Hamburg. Hamburgs Bundesligahandballer benötigen in Gummersbach Paraden ihrer Keeper. Johannes Bitter wünscht sich dafür weniger freie Bälle.

Als sich der Mannschaftsbus des HSV Hamburg (HSVH) am Mittwochmittag um 13 Uhr auf den Weg zum VfL Gummersbach machte, waren die negativen Erlebnisse der Torhüter vom vergangenen Wochenende bereits aufgearbeitet – versicherten zumindest die Beteiligten. Beim 32:36 gegen die Rhein-Neckar Löwen waren Johannes Bitter und Jens Vortmann erneut kein Rückhalt für Hamburgs Bundesligahandballer.

„Ich war nach dem Löwen-Spiel sehr angefressen. Ich habe mir das Spiel aber nachts noch mal angesehen und damit dann auch abgehakt. Der Fokus liegt seit Montag auf Gummersbach. Wir haben in dieser Woche nicht viel Zeit“, sagt Bitter vor dem Auswärtsspiel beim Tabellenneunten an diesem Donnerstag (19 Uhr/Dyn). „Ich bin nicht gut ins Spiel gekommen. Wenn ich zu Beginn einen oder zwei Bälle hätte halten können, wäre es vermutlich anders gelaufen. So richtig schuldig habe ich mich am Ende aber nicht gefühlt.“

Handball: Torhüter agieren immer im Zusammenspiel mit der Abwehr

Nun ist es kein Geheimnis, dass die Torhüter des HSVH im Statistikvergleich in dieser Saison eher zum unteren Ligadrittel zählen. Bitter liegt mit einer durchschnittlichen Quote von 24,05 Prozent gehaltener Bälle auf Rang 27 aller regelmäßig spielenden Torsteher, Vortmann mit 23,14 Prozent sogar nur auf Platz 32. „Dass Jens und ich momentan nicht überragend spielen, kann man sehen. Es ist logisch, dass wir individuell besser halten können – das liegt aber nicht daran, dass wir plötzlich schlechte Torhüter geworden sind. Es ist immer ein Zusammenspiel zwischen der Abwehr und uns Keepern“, sagt Bitter.

Spiel Highlights zu HSV Hamburg - Rhein-Neckar Löwen (2) - (0:12 - 3:24)

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    Handballtorhüter sind immer auch auf eine funktionierende Deckung angewiesen. Je ungestörter der Gegner zum Wurf kommt, desto höher ist die Trefferwahrscheinlichkeit. „Wenn eine Mannschaft davon lebt, dass der Torwart ständig freie Bälle halten muss, ist das aus meiner Sicht nicht genug“, sagt Bitter, „aber wir nehmen die Situation an und wollen die Mannschaft immer zum Sieg pushen.“

    Bevorstehender Torwart-Neuzugang Robin Haug hat einen Kreuzbandriss

    Im Gespräch versichert Bitter, dass die schwachen Quoten weder mit seinem Alter – mit 41 Jahren ist der Weltmeister von 2007 der älteste Torwart der Liga – noch mit seiner Knieoperation im vergangenen April zu tun hätten. Auch Vortmann, dessen Vertrag im kommenden Sommer nicht verlängert wird, ist mit 36 Jahren in den Endzügen seiner Karriere. Im norwegischen Schlussmann Robin Haug (25) kommt zur neuen Saison ein talentierter Neuzugang, der sich vor wenigen Wochen allerdings einen Kreuzbandriss zugezogen hat.

    In Gummersbach kommt es für den HSVH besonders darauf an, einfache Ballverluste und daraus resultierende Gegenstöße zu vermeiden. Die VfL-Außen Milos Vujovic und Lukas Blohme gelten als schnelle Konterspieler. „Gummersbach zieht sein Tempospiel gnadenlos durch, das ist eine richtig gute Mannschaft“, sagt HSVH-Trainer Torsten Jansen. „Es ist immer ein Zusammenspiel zwischen Torhütern und Abwehr. Mal fehlen bei Gegentoren ein paar Prozent von der Deckung, mal fehlen ein paar Prozent von den Torhütern. Trotzdem gibt es auch Paraden, bei denen kein Abwehrspieler in der Nähe ist. Solche freien Paraden wünscht man sich natürlich immer.“

    Torhüterquoten aus dem Nahwurfbereich sind schwach

    Dummerweise gibt es insbesondere diese freien Paraden bei den Hamburgern äußerst selten, die Quoten aus dem Rückraum-Nahbereich bei Vortmann (22,58 Prozent) und Bitter (19,70 Prozent) sind unterdurchschnittlich. Zum Vergleich: Topleute wie Kiels Samir Bellahcene (41,86 Prozent) oder Mikael Appelgren (37,23 Prozent) von den Rhein-Neckar Löwen sind aus der Nahdistanz deutlich stabiler.

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    Zu allem Überfluss können Dominik Axmann (Kreuzbandriss) und Dani Baijens (Aufbautraining nach Mittelhandbruch) derzeit nur zusehen, in der Abwehr muss Jansen häufig improvisieren. „Wegen der Ausfälle von Dominik und Dani fehlen uns aktuell zwei Stützen, die nicht nur vorne, sondern auch hinten für uns wichtig sind“, sagt er.