Hamburg. Hamburgs Handballer stolpern über eine kurze Schwächephase. Tissier und Risom unterschreiben, Torwart Vortmann fehlt aber wochenlang.
Es war eigentlich ein rundum gelungener Handball-Abend, den die Fans am Sonntag in der Sporthalle Hamburg erlebten. Viele Tore, Weltklassespieler hautnah, 3750 Zuschauer auf den ausverkauften Rängen und zwei gute Nachrichten vor dem Anwurf. Nur das Ergebnis passte für den HSV Hamburg (HSVH) nicht ganz, gegen den Meisterschaftsanwärter Füchse Berlin gab es beim 30:32 (15:19) die erwartbare, wenn auch knappe Niederlage. Bester Werfer der Gastgeber war Dani Baijens mit acht Toren.
„Es wäre mehr drin gewesen. Wir haben ein paar Phasen, die uns das ganze Spiel verderben“, sagte HSVH-Trainer Torsten Jansen. „Den Kampfgeist und die Moral meiner Mannschaft war so, wie man sich das wünscht.“
Handball: HSVH bindet Tissier ein weiteres Jahr
Die Stimmung war bereits kurz vor dem Anwurf prächtig, als der HSVH die Vertragsverlängerung von Spielmacher Leif Tissier verkündete. Der 24-Jährige hatte auch unterschriftsreife Angebote vom Liga-Konkurrenten Frisch Auf Göppingen sowie hochklassigen ausländischen Teams vorliegen (Abendblatt berichtete), entschied sich jedoch für einen Verbleib.
„Wir haben uns gemeinsam darauf verständigt, den Vertrag jetzt zügig erst einmal um ein Jahr zu verlängern, weil wir in der aktuellen Situation den vollen Fokus auf den Sport legen wollen. Die Gespräche über eine weitere Verlängerung setzen wir dann zu einem späteren Zeitpunkt und in aller Ruhe fort“, sagte Geschäftsführer Sebastian Frecke, der Tissier im Vergleich zu den anderen Interessenten zwar weniger Gehalt, dafür aber ein gewohntes Umfeld bieten kann.
Neuzugang Risom war noch nicht spielberechtigt
Ein neues Arbeitspapier unterzeichnete auch Martin Risom. Der dänische Rückraumrechte, den Frecke bis zum Saisonende vom dänischen Erstligisten KIF Kolding verpflichtete, verfolgte die Partie am Sonntagabend bereits in der Halle, eine Spielberechtigung soll spätestens bis zum Auswärtsspiel beim HC Erlangen am Freitag (19 Uhr) vorliegen. Der 29-Jährige soll in Hamburg seinen verletzten Landsmann Jacob Lassen (Knie) ersetzen.
An der Seite von Lassen, mit dem er in der Saison 2017/18 gemeinsam für den dänischen Club Bjerringbro-Silkeborg aktiv war, sah Risom am Sonntag, wie der HSVH in den ersten 20 Minuten auf Augenhöhe mit den Füchsen agieren konnte. Es entwickelte sich sofort ein Spiel mit hohem Tempo, nach rund zehn Minuten stand es bereits 8:8. Erst in der Schlussphase der ersten Hälfte konnten sich die Hauptstädter etwas absetzen, weil sich beim HSVH Fehlpässe und Unkonzentriertheiten einschlichen.
Schwache Phase vor und nach der Pause
Spielmacher Dani Baijens verlor ohne Not den Ball im Dribbling, Linksaußen Casper Mortensen ein handelsüblicher Pass durch die Finger, Rückraumspieler Azat Valiullin spielte den Hauptstädtern einen Ball direkt in die Hände – Berlin führte plötzlich mit fünf Toren (14:19/30.). „Man sieht, dass wir nicht so eine breite Bank wie die Füchse haben“, sagte Geschäftsführer Frecke in der Pause.
Zu Beginn des zweiten Durchgangs erlebten die HSVH-Fans dann ein kleines Déjà-vu. Wie beim 25:37-DHB-Pokalaus gegen die SG Flensburg-Handewitt acht Tage zuvor verschliefen die Hamburger die Phase nach dem Seitenwechsel komplett, lagen nach vermeidbaren Offensivfehlern plötzlich mit neun Toren zurück (15:24/37.).
Vortmann fehlt mehrere Wochen verletzt
Doch auch weil Torhüter Johannes Bitter in Abwesenheit des noch mehrere Wochen fehlenden Jens Vortmann (Meniskusverletzung) mit insgesamt 14 Paraden eine gute Leistung zeigte und Berlins Marko Kopljar nach drei Zweiminutenstrafen Rot sah, kämpften sich die HSVH-Profis schnell wieder auf fünf Tore heran (21:26/43.).
„Ich freue mich für Jogi, dass er uns im Spiel gehalten hat und dass er für seine Form zu einem Punkt gefunden hat, wo er uns wieder so helfen kann, wie wir das jetzt auch brauchen“, sagte Jansen. Vortmann hatte sich gegen Flensburg verletzt, klagte in der Folge über ein instabiles Knie.
- HSV Hamburg holt Rückraum-Linkshänder aus Dänemark
- Deutlich mehr Gehalt: Göppingen und Europa locken Tissier
- Was Hamburgs Handballern in der Bundesliga Mut machen sollte
Auch wenn es Berlin am Ende gehörig schleifen ließ, dürfte die Hamburger doch ärgern, dass ihnen keine konstantere Leistung gelang. Insbesondere die Außenspieler Frederik Bo Andersen und Casper Mortensen vergaben reihenweise Chancen, bekamen in der zweiten Halbzeit Denkpausen auf der Ersatzbank.
Obwohl am Ende angesichts der Hamburger Aufholjagd noch mal Hoffnung bei den Fans aufkeimte, war das Spiel doch entschieden. Der Fuchs sprang am Sonntagabend nur so hoch, wie er musste.