Hamburg. Jacob Lassen wirft Hamburgs Bundesliga-Handballer zwei Sekunden vor Schluss zum ersten Saisonsieg. Sorgen gibt es um Zoran Ilic.

Etwas mitgenommen wirkte Jacob Lassen schon, als er am späten Sonnabend unter dem großen Haufen jubelnder Spieler hervorkrabbelte. Zwei Sekunden vor Schluss hatte der dänische Rückraumspieler den HSV Hamburg beim 35:34 (16:18) über den SC DHfK Leipzig zum Sieg geworfen, ehe seine jubelnden Mitspieler auf ihn zusprinteten und ihn unter sich begruben.

"Zunächst einmal tut es weh, wenn so viele Leute auf einen springen. Es war aber ein schöner Schmerz", sagte Matchwinner Lassen und grinste. Nach drei Niederlagen zum Start dieser Handball-Bundesligasaison war es für den HSVH im ersten Heimspiel in der Sporthalle Hamburg in Winterhude der erste Saisonsieg. "Für unser Selbstvertrauen war das heute richtig toll", meinte Keeper Johannes Bitter (11 Paraden).

Handball: Weller war beim HSV Hamburg wieder fit

Die erste gute Nachricht gab es für den HSVH bereits vor Spielbeginn. Kreisläufer Niklas Weller, der bei der 24:35-Niederlage bei Champions-League-Sieger SC Magdeburg am vergangenen Wochenende mit einer Schulterverletzung ausgefallen war, stand wieder im Kader. Am Freitag hatte er der Belastungsprobe im Abschlusstraining standgehalten.

Im Gegensatz zu den jüngsten Auftritten wollte sich der HSVH, das hatte Trainer Torsten Jansen vor der Partie betont, im Deckungsverhalten steigern. Tatsächlich starteten die Hamburger auffallend aggressiv ins Spiel, bejubelten jede gelungene Defensivaktion, feuerten sich gegenseitig an.

Zu viele technische Fehler in der ersten Halbzeit

Einer schnellen 3:0-Führung folgten im Angriff allerdings ebenso schnell drei technische Fehler, die Leipzig zum Ausgleich nutzte (3:3/7.). Wenn es darum ging, sich im Rückzugsverhalten schnell zu ordnen, überrumpelten die Sachsen häufig den unsortierten HSVH, bei dem Weller und Azat Valiullin den Mittelblock bildeten.

HSV Hamburg - SC DHfK Leipzig LIQUI MOLY HBL 2023/2024 Spiel:

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    Während die Hamburger offensiv in der Folge einen passablen Auftritt hinlegten, bekam das Torhüterduo bis zur 21. Minute nicht einen Ball zu fassen. Sowohl Jens Vortmann, der überraschend beginnen durfte, noch der nach zwölf Minuten eingewechselte Bitter waren im ersten Durchgang ein Faktor.

    Zur Pause lag der HSVH 16:18 zurück

    Bezeichnend war die Szene, als Leipzig fünf Sekunden vor der Pause zum 16:18 traf, der frustrierte Bitter aber darauf verzichtete, den Ball für einen schnellen Gegenangriff aus dem Tor zu holen, stattdessen ratlos auf dem Boden sitzen blieb.

    Zu allem Überfluss verletzte sich kurz vor dem Seitenwechsel auch noch Neuzugang Zoran Ilic ohne gegnerische Einwirkung am rechten Knie, als er bei einem Richtungswechsel im Angriff wegrutschte. Der ungarische Nationalspieler nahm frustriert auf der Bank Platz, wo er von Physiotherapeut Matthias Bludau einen stabilisierenden Verband angelegt bekam. "Wir müssen gucken, was bei ihm ist", sagte Jansen nach dem Spiel.

    2847 Zuschauer in der Sporthalle Hamburg

    "Wir müssen weniger Fehler im Angriff machen und dann ganz schnell zurück", forderte Rechtsaußen Frederik Bo Andersen in der Halbzeit. Mit neun technischen Fehlern hatte der HSVH mehr als doppelt so viele Ballverluste zu verantworten wie die Leipziger (vier).

    Richtig Stimmung kam unter den 2847 Zuschauern erstmals auf, als Keeper Bitter in der 41., 42. und 43. Minute drei starke Paraden gelangen, der HSVH durch Dani Baijens und Casper Mortensen wieder mit zwei Toren in Führung ging (25:23/43.).

    Konzentrierte Angriffsleistung in Halbzeit zwei

    Vorne machten die Gastgeber jetzt kaum noch technische Fehler, insbesondere Lassen bekamen die Leipziger überhaupt nicht in den Griff. Mit zehn Toren war der dänische Nationalspieler am Ende bester HSVH-Werfer. "Er hat viele wichtige Aktionen, wichtige Anspiele und wichtige Tore gemacht. So etwas funktioniert aber auch nur, wenn auch das Team um ihn herum funktioniert", sagte Trainer Jansen.

    Auch weil Weller zehn Minuten vor dem Ende seine zweite Zweiminutenstrafe sah, entwickelte sich in der Schlussphase ein Krimi. Bei einem weiteren Vergehen drohte dem Kapitän die Rote Karte – was ihn allerdings nicht davon abhielt, sich wie seine Nebenleute weiter leidenschaftlich in jedes Duell zu werfen.

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    Hinten wurde Bitter nun endgültig zum entscheidenden Faktor, vorne warf Lassen eine Viertoreführung heraus (31:27/54.). Weil Weller den Ball jedoch 20 Sekunden vor Schluss unter dem Druck der offenen Leipziger Deckung verlor, die Gäste zum 34:34 ausglichen, blieben dem HSVH elf Sekunden und ein letzter Angriff.

    "Ich habe Weller gesagt, dass er mir den Ball geben und die Abwehr beschäftigen soll", beschrieb Lassen den Moment, bevor er die Halle zum kollektiven Ausrasten brachte.