Hamburg. Der Trainer des Handball-Bundesligisten spricht nach Platz sieben über Ziele für die neue Saison und Angebote für Dani Baijens.
Während die Spieler des HSV Hamburg (HSVH) am Montag auf Mallorca im Bierkönig und Megapark vorstellig wurden, blieb das Trainerteam in der Hansestadt. Obwohl die Saison in der Handball-Bundesliga nach dem 33:28-Heimsieg über die MT Melsungen seit Sonntagabend beendet ist, beginnt der Sommerurlaub für Chefcoach Torsten Jansen und Co-Trainer Blazenko Lackovic erst in ein paar Tagen. Zuvor spricht Jansen im Abendblatt über die starke Saison und Erwartungen an die neue Spielzeit.
Hamburger Abendblatt: Herr Jansen, Ihre Spieler sitzen gerade im Flugzeug nach Mallorca. Hatten Sie keine Lust?
Torsten Jansen: Lac und ich haben noch ein bisschen Arbeit vor uns, wir müssen noch die Saisonanalyse und die Vorbereitungsplanungen abschließen. Auf Mallorca waren wir im vergangenen Sommer mit dem Trainer- und Betreuerteam auch vor Ort, haben ein paar Häuser von den Jungs entfernt gewohnt. Im Bierkönig war ich auch, allerdings nur für vier Minuten. Dann musste ich ganz schnell wieder raus. Der Ballermann war noch nie etwas für mich, auch nicht als junger Kerl. Wahrscheinlich war ich auch mit 20 innerlich schon Mitte 60. (lacht)
Handball: HSV Hamburg übertraf Saisonziel
Ursprünglich war Ihr Ziel, in diesem Jahr eine bessere Saison als Platz 14 im Vorjahr zu spielen. Das haben Sie klar übertroffen.
Jansen: Da haben wir wohl eine schlechte Prognose abgegeben, oder? (lacht) Nein, im Ernst: So eine Leistung war nicht zu erwarten. In dieser Liga besteht das Tabellenmittelfeld aus elf oder zwölf Teams. Das ist brutal, mit nur ein paar Punkten weniger wären wir deutlich weiter unten gelandet und trotzdem zufrieden gewesen. Ich muss meinen Spielern Respekt zollen, dass sie ihre Leistung in dieser Saison so konstant abgerufen hat. Von Platz sieben hätte man vorher nur träumen können.
Beim Spieleretat lagen Sie mit knapp drei Millionen Euro auf Platz 16 der Liga. Welche Erklärung haben Sie dafür, dass Sie mit dieser Tabellenregion nichts zu tun hatten?
Jansen: Natürlich haben wir nicht so viel Geld zur Verfügung wie andere Clubs. Ich arbeite aber lieber mit einer Mannschaft zusammen, die auch wirklich eine Mannschaft ist. Wir haben unseren eigenen Weg, eine festen Mannschaftskern, den wir immer wieder punktuell verstärken. Es fällt mir schwer, einzelne Spieler herauszugreifen, Niklas Weller ist als Kapitän aber beispielsweise unheimlich wichtig. Der ist ein wichtiger Kommunikator, eine Identifikationsfigur und geht im Training immer mit 100 Prozent vorweg. Wenn der ein Trainingsspiel verliert, ist er total sauer, trinkt danach aber trotzdem ein Bierchen mit den Jungs. Auch bei anderen Spielern sieht man diesen absoluten Willen, der so in die ganze Mannschaft hineingetragen wird. So machen wir immer wieder kleine Schritte nach vorne. Ich kann aber nur davor warnen, dass man in der neuen Saison wieder eine tabellarische Steigerung von uns erwartet.
Mittelfeldplatz als Ziel für die neue Saison
Was wäre denn ein realistisches Ziel für die kommende Saison?
Jansen: Man hat in diesem Jahr bei vielen anderen Teams gesehen, wie schnell man in eine schlechte Phase abrutschen kann. Ich kann mich nicht auf eine Platzierung festlegen, weil das Ziel, in der Tabelle wieder einen Schritt nach vorne zu machen, für uns absolut vermessen wäre. Wenn wir uns irgendwo im Mittelfeld wiederfinden, wäre das schon gut. Wir haben einen guten Mannschaftskern als Basis, zu der in Tomislav Severec und Zoran Ilic jetzt noch mal zwei neue Jungs dazukommen, die wir erst einmal integrieren müssen. Dann wird es darum gehen, sportlich noch stabiler zu werden und auch mehr knappe Spiele für uns zu entscheiden. Auch die großen Ausreißer nach unten, wie eine Niederlage mit zwölf Toren in Kiel, wollen wir zukünftig vermeiden.
Sind Sie irgendwie auch froh, dass es nicht ganz für die European League gereicht hat?
Jansen: Ich hätte mich für die Jungs gefreut, wenn sie es geschafft hätten. Am Ende haben wir zwei Punkte zu wenig geholt. Trotzdem muss man auch die Risiken dieses Wettbewerbs betrachten. Da wären hohe Kosten auf uns zugekommen, bei denen wir nicht sicher gewesen wären, diese auch wieder decken zu können. Abgesehen vom finanziellen Aspekt hätte ich unserer Mannschaft aber zugetraut, dass sie der sportlichen Doppelbelastung standgehalten hätte.
Inwiefern war es auch Glück, dass Neuzugänge wie Jacob Lassen im vergangenen Sommer sofort eingeschlagen haben?
Jansen: Das war nicht nur Jacob, auch Andreas Magaard und Dani Baijens muss man da nennen. Die haben es alle super gemacht. Jacob war bis zu seiner Verletzung schon top, im athletischen Bereich kann er zukünftig noch weiter zulegen. Andreas und Dani haben wir aus dem unteren Tabellenbereich der dänischen Liga beziehungsweise der Zweiten Bundesliga geholt. Diese Spieler hatten viele nicht auf dem Zettel – und wecken mit ihren Leistungen jetzt natürlich auch Begehrlichkeiten.
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Unter anderem soll die MT Melsungen Baijens ein finanziell sehr attraktives Angebot gemacht haben …
Jansen: Das habe ich auch mitbekommen. Dani hat mir aber bereits signalisiert, dass er gerne in Hamburg bleiben möchte. Wenn es ihm nur um das Geld ginge, könnte er natürlich zu anderen Clubs in der Bundesliga wechseln. Dort könnte er im Zweifel in einer Saison das verdienen, was er bei uns in drei Jahren bekommt.
Als Trainer möchte man logischerweise immer die besten Spieler und einen möglichst tiefen Kader haben. Wie schwer fällt es Ihnen dabei, die finanziell begrenzten Möglichkeiten zu akzeptieren?
Jansen: Das ist überhaupt kein Problem, finanzielle Stabilität muss immer vorgehen. Man hat ja gesehen, dass man auch mit eher unbekannten Jungs erfolgreich sein kann. Das muss, in Kombination mit unserem guten Mannschaftsgeist, auch zukünftig unser Weg bleiben. Es gibt bestimmt Clubs, bei denen alles komplett professionell abläuft und die Spieler nach jedem Training ins Eisbecken steigen und dann sofort nach Hause fahren. Natürlich werde ich den Jungs nicht vorschreiben, nach dem Training zwei, drei Bier zu trinken. Wenn dieser Austausch aber dazu beiträgt, dass sich die Jungs besser untereinander verstehen, ist das gut und wichtig. Und es kann ja auch mal ein alkoholfreies Bier sein …