Hamburg. Frederik Bo Andersen ist hauptberuflich Bundesligaspieler beim HSV Hamburg. Abseits des Sports beschäftigen ihn aber andere Dinge.
Wer so gut wie jedes Wochenende vor mehreren Tausend Zuschauern in der Handball-Bundesliga auf dem Feld steht, dürfte sich eigentlich nicht so einfach aus der Ruhe bringen lassen. Am Dienstagabend geriet Frederik Bo Andersen dann aber doch etwas in Stress. Gemeinsam mit seinem Onkel Henrik Bo Andersen eröffnete der Rechtsaußen des HSV Hamburg (HSVH) eine Kunstausstellung („Apollo to Apollo“) in Hoheluft-Ost, erst wenige Minuten vor dem Start wurden die beiden Dänen fertig. Noch bis einschließlich Sonntag stellt der Handballprofi mehr als 2000 Jahre alte Miniaturkunstwerke und davon inspirierte Gemälde in der MUMA Gallery (Eppendorfer Weg 235) aus.
Nachdem Andersen seinen HSVH-Mitspielern am Dienstag einen exklusiven Vorab-Einblick verschaffen konnte, muss die Ausstellung an diesem Freitag (19/Uhr/Dyn) ohne ihn auskommen. Dann tritt er mit dem HSVH beim HC Erlangen an. „In gewisser Weise ist ein Handballspiel auch eine Form von Kunst. Es geht einerseits um Kreativität, andererseits aber auch um harte Arbeit, um etwas Außergewöhnliches zu schaffen“, sagt Andersen, als er am Dienstagabend in dem kleinen Ausstellungsraum steht.
Handball: Andersen begeistert sich für antike Miniaturkunstwerke
Knapp 40 Menschen schieben sich an ihm vorbei, immer wieder beantwortet Andersen geduldig Fragen zu den antiken Münzen und Broschen sowie aktuellen Gemälden, die er gemeinsam mit seinem Onkel kuratiert hat. „Mein Onkel hat mir schon mein ganzes Leben lang von Kunst erzählt. Als er mir irgendwann die 2700 Jahre alten Stücke gezeigt hat, hat mich das sofort fasziniert“, sagt der 25-Jährige. „Die Detailversessenheit, mit denen die Stücke vor fast drei Jahrtausenden hergestellt worden sind, lässt sich heutzutage nicht wiederholen.“
Dani Baijens kann die Begeisterung seines Mitspielers am Eröffnungsabend noch nicht ganz nachvollziehen. Was denn so besonders an den Münzen sei, fragt der HSVH-Spielmacher. „Die Einzigartigkeit“, antwortet Andersen. Baijens nickt, zieht die Mundwinkel nach unten und widmet sich dem nächsten Miniaturkunstwerk. Und woher wisse man, dass die Dinger tatsächlich 2700 Jahre alt sind, hakt Baijens nach. Wieder bleibt Andersen geduldig, erzählt von mikroskopischen Analysen und Literaturrecherche. Der Niederländer nickt erneut, halb zufrieden, halb ratlos.
Andersen nimmt einmal pro Monat an Online-Auktionen teil
„Das Sammeln von Kunst ist ein perfektes Hobby, man kann sich stundenlang mit Auktionen beschäftigen. Mir macht das Spaß, und es ist ein guter Ausgleich zum Handball“, sagt Andersen. „Hamburg ist eine sehr kunstinteressierte Stadt. In Dänemark ist das nicht so stark ausgeprägt.“ Beim HSVH ist er mit seiner Leidenschaft allerdings noch alleine, auch WG-Kumpel und Kreisläufer Andreas Magaard ließ sich noch nicht dafür begeistern. „Ich versuche schon seit längerer Zeit, Andreas von dem Thema zu erzählen. Bisher ist er aber noch nicht wirklich interessiert“, sagt Andersen und lacht.
Rund einmal pro Monat nehme er an Online-Auktionen teil oder besuche Museen, erzählt der Linkshänder, der beim HSVH als viertbester Torschütze in dieser Saison zu den Leistungsträgern zählt. „Ich sammle die Objekte nur für mich selbst. Wenn sich Menschen dafür interessieren, zeige ich ihnen die aber auch gerne“, sagt Andersen, der auch beim Handball mitunter zum Künstler wird. „Bei meinen Würfen entscheiden sehr oft die Intuition und Kreativität.“
Auch Trainer Jansen muss zum Künstler werden
HSVH-Trainer Torsten Jansen konnte bei der Ausstellungseröffnung nicht dabei sein, der Geburtstag seiner Frau Anke ging am Dienstag vor. „Ich persönlich habe da zwar keine große Expertise, finde es aber toll, wenn sich die Jungs auch für solche Themen begeistern können“, sagt Jansen, dem gegen den direkten Tabellennachbarn Erlangen in Magaard, den Rückraumspielern Dominik Axmann und Jacob Lassen sowie Torwart Jens Vortmann vier Leistungsträger mit Knieverletzungen fehlen.
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Helfen soll Neuzugang Martin Risom, der erst am vergangenen Wochenende vom dänischen Erstligisten KIF Kolding zum Team gestoßen war. „Martin hatte nur wenige Trainingseinheiten, um sich auf unser Spiel einzustellen. Ich hoffe trotzdem, dass er Zoran Ilic im Angriff und in der Abwehr phasenweise entlasten kann“, sagt Jansen, von dem in Erlangen auch eine gewisse Kreativität verlangt wird.