Hamburg. Beim 25:37 im DHB-Pokal-Viertelfinale gegen die SG Flensburg-Handewitt gehen Hamburgs Handballer in der zweiten Halbzeit unter.

Beim HSV Hamburg (HSVH) herrschte eine Mischung aus tiefer Enttäuschung und Wut, als am Sonnabendabend in der Sporthalle Hamburg die Schlusssirene das DHB-Pokalaus besiegelte. Beim 25:37 (11:14) gegen die favorisierte SG Flensburg-Handewitt zeigten Hamburgs Bundesligahandballer in der zweiten Halbzeit eine erschütternde Leistung, scheiterten vor allem an den eigenen Fehlern.

Etliche Fehlwürfe und Fehlpässe im Angriff bedeuteten am Ende das bittere Aus im Viertelfinale, das erträumte Final Four in der Kölner Lanxess Arena findet am 13. und 14. April ohne die Hamburger statt. „Wenn man zu viele Chancen verwirft und zu viele technische Fehler macht, sieht es aus wie heute“, sagte Dani Baijens, der mit neun Toren bester HSVH-Werfer war. „Heute war es eine Lehrstunde in der zweiten Halbzeit“, ergänzte Kapitän Niklas Weller. „Eine Halbzeit war gut, eine brutal schlecht.“

Handball: Sieben Flensburger spielten sechs Tage zuvor noch bei der EM

Vor der Partie hatten die HSVH-Profis noch gehofft, dass den Flensburgern die zurückliegende EM noch in den Knochen und Köpfen stecken würde. Sieben SG-Profis waren am vergangenen Sonntag noch beim Finaltag in Köln im Einsatz, die Dänen Lukas Jørgensen, Simon Pytlick, Emil Jakobsen, Johan Hansen und Mats Mensah Larsen unterlagen Frankreich im Finale. Zuvor hatte der schwedische Spielmacher Jim Gottfridsson die DHB-Auswahl um Kapitän Johannes Golla im Spiel um Platz drei besiegt.

Tatsächlich kamen die Gastgeber vor 3800 Zuschauern in der ausverkauften und hinter dem Tor zusätzlich bestuhlten Sporthalle gut ins Spiel, führten nach drei Einzelaktionen von Baijens schnell mit 3:1 (3.). Danach schlichen sich beim HSVH jedoch zu viele technische Fehler und Fehlwürfe ein, auch SG-Keeper Benjamin Buric lief schnell heiß.

Die SG bestrafte die Hamburger Fehler sofort

Die für ihren gnadenlosen Tempohandball bekannten Flensburger bestraften das sofort, zogen mit einem 1:7-Lauf davon (6:9/18.). HSVH-Trainer Torsten Jansen reagierte mit einer Auszeit, wechselte im Tor zudem Jens Vortmann für Johannes Bitter ein. Vortmann war sofort im Spiel, zeigte in den knapp zehn Minuten bis zur Halbzeit starke fünf Paraden (62,5 Prozent Fangquote), im zweiten Durchgang jedoch nur eine weitere.

Vorwerfen müssen sich die Hamburger auch, dass sie in der Phase vor dem Seitenwechsel nicht mehr aus Vortmanns Paraden machten. Weiterhin gab es viel zu viele Fehlwürfe, zur Pause standen Spielmacher Leif Tissier (0/4), Rückraumspieler Azat Valiullin (0/2), Linksaußen Casper Mortensen (0/2) und Kreisläufer Niklas Weller (0/2) allesamt bei Wurfquoten von exakt null Prozent.

Erschreckende Phase zu Beginn der zweiten Halbzeit

Nach Wiederanpfiff gelang dem HSVH das Kunststück, das Spiel innerhalb von nur zwei Minuten und 38 Sekunden endgültig wegzuwerfen. Vier erfolglose Angriffe, vier Flensburger Gegenstöße, die Partie war entschieden (11:18/33.). Das half auch eine verzweifelte Jansen-Auszeit nicht, die mehreren hundert mitgereisten SG-Anhänger feierten. „Flensburg schießt euch ab, schalalalala.“

Nur vier Minuten später drückte, nein schlug der HSVH-Coach erneut auf den Auszeit-Buzzer, seine Mannschaft hatte nichts von dem umgesetzt, was er kurz zuvor gefordert hatte. Stattdessen lief die SG Gegenstoß um Gegenstoß, das Nordduell drohte früh in einer Blamage (12:22/37.) zu enden. Machtlos mussten auch die Hamburger Langzeitverletzten Dominik Axmann, Andreas Magaard sowie Jacob Lassen von der Tribüne aus zusehen, sie alle fallen mit schweren Knieverletzungen wohl mindestens bis Saisonende aus. „Am Ende spielen sie ihre Klasse aus, ganz klar“, sagte Jansen. „Die sind qualitativ eine andere Hausnummer.“

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Die Hausherren, bei denen Neuzugang Dino Corak sein Debüt gab, schafften es in der Schlussphase nicht einmal, die Niederlage in Grenzen zu halten – obwohl Flensburg kräftig durchwechselte. Angesichts der Verletztensituation und der vielen Fehler sieht es für den HSVH vor dem Wiederbeginn der Bundesliga düster aus. Am kommenden Sonntag (18 Uhr) kommt der Tabellenzweite Füchse Berlin in die Sporthalle Hamburg – ein Team, das mindestens genauso stark wie Flensburg ist.

„Unser Kader ist nicht das Problem, das haben wir in den vergangenen zwei Jahren auch schon gehabt. Wir wissen, dass wir einen engen Kader haben. Gegen eine Mannschaft wie Flensburg muss aber alles passen“, sagte Baijens.