Hamburg. Hamburger Vizepräsident Martin Schwalb mahnt mehr Geschlossenheit im Verein an. Bundesliga nominiert ehemaligen Nationaltorhüter.

Martin Schwalb (61), der Vizepräsident des Handball Sport Vereins Hamburg (HSVH), hat zu mehr Geschlossenheit im Verein aufgerufen. Angesichts des sich abzeichnenden und zum Teil schon währenden Machtkampfes im Club um Posten und Einfluss, sagte der ehemalige Meistertrainer zum Abendblatt: „Jetzt geht es doch nur noch um eins: um die Lizenz für die Bundesliga. Und für die kämpfen wir alle weiterhin gemeinsam. Dieses Bild müssen wir aber auch nach außen abgeben.“

Dass der Verein später die Vorgänge aufarbeiten müsse, wie er in diese existenziell bedrohliche Lage kommen konnte, sei selbstverständlich. „Das kann jedoch nur der nächste Schritt sein“, sagte Schwalb, dessen Beratervertrag beim HSVH vorerst ruht. Zuletzt hatte er dem Verein seine Honorare gestundet.

Schiedsgericht: Bundesliga schickt Andreas Thiel

Die Handball-Bundesliga (HBL) hatte dem HSVH am 3. Mai die Lizenz für die nächste Saison verweigert, das HBL-Präsidium diese Entscheidung drei Tage später bestätigt. Die Hamburger hatten die Bedingungen der Liga nicht fristgerecht erfüllt, die geforderten 4,1 Millionen Euro des Investors Philipp Müller landeten 65 Minuten zu spät auf dem Konto der Spielbetriebsgesellschaft. Jetzt kommt es am 30. Mai unter Vorsitz des Bochumer Rechtsanwalts und Sportrechtlers Christof Wieschemann (62) zur ultimativen Schiedsgerichtsverhandlung.

Die HBL hat inzwischen ihren Justiziar Andreas Thiel (64), den ehemaligen Nationaltorwart („Der Hexer“), als ihren Beisitzer nominiert. Wer die Interessen des HSVH in dem letztinstanzlichen Dreier-Gremium vertritt, hat der Club bisher nicht bekannt gegeben. Das Urteil fällt auf Grundlage einer Mehrheitsentscheidung.

HSVH Hamburg: Jansen will andere Mannschaft sehen

Mannschaftliche Geschlossenheit würde auch dem Bundesligateam des HSVH helfen, um sich mit Anstand aus der Saison, notfalls aus der Liga zu verabschieden. Bei der erschütternden 27:39 (16:21)-Niederlage am Sonnabend in Leipzig hatte es wie zuvor am Mittwochabend beim 30:41 gegen Flensburg eine Flut von Gegentoren und ein beklagenswertes Rückzugsverhalten gegeben.

„Bei allem Verständnis für unsere schwierige Situation, für die ganzen Ungewissheiten und die Sorgen, die sich alle machen, in den letzten beiden Spielen will ich verdammt noch mal eine andere Mannschaft sehen. Aber das wollen die Jungs sicherlich auch“, sagte Cheftrainer Torsten Jansen (47).

Die beiden letzten Gegner des HSV Hamburg sind am 29. Mai (19 Uhr, Sporthalle Hamburg) Aufsteiger ThSV Eisenach und am 2. Juni (16.30 Uhr) auswärts Absteiger HBW Balingen-Weilstetten. Sportlich hat die Mannschaft die Klasse bereits gehalten. In welcher Liga sie aber in der nächsten Saison spielen wird, entscheidet sich am 30. Mai in Hannover.

Die Mitgliederversammlung des HSVH am 27. Mai könnte jedoch schon erste Hinweise darauf geben, ob es nach einem Zwangsabstieg zu einem Neustart in der 3. Liga Nord-Ost käme. Nach Abendblatt-Informationen würden wohl Präsident Marc Evermann und das langjährige Präsidiumsmitglied Sven Hielscher es noch mal versuchen. "Der HSV Hamburg ist mein Verein, auch in schlechten Zeiten", sagte Hielscher vor Kurzem.