Hamburg. Handballer des HSV Hamburg können sich derzeit auf ihren Spielmacher verlassen. Entscheidend war auch ein Gespräch mit Trainer Jansen.

Leif Tissier neigt nicht zu Eigenlob. Das wurde erneut am späten Freitagabend deutlich, als der Spielmacher des HSV Hamburg in der Sporthalle Hamburg stand und den 31:23-Heimsieg über den HC Erlangen analysierte. „Ich bin froh, dass wir gewonnen haben. Insbesondere auf meiner Position ist es wichtig, dem Team zu helfen“, übte sich der 23-Jährige, der mit sieben Toren und vier Assists eindeutig der beste Spieler auf dem Feld war, in floskelhafter Bescheidenheit.

Ob die Partie seine bisher beste Saisonleistung war? „Das weiß ich nicht“, antwortete Tissier. „Ich bin froh, dass es momentan als Team so gut funktioniert.“ Tatsächlich hatten Hamburgs Bundesligahandballer Erlangen vor allem mit leidenschaftlicher Defensivarbeit niedergekämpft und zu Fehlern gezwungen. Im Angriff aber war es vor allem Regisseur Tissier, der in kritischen Phasen fast immer die richtige Entscheidung traf.

Handball: Tissier muss beim HSVH Baijens vertreten

In Abwesenheit von Positionspartner Dani Baijens (25/Niederlande), der noch mindestens zwei Wochen mit seinem Mittelhandbruch ausfallen dürfte, ist Tissier derzeit fast über die gesamte Spielzeit gefordert. „Ich weiß momentan um meine Position und dass ich dort Verantwortung übernehmen muss. Das ist auch ein gewisser Druck, den ich aber gerne annehme“, sagt Tissier. „Ich habe schon immer gerne Verantwortung übernommen.“

Entscheidend für seine derzeitige Form war auch ein Gespräch, das er mit Trainer Torsten Jansen nach den ersten fünf Spieltagen führte. „Es lief bei seinen Angriffsaktionen damals in die verkehrte Richtung. Er war zu frontal und hatte zu wenig Abstand zur Deckung“, sagte Jansen. „Er ist ein cleverer Junge, der konstruktive Kritik einzuschätzen weiß. Er hat die Fähigkeit, Dinge umsetzen. Auch jetzt hat er das perfekt adaptiert.“

HSV Hamburg vs. HC Erlangen - Game Highlights
HSV Hamburg vs. HC Erlangen - Game Highlights

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    Vor dem Gespräch habe Tissier selbst gesagt, „dass er hinterfragen muss, wie er spielt“, berichtete der Trainer, der bereits seit A-Jugendzeiten mit dem Spielmacher zusammenarbeitet. „Wir kennen uns lange genug, dass wir einen vernünftigen Austausch miteinander hatten. Seitdem läuft es besser“, sagt Tissier.

    Tissiers Vertrag läuft im kommenden Sommer aus

    Die Wahrscheinlichkeit, dass der gebürtige Hamburger auch über den Sommer hinaus im HSVH-Trikot aufläuft, ist trotz seines auslaufenden Vertrags groß. Baijens wechselt nach der Saison zum Champions-League-Club Paris St. Germain, in U-21-Weltmeister Moritz Sauter (20/Füchse Berlin) steht Tissiers nächster Positionspartner bereits fest. So plant es zumindest der Verein.

    Die einzige Hürde ist derzeit der auslaufende Vertrag des Rechtshänders. Nach Abendblatt-Informationen ist im aktuellen Arbeitspapier des Eigengewächses zwar eine Verlängerungsoption für ein weiteres Jahr verankert, die automatisch greifen würde. Grundsätzlich könnte Tissier den HSVH im Sommer aber verlassen. Interessenten gibt es in der Bundesliga genug, junge deutsche Spieler sind begehrt.

    HSV Hamburg will Tissier und Weller binden

    Dass Tissier und der HSVH mit der aktuellen Vertragsoption weitermachen, ist unwahrscheinlich. Stattdessen will HSVH-Geschäftsführer Sebastian Frecke Anfang Dezember mit Tissier und dessen Berater über einen neuen Vertrag verhandeln. Ähnlich wie bei Kreisläufer Andreas Magaard (25/Dänemark), der ebenfalls eine Verlängerungsoption im 2024 auslaufenden Vertrag hatte, aber gleich bis Sommer 2027 verlängerte, dürfte Frecke Tissier im Zuge des neuen Vertrages eine Gehaltserhöhung bieten.

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    Nach Abendblatt-Informationen sind Verein und Spielerseite optimistisch, dass es zur Vertragsverlängerung kommt. Dasselbe gilt für Kapitän Niklas Weller (30), der wie Tissier in Hamburg verwurzelt ist. Auch Weller hat einen im Sommer 2024 auslaufenden Vertrag mit Verlängerungsoption, der Kreisläufer wird vom selben Berater wie Tissier vertreten. Bereits zu Drittligazeiten liefen die beiden Identifikationsfiguren im HSVH-Trikot auf, zählen seitdem zum festen Mannschaftskern. Gut möglich, dass der HSVH im Dezember beide Verträge auf einmal verlängert.