sperrung der Halle in Winterhude
Da die Ingenieure zurzeit von einer mindestens zweimonatigen Sperrung der Sporthalle ausgehen, möchte der HSVH spätestens zum Heimspiel gegen Wilhelmshaven (9. Mai) in eine größere Arena umziehen. Zurzeit präferiert Frecke mit der Barclaycard Arena die teuerste, aber mit rund 13.000 Plätzen auch geräumigste Option. Sollte die Stadt dem HSVH in den nächsten Wochen das Modellprojekt mit bis zu 1500 Zuschauerinnen und Zuschauern genehmigen, wäre dies in der Barclaycard Arena am besten umsetzbar.
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Zuvor muss sich der HSVH allerdings ausgerechnet im Derby mit der q.beyond Arena, die normalerweise nur für Spiele in der A-Jugend-Bundesliga zugelassen ist, begnügen. „Wir kennen unsere Trainingshalle in- und auswendig. Ob das ein Vorteil ist, wird sich noch zeigen. Wir hatten dort noch nie das Gefühl eines Punktspiels. Deshalb wird das eine große Umstellung“, sagt Ossenkopp.
Entscheidene Phase im Aufstiegskampf
Das Spiel gegen Lübeck-Schwartau läutet nicht nur das letzte Saisondrittel, sondern auch die entscheidende Phase im Aufstiegskampf ein. Dass der Druck nicht geringer wird, zeigen die letzten Ergebnisse der drei Topteams. So verlor der VfL Gummersbach beispielsweise gegen den abstiegsbedrohten TuS Ferndorf (25:27) am Dienstagabend bereits das zweite Spiel in Folge.
Da Ferndorf jedoch einen möglicherweise nicht spielberechtigten Spieler eingesetzt hat, legte Gummersbach nach Abendblatt-Informationen bereits offiziell Protest gegen die Wertung ein. „Alle Mannschaften wissen, dass jetzt die Crunchtime der Saison beginnt. Der Kopf wird dabei für viele Spieler eine immer größere Rolle spielen“, glaubt Geschäftsführer Frecke.
Kapitän Ossenkopp fordert Reaktion vom Team
Kapitän Ossenkopp, im Mittelblock hauptverantwortlich für die zuletzt schwächelnde HSVH-Deckung, kritisierte nicht nur bei der 28:31-Hinspielpleite die fehlende Mentalität. Insbesondere nach dem schwachen Auftritt in Fürstenfeldbruck müsse es im Derby eine Reaktion geben. „Jeder weiß, was das für ein Spiel ist. Jeder möchte sich persönlich, aber auch als Mannschaft nach dem letzten Auftritt rehabilitieren. Wir werden eine ganz andere Körpersprache an den Tag legen“, sagt der 28-Jährige.
An Selbstvertrauen mangelt es dem HSVH dennoch nicht. „Wir wissen, dass wir als Favorit ins Spiel gehen“, sagt Frecke, der die Kaderplanung für die nächste Saison im Hintergrund weiter vorantreibt. Mit den Verpflichtungen von Nationalmannschafts-erfahrenen Spielern wie Kreisläufer Manuel Späth (FC Porto), dem Rückraumrechten Nicolai Theilinger (Frisch Auf Göppingen) und Nationaltorwart Johannes Bitter (TVB Stuttgart) sind die wichtigsten Baustellen bereits geschlossen.
HSVH will mit Torwart Vortmann verlängern
Mit Torwart Jens Vortmann, der im Februar als Verstärkung aus Wilhelmshaven kam, möchte der HSVH nach Abendblatt-Informationen zudem über den Sommer hinaus verlängern. Frecke und Vortmann, dessen Familie im Sommer aus Berlin nach Hamburg ziehen würde, befinden sich zurzeit in Gesprächen. Verlängert Vortmann, müsste jedoch einer der beiden aktuellen Keeper Jonas Maier und Marcel Kokoszka, deren Verträge noch bis Sommer 2022 laufen, im Sommer gehen.
Mit dem Rückraumrechten Jannik Hausmann befindet sich der HSVH ebenfalls in abschließenden Gesprächen. Nach Abendblatt-Informationen will Hausmann, der seit seinem Wechsel im Winter mit seiner Freundin eine gemeinsame Wohnung in Hamburg bezogen hat, beim HSVH bleiben. Die HSVH-Verantwortlichen würden den nur 1,83 Meter großen Hausmann allerdings ab Sommer als zweiten Rechtsaußen neben Thies Bergemann einplanen. Viel Gesprächsbedarf für Geschäftsführer Frecke, dessen nächste Wochen nicht weniger stressig werden dürften.