Hamburg. Handball-Profi des HSV Hamburg wurde erneut nicht in die dänische Nationalmannschaft berufen. Wie er mit den Rückschlägen umgeht.

Hinter Casper Mortensen liegen unruhige Wochen. Nicht der rund zehn Monate alte Sohn Carlo sorgte für Stress, sondern ein Umzug nach Rotherbaum, den der Linksaußen des HSV Hamburg (HSVH) gemeinsam mit Ehefrau Stine organisieren musste. Die bisherige Wohnung in Winterhude war der jungen Familie zu klein geworden.

Das leidige Thema der Wohnungssuche ist für den Handballprofi nicht neu. Im Sommer 2015 war er das erste Mal zu Hamburgs Bundesligahandballern gewechselt, nur ein halbes Jahr später war plötzlich Schluss. Mortensen war gerade mit der dänischen Nationalmannschaft bei der EM, als er von der Insolvenz erfuhr und sich einen neuen Club suchen musste.

Handball: Mortensen trifft auf Ex-Club Hannover

„Ich war super traurig, weil ich gedacht hatte, dass ich für immer hier bleiben würde“, erinnert sich der 33-Jährige, der dank seines Nationalmannschaftskollegen Morten Olsen schnell zur TSV Hannover-Burgdorf vermittelt wurde. „Am Anfang war Hannover nicht mein Traumverein, am Ende war die Zeit dort aber wie ein Märchen. Wir waren sehr erfolgreich, ich wurde zum ersten Mal Bundesliga-Torschützenkönig und habe mich so empfohlen, um von dort zum FC Barcelona zu wechseln“, sagt Mortensen.

An diesem Freitag (19 Uhr/Dyn) trifft der 2021 nach Hamburg zurückgekehrte Profi in der Sporthalle Hamburg auf seinen Ex-Club. Auch wenn aus dem damaligen Hannoveraner Profikader nur noch Kreisläufer Ilija Brozovic für die Niedersachsen aktiv ist, ist das Wiedersehen für Mortensen besonders.

„Es macht immer Spaß, gegen Hannover zu spielen. Ich habe nur gute Erinnerungen an den Verein, kenne immer noch ein paar Leute dort“, sagt er. Sein früherer Mitspieler Sven-Sören Christophersen ist mittlerweile sportlicher Leiter, der Betreuerstab ist noch fast derselbe.

Mortensen pendelte ein halbes Jahr nach Hannover

Obwohl er in der Rückrunde der Saison 2015/16 bereits in Hannover spielte und trainierte, blieb Mortensen zunächst in Hamburg wohnen. Dort hatte er im Sommer zuvor nicht nur einen langfristigen Vertrag beim Verein, sondern dummerweise auch bei seinem Vermieter unterschrieben. „Mein Mietvertrag in Hamburg lief damals über drei Jahre, es gab aber eine Mindestmietdauer von einem Jahr. Weil ich erst ein halbes Jahr vorher eingezogen war, musste ich das erste halbe Jahr immer zwischen Hamburg und Hannover pendeln“, erzählt er.

So sehr er es auch genossen habe, weiterhin in Hamburg leben zu können, so nervig waren die täglichen Fahrten. „Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie oft ich zu spät zum Training gekommen bin, weil die Zugverbindung verspätet war oder ich im Stau auf der Autobahn stand. Irgendwann habe ich dann angefangen, einfach bei Morten Olsen zu schlafen“, sagt Mortensen und lacht.

Nikolaj Jacobsen berücksichtigt ihn nicht

Kumpel Olsen beendete seine Karriere in der dänischen Nationalmannschaft im Sommer 2021, Mortensen selbst steht theoretisch noch immer zur Verfügung. Obwohl der HSVH-Profi in der vergangenen Saison souverän Torschützenkönig der Bundesliga geworden war und auch in dieser Saison mit 74 Toren nur einen Treffer hinter Landsmann und Spitzenreiter Mathias Gidsel (Füchse Berlin) liegt, berücksichtigt ihn Dänemarks Nationaltrainer Nikolaj Jacobsen bereits seit mehreren Jahren nicht mehr.

Warum genau, hat er Mortensen nie erklären können. Ein Grund dürfte aber sein, dass die Weltmeisternation eine große Auswahl an Linksaußen hat, die im Gegensatz zum HSVH-Profi auch defensiv stark sind. Der Erfolg gibt Jacobsen, der zuletzt keinen persönlichen Kontakt mit Mortensen mehr hatte, derzeit recht.

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„Ich habe akzeptiert, dass die Situation mit der Nationalmannschaft derzeit so ist. Ich mache mir natürlich Gedanken, wie es weitergeht, abgeschlossen habe ich mit dem Thema aber noch nicht“, sagt Mortensen. Seinen Traum, im Januar bei der EM in Deutschland dabei zu sein, hat er noch nicht aufgegeben. Realistisch ist es derzeit aber nicht, das weiß der Linksaußen selbst. „Ich bin jedes Mal wieder enttäuscht, dass ich nicht dabei bin. Ich kann aber nichts anderes beeinflussen, als in Hamburg Vollgas zu geben.“