Hamburg. Hamburger Handballer sprechen über das Spiel gegen die Rhein-Neckar Löwen, die Dänen-Connection und gebratene Tauben ihres Mitspielers.

Casper Mortensen ist noch etwas außer Atem, als er am Freitagmittag nach dem Abschlusstraining mit Jacob Lassen zum Doppelinterview erscheint. „Ich musste mich beim Duschen etwas beeilen“, sagt der Linksaußen des HSV Hamburg (96 Saisontore), der mit seinem Teamkollegen aus dem Rückraum (61 Tore) derzeit für die meisten Treffer bei Hamburgs Bundesligahandballern sorgt und lacht. Im Abendblatt sprechen die Dänen über das Heimspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen in der Barclays Arena (Sa., 20.30 Uhr/Dyn), ihre Familien und gebratene Tauben von Andreas Magaard.

Handball: Mortensen und Lassen schätzen das Essen ihres Teamkollegen

Hamburger Abendblatt: Herr Lassen, Herr Mortensen, mit ihren Mitspielern Frederik Bo Andersen und Andreas Magaard treffen Sie sich fast im Wochenrhythmus zum dänischen Kochabend. Wer durfte in dieser Woche der Gastgeber sein?

Casper Mortensen: Leider musste unsere Tradition in dieser Woche ausfallen, weil ich meine Frau Stine und meinen Sohn in Dänemark besucht habe. Stine berichtet momentan für das dänische Fernsehen von der Frauen-Handball-WM und hat Carlo mitgenommen. Weil wir zwei Tage kein Mannschaftstraining hatten, habe ich die Möglichkeit genutzt, um etwas Zeit mit ihnen zu verbringen.

Jacob Lassen: Nächste Woche werden wir das aber bestimmt wieder machen. Ich glaube, dass Bo und Andreas dran sind, uns einzuladen.

Und wer kocht dann?

Lassen: Hoffentlich nicht Bo. (lacht) Nein, kleiner Spaß. Bo kann mittlerweile zwar auch ganz gut kochen, Andreas macht es aber deutlich besser. Er hat sich das alles selbst mit Videos und Büchern beigebracht. Letztes Mal haben wir Gänsebraten und Tauben gegessen.

Tauben?

Mortensen: Zum Glück hat Andreas nicht die Tauben aus der Innenstadt genommen. (lacht) Sein Vater ist Bauer in Dänemark und hat deshalb auch Bio-Geflügel. Für Jacob war das Gericht auch kein Problem, ich musste etwas überzeugt werden. Aus meiner Sicht sind Tauben nichts anderes als fliegende Ratten. (lacht) Am Ende hat es aber trotzdem ganz gut geschmeckt, so ähnlich wie Ente.

Jacob Lassen (hier im Spiel gegen den THW Kiel) gilt als wurf- und spielstarker Rückraumspieler.
Jacob Lassen (hier im Spiel gegen den THW Kiel) gilt als wurf- und spielstarker Rückraumspieler. © picture alliance / Eibner-Pressefoto | Eibner Pressefoto/Marcel von Fehrn

Sprechen Sie an diesen Abenden auch über Handball oder schalten Sie auch gerne mal ab?

Lassen: Natürlich sprechen wir auch mal über Handball, wir unterhalten uns gerne über die dänische Liga und die dänischen Teams in der Champions League. Meistens geht es aber um andere private Themen.

Mortensen: Das finde ich auch extrem wichtig. Es ist bestimmt nicht gesund, den ganzen Tag nur über Handball zu sprechen. Wir sind auch normale Menschen, haben Familie und die ganzen Alltagsthemen, die andere auch haben.

An diesem Sonnabend spielen Sie zu Hause gegen die Rhein-Neckar Löwen, gegen die Sie alle vier Spiele seit dem Aufstieg gewinnen konnten. So eine Bilanz kann der HSVH derzeit gegen kein anderes Bundesligateam aufweisen. Ist der fünfte Sieg nur noch Formsache?

Mortensen: Schön wäre es. So zu denken, ist immer gefährlich. Trotzdem ist es Wahnsinn, dass wir sie viermal geschlagen haben. Einfach wird es aber nicht, in diesem Jahr spielen die Löwen ganz anders als noch in den vergangenen Jahren.

Lassen: Man kann aber sagen, dass sie uns ganz gut liegen. Bei den Löwen läuft viel über den Spielmacher Juri Knorr, den wir in den vergangenen Spielen immer gut im Griff hatten. Wenn uns das wieder gelingt, haben wir eine gute Chance. Die Siege gegen die Löwen geben uns natürlich Selbstvertrauen.

Mortensen ärgerte sich über Wortwahl der HSVH-Medienabteilung

Herr Mortensen, Sie sollen sich im vergangenen Frühjahr ein bisschen am Vorbericht der HSVH-Medienabteilung gestört haben, weil die Löwen dort als Hamburgs „Lieblingsgegner“ bezeichnet wurden. Was war aus Ihrer Sicht das Problem?

