Hamburg. Bundesligahandballer des HSV Hamburg verschlafen beim 28:30 beim HC Erlangen die Anfangsphase. Lage im Abstiegskampf wird bedrohlicher.

Schon nach wenigen Minuten dürfte der eine oder andere Fan des HSV Hamburg (HSVH) am Freitagabend einen prüfenden Blick auf den TV-Bildschirm geworfen haben. Hatten sie versehentlich das falsche Programm eingeschaltet? Das Auswärtsspiel beim HC Erlangen sah irgendwie verdächtig nach einer Horrorsendung aus. Aber nein, es stimmte alles. Wie im falschen Film kam sich derweil aber auch Torsten Jansen vor. „Jetzt müssen wir mal die Birne einschalten“, giftete der Trainer von Hamburgs Bundesligahandballern in seiner Auszeit, nach knapp neun Minuten lag sein Team bereits mit fünf Toren (1:6) zurück.

Diese Hypothek wurde der HSVH im Duell mit dem direkten Abstiegskampfkonkurrenten nicht mehr richtig los, am Ende stand es 28:30 (12:15). „Das ist immer schlecht, wenn man wie ein Murmeltier dahinvegetiert“, klagte Jansen. Für die Gäste, bei denen der Däne Casper Mortensen mit neun Toren erfolgreichster Werfer war, war es ein weiterer Rückschlag, der bisher letzte Hamburger Bundesligasieg datiert vom 17. November 2023. Es war das Hinspiel gegen ebenjene Erlanger, 31:23 hieß es damals in der Sporthalle Hamburg.

Handball: HSV Hamburg lag früh im Spiel mit fünf Toren zurück

In den ersten Minuten waren es in erster Linie die vielen falschen Entscheidungen im Angriff, die dem HSVH den frühen Rückstand einbrockten. Immer wieder gab es unerklärliche Abspiel- oder Schrittfehler, zudem ließ HCE-Keeper Klemen Ferlin die Hamburger Profis früh verzweifeln. Niklas Weller (8./12.), Thies Bergemann (11.) oder auch Dino Corak (20.) vergaben freistehend gegen den Erlanger Schlussmann, was dem HSVH auf der anderen Seite um die Ohren flog.

„Wir bekommen Gegenstoßtore ohne Ende“, ärgerte sich Torhüter Johannes Bitter, der am Ende des Spiels nur auf vier Paraden kam, in der Pause. „Es war wenig gut, abgesehen von der Aufholjagd.“ Mitte der ersten Halbzeit kamen die Hamburger besser ins Spiel, profitierten dabei auch von unkonzentrierten Aktionen der Gastgeber. Bis zur Pause unterliefen Erlangen neun technische Fehler (Hamburg vier), wodurch der HSVH zeitweise wieder bis auf zwei Tore herankam. Das Problem blieb aber in erster Linie die Wurfquote, zum Seitenwechsel lag diese gerade mal bei 46 Prozent, am Ende bei 57 Prozent.

Fehlerfestival in Halbzeit zwei bei beiden Teams

Problematisch war aus Hamburger Sicht auch, dass Rückraumspieler Zoran Ilic bereits in der 24. Minute seine zweite Zweiminutenstrafe sah. Weil ihm bei einem weiteren Vergehen die Rote Karte drohte, gab Neuzugang Martin Risom (zuvor KIF Kolding/Dänemark) noch in der ersten Halbzeit sein Debüt für den HSVH. Spielmacher Dani Baijens erhielt in der 37. Minute ebenfalls seine zweite Zweiminutenstrafe, musste wie Ilic fortan mit mehr Vorsicht in der Abwehr agieren.

Im Gegensatz zu den ersten 30 Minuten verschlief der HSVH den Beginn der zweiten Hälfte nicht, machte vorne nun etwas weniger Fehler. Ganz anders sah es nun bei den Erlangern aus, die die Gäste mit einigen Geschenken zurück ins Spiel holten. Dreimal bot sich den Hamburgern Mitte der zweiten Halbzeit die Chance zum Ausgleich, dreimal versagten ihnen aber die Nerven. Es entwickelte sich nun eine Phase, bei denen Handball-Ästheten Schmerzen vom Zusehen bekommen haben könnten. Beide Teams wechselten sich phasenweise im Fünf-Sekunden-Takt mit Ballverlusten ab, es war ein regelrecht skurriles Schauspiel.

Dani Baijens sieht die Rote Karte

Fehlender Kampfgeist war dem HSVH nicht vorzuwerfen, insbesondere Ilic, Baijens und Leif Tissier trieben aus dem Rückraum immer wieder an, gewannen wichtige Eins-gegen-eins-Duelle. Etwas zu nervös war Baijens aber, als er in der 54. Minute am Spielfeldrand eine Wasserflasche auf das Feld fallen ließ und als achter Mann auf die Platte lief, um diese zurückzuholen. Wechselfehler, Zweiminutenstrafe Nummer drei, Rote Karte (54.).

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Es war bereits der Vorbote der wenige Augenblicke später fallenden Vorentscheidung. Bei drohendem Zeitspiel – Erlangen blieb nur noch ein Pass – ließ sich der HSVH per Kempatrick düpieren (26:28/58.), im direkten Gegenzug vergab Weller erneut freistehend gegen Ferlin. „Der Ausgleich wäre psychologisch wichtig gewesen“, sagte Jansen, der nach der Schlusssirene sichtlich frustriert war. „Leider haben wir den Anfang des Spiels verpennt.“