Hamburg. Geschäftsführer Sebastian Frecke plant eine Nachverpflichtung für den monatelang verletzten Leistungsträger. Die Zeit drängt.
Sebastian Frecke ließ sich nichts anmerken. „Man hofft im Pokal immer auf ein Wunder, das ist heute aber ausgeblieben. Für mich war das Ergebnis mehr oder weniger erwartbar“, sagte der Geschäftsführer des HSV Hamburg (HSVH) am späten Sonnabend völlig gefasst.
Die meisten der 3800 Zuschauer hatten die ausverkaufte Sporthalle Hamburg zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen, nur im Hintergrund feierten mehrere hundert mitgereiste Fans der SG Flensburg-Handewitt den Einzug ins Final Four des DHB-Pokals (13./14. April) in Köln.
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„Flensburg schießt euch ab, schießt euch, Flensburg schießt euch aaaab“, sangen die SG-Anhänger im Rhythmus des Dance-Pop-Klassikers „Give it up“ von KC and the Sunshine Band. Dieser hämische Ohrwurm klang für die HSVH-Profis zwar bitter, war aber ehrlicherweise auch eine zutreffende Beschreibung des Spielgeschehens zuvor.
Bei der 25:37 (11:14)-Viertelfinalpleite waren Hamburgs Bundesligahandballer über weite Phasen der zweiten Hälfte nicht konkurrenzfähig. Oder wie Kapitän Niklas Weller sagte: „Eine Halbzeit war gut, eine brutal schlecht.“
Handball: HSV Hamburg verwirft zu viele klare Chancen
Bei der Suche nach einer Erklärung half bereits ein Blick auf den Statistikbogen. Nur 46 Prozent der Hamburger Abschlüsse landeten im Flensburger Tor – die SG wiederum versenkte 74 Prozent. Was die Hamburger im ersten Durchgang noch dank sechs Paraden von Jens Vortmann (insgesamt sieben) in Grenzen halten konnten, flog ihnen zu Beginn der zweiten Halbzeit komplett um die Ohren. Ballverlust, Gegenstoß, Fehlwurf, Gegenstoß, Fehlwurf, Gegenstoß, Ballverlust, Gegenstoß – das Problem dürfte klar werden. Die für ihren gnadenlosen Tempohandball bekannten Flensburger bestraften so gut wie jeden Fehler.
„Wir haben in den ersten Minuten der zweiten Halbzeit das Spiel verloren. Danach war es durch“, sagte Spielmacher Dani Baijens, der mit neun Toren zwar bester Hamburger Werfer seines Teams war, aber auch acht Chancen vergab. Noch dramatischer waren die Quoten von Kreisläufer Weller (1/3), Rückraumspieler Azat Valiullin (2/6) und Linksaußen Casper Mortensen (2/6). Zwischen dem Halbzeitergebnis (11:14) und der Vorentscheidung (12:22) lagen zwei Auszeiten von HSVH-Coach Trainer Torsten Jansen, aber weniger als sieben Minuten Spielzeit. „Das war heute eine Lehrstunde in der zweiten Halbzeit“, sagte Weller.
Jansen betont Etat-Unterschied zwischen Flensburg und Hamburg
Aber wie ist dieser Klassenunterschied im zweiten Durchgang zu erklären? „Flensburg hat das Fünffache an Etat und reihenweise Weltklassespieler zur Verfügung, die durch die EM fast alle im Rhythmus sind. Wir haben dagegen seit sechs Wochen kein Spiel mehr gemacht“, sagte Jansen. Obwohl der HSVH-Coach beim Etatverhältnis etwas übertrieb, ist der Unterschied beim Spieleretat zwischen Flensburg (rund sieben Millionen Euro) und Hamburg (rund drei Millionen Euro) tatsächlich sehr deutlich.
Zur Wahrheit gehört auch, dass die erste Sieben beim HSVH fast durchspielen mussten, während die SG die Kräfte verteilen konnte. Das wollte Weller jedoch nicht als Ausrede gelten lassen. „Nach dieser langen Pause darf keiner sagen, dass er überbelastet ist“, entgegnete der Kapitän. Auch Baijens betonte: „Unser Kader ist nicht das Problem, das haben wir in den vergangenen zwei Jahren auch schon gehabt.“
Neuzugang Dino Corak gab sein Debüt
Dennoch spüren die Hamburger genau, welche Auswirkungen die monatelangen Ausfälle von Dominik Axmann (Kreuzbandriss), Andreas Magaard (Kreuzbandriss und Meniskusverletzung) sowie Jacob Lassen (Meniskus-Ausriss) haben. Axmann und Magaard werden in dieser Saison nicht mehr eingreifen können, bei Lassen besteht nur eine kleine Resthoffnung. Während der für Magaard nachverpflichtete Kreisläufer Dino Corak gegen Flensburg sein Debüt gab, sucht Geschäftsführer Frecke nun auch nach einem Lassen-Ersatz.
„Man hat gesehen, dass unser Kader relativ dünn ist. Das bedeutet, dass wir in der Breite noch etwas machen müssen. Wir gucken uns den Markt jetzt genau an, auf der Linkshänderposition im rechten Rückraum ist das aber nicht ganz so einfach“, sagte Frecke. Bis zum 15. Februar läuft das Wintertransferfenster, danach dürfte der HSVH nur noch vertragslose Spieler verpflichten.
Berufsgenossenschaft gibt Spielraum auf der Gehaltsliste
Während der Verein die Zahlung einer Ablösesumme verhindern will, wäre ein zusätzlicher Profi auf der Gehaltsliste finanziell kein großes Problem. Bei Ausfallzeiten von mehr als sechs Wochen übernimmt die Berufsgenossenschaft das Verletztengeld für die Profis, die somit vorübergehend von der HSVH-Gehaltsliste gestrichen werden können.
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Die Zeit bei der Suche nach einem Lassen-Ersatz drängt, am kommenden Sonntag (18 Uhr) bestreitet der HSVH bereits das erste Bundesligaspiel gegen Meisterschaftsanwärter Füchse Berlin – ein Gegner, der für den HSVH unter den aktuellen Umständen wohl ebenfalls eine Nummer zu groß ist.