Mortensen: Man sollte den Gegner nicht unnötig motivieren. Wenn ich als Spieler der Löwen so etwas lesen würde, wäre ich besonders heiß, es uns zu zeigen. Deshalb hat mich diese Formulierung etwas überrascht. Am Ende war ich umso erleichterter, dass wir das Spiel trotzdem gewinnen konnten. Sonst hätten wir ziemlich blöd ausgesehen. (lacht)

Besonders nachhaltig in Erinnerung geblieben ist der 40:37-Heimsieg über die Löwen im Herbst 2022, als Sie beide jeweils elf Tore geworfen haben. Wie denken Sie an den Tag zurück?

Mortensen: Die Atmosphäre in der Arena war einfach unglaublich. Wenn viele Zuschauer da sind, ist die Barclays Arena für mich eine der geilsten Hallen der Welt. Ich habe mir das Spiel erst in dieser Woche wieder angesehen, als ich mich auf die Torhüter vorbereitet habe.

Lassen: Weil der HSV direkt vor uns im Volksparkstadion gespielt hat, sind viele Fußballfans zu uns in die Halle gekommen. Die Stimmung war wirklich besonders, plötzlich gab es ganz andere Fangesänge als sonst. Mein Sohn Conrad und ich mögen auch Fußball, wir haben beide ein HSV-Trikot zu Hause. Beim Relegationsspiel gegen Stuttgart war ich mit ihm das erste Mal im Stadion.

Dänen haben beim HSVH langfristige Verträge

Sie beide und Andersen haben die Verträge jeweils bis Sommer 2026 verlängert, Magaard sogar bis Sommer 2027. Das klingt fast, als hätten Sie sich vorher abgesprochen…

Lassen: Auch wenn man sich logischerweise mal miteinander darüber austauscht, kümmert sich jeder am Ende selbst um seinen Vertrag. Es ist nicht so, dass wir zu viert beim Geschäftsführer im Büro sitzen und gemeinsam unterschreiben. (lacht)

Mortensen: Man muss einfach sagen, dass Hamburg für uns die perfekte Stadt ist. Wir funktionieren hier gut als Spieler und fühlen uns als Menschen mit unseren Familien wohl. Einerseits hat man eine schöne und große Stadt mit vielen Möglichkeiten, andererseits ist man aber auch schnell in Dänemark. Außerdem haben wir eine super Mannschaft mit guten Charakteren.

Lassen: Die Familie spielt tatsächlich eine große Rolle, Caspers Sohn Carlo und meine Tochter Elina sind beide hier geboren, alle fühlen sich total wohl.

Mortensen: Erst letztens hat Jacobs Frau Julie auf Carlo aufgepasst, weil wir Training hatten und meine Frau Stine für einen Tag nach Dänemark musste. Julie ist dann mit Elina in unsere Wohnung gekommen. Das ist perfekt, weil unsere Kinder gerne zusammenspielen und Stine und Julie auch gut miteinander befreundet sind. Es ist einfach schön, wenn man sich gegenseitig so helfen kann.

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Herr Lassen, im vergangenen Jahr haben Sie Conrad nach dem Sieg gegen die Löwen auf ihrem Arm durch die Halle getragen. Ist er auch dieses Mal wieder dabei?

Lassen: Leider nicht, 20.30 Uhr ist als Anwurfzeit zu spät für einen Dreijährigen. Wenn er nicht zwischen 19 und 20 Uhr schlafen geht, bleibt er die ganze Nacht wach. (lacht) Bei den Spielen, bei denen er dabei sein kann, freut er sich aber immer riesig. Er liebt unsere ganze Mannschaft, weiß von jedem Spieler die Rückennummer.

Jacob Lassen holt Sohn Conrad nach Heimspielen regelmäßig auf das Spielfeld.
Jacob Lassen holt Sohn Conrad nach Heimspielen regelmäßig auf das Spielfeld. © WITTERS | TimGroothuis

In der Arena war gegen die Löwen letztes Mal nicht nur Conrad, sondern auch der dänische Nationaltrainer Nikolaj Jacobsen, der Sie beide schon seit längerer Zeit nicht mehr nominiert. Enttäuscht Sie das?

Lassen: Das ist okay, ich kann die Situation gut einschätzen und weiß, dass ich auf meiner Position nur die Nummer vier oder fünf bin. Natürlich wäre ich gerne bei der EM im Januar dabei, die Konkurrenzsituation ist aber nicht einfach.

Mortensen: Dänemark hat Spieler für gleich zwei Weltklassemannschaften zur Verfügung. Es würde mich überraschen, wenn Sie im Januar nicht Europameister werden. Trotzdem muss man sagen, dass die Qualität bei einer EM unglaublich groß ist und man hellwach sein muss.