Hamburg. Hamburgs Bundesligahandballer verschlafen die Anfangsviertelstunde komplett, kämpfen sich dann aber zurück. Mortensen wirft zehn Tore.

Die Serie ist gerissen. Nach zuletzt vier Siegen in Folge gegen die Rhein-Neckar Löwen – gegen kein anderes Bundesligateam war dem HSV Hamburg (HSVH) das in den vergangenen zwei Jahren gelungen –, mussten sich Hamburgs Handballer am Sonnabendabend den Mannheimern beim 32:36 (15:19) erstmals geschlagen geben. Bester Hamburger Werfer war Casper Mortensen mit zehn Toren.

„Wir sind natürlich sehr enttäuscht. Wir sind ganz schlecht ins Spiel gekommen, kämpfen uns dann aber ganz stark zurück“, sagte Torhüter Jens Vortmann. „Wir haben in der zweiten Halbzeit mehrfach die Chance, in Führung zu gehen, schaffen es aber nicht.“

Spiel Highlights zu HSV Hamburg - Rhein-Neckar Löwen (2) - (0:12 - 3:24)

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    Vor der Partie setzten die HSVH-Spieler ein bemerkenswertes Zeichen, jeder Spieler trug beim Einlaufen ein Trikot des schwer verletzten Dominik Axmann. Der Rückraumspieler hatte sich am vergangenen Sonntag bei den Füchsen Berlin (31:37) das Kreuzband im linken Knie gerissen, fällt rund ein Dreivierteljahr aus. „Ich weiß nicht, ob Valiullin diese Position ausfüllen kann“, ahnte Experte Stefan Kretzschmar vor dem Spiel bei Dyn.

    Handball: HSV Hamburg erwischt schlechten Start gegen die Löwen

    Mit hochgelegtem Bein musste Axmann, der am Dienstag im UKE operiert wird, auf der Tribüne dann tatsächlich mit ansehen, wie sich der HSVH direkt zu Beginn einen Sechstorerückstand (4:10/12.) einhandelte. Im Löwen-Tor zeigte Mikael Appelgren, wieso er zu den besten Torhütern der Liga gehört. Erst in der vergangenen Woche hatte der Schwede 24 Paraden (54 Prozent Fangquote) gegen die HSG Wetzlar gezeigt. Gegen den HSVH waren es insgesamt immer noch starke 15 Paraden.

    Auf Hamburger Seite war Torwart Johannes Bitter hingegen schnell bedient. Null Paraden, die nächste schwache Leistung, bereits nach weniger als einer Viertelstunde musste der 41-Jährige für Vortmann weichen. Mit einem genervten Blick, der vermittelte, dass man ihn in den nächsten Minuten besser nicht ansprechen sollte, verfolgte er im Anschluss das Geschehen auf der Ersatzbank. „Der Anfang war beschissen, wir kommen überhaupt nicht ins Spiel rein. Wir haben die schnellen Tore von den Löwen nicht verhindert“, klagte Kapitän Niklas Weller in der Pause.

    Mitte der ersten Halbzeit drohte ein Debakel

    Als Nationalspieler Jannik Kohlbacher die Gäste in der 17. Minute zum 6:13 warf, drohte dem HSVH endgültig ein Debakel, Trainer Jansen nahm bereits seine zweite Auszeit. Insbesondere Rückraumschütze Niklas Kirkelokke bekamen die Hamburger nicht in den Griff, immer wieder schüttelte Jansen mit dem Kopf, schimpfte mit Valiullin, dem defensiv der richtige Abstand zum Gegner fehlte.

    Die beste Nachricht nach 30 Minuten war für den HSVH das Ergebnis. Weil offensiv ein paar leichte Tore fielen und Vortmann bis zur Pause einige Paraden (insgesamt sechs) zeigte, kämpften sich die Hamburger zum Seitenwechsel immerhin wieder auf 15:19 heran. „Wir haben in den ersten 20 Minuten nahezu perfekt gespielt“, sagte Löwen-Trainer Sebastian Hinze.

    Kämpferischer HSVH kommt nach der Pause wieder heran

    Die Löwen – auch das gehört zur Wahrheit, besitzen in dieser Saison allerdings keine Stabilität, vor allem nicht mental. Die Mannheimer, die als amtierender Pokalsieger einen der teuersten Kader der Liga mit europäischem Anspruch haben, produzieren die meisten technischen Fehler der Bundesliga, hatten vor dem Spiel bereits 13 Minuspunkte.

    Vortmann war im zweiten Durchgang sofort hellwach, parierte erst einen freien Wurf, dann einen verunglückten Siebenmeterheber, der HSVH war wieder im Spiel (19:19/34.). Auch wenn den Hamburgern im Angriff nicht alles gelang, kämpften sie um jeden Ball, was auch die 6741 Zuschauer honorierten.

    Spiel blieb bis in die Schlussphase eng

    Die personelle Lage beim HSVH ist bekanntermaßen dünn, aus der Not heraus ließ Jansen in Zoran Ilic und Jacob Lassen zeitweise beide Rückraumrechten gleichzeitig auf dem Feld. Obwohl die Löwen hingegen immer wieder ohne Qualitätsverlust durchwechseln konnten, blieb das Spiel bis in die Schlussminuten völlig offen. Auch als sich die Löwen wieder eine Dreitoreführung herauswarfen (27:30/51.), blieb der HSVH im Spiel, glich drei Minuten später wieder aus.

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    Die Entscheidung fiel erst in den Schlussminuten. Nachdem HSVH-Kreisläufer Andreas Magaard Appelgren im Gesicht traf, sah er eine Zweiminutenstrafe, im Gegenzug gelang Jon Lindenchrone mit dem Treffer zum 32:35 (59.) die Vorentscheidung. Das starke Comeback des HSVH blieb unbelohnt. „Wir haben gut gekämpft, sind hinten raus aber nicht clever genug gewesen“, sagte Vortmann.