Hamburg. Handballprofi verlässt den HSV Hamburg im Sommer. Was sich Theilinger für das Duell mit seinem neuen Club an diesem Sonnabend vornimmt.
Nicolai Theilinger parkt gerade vor dem Supermarkt ein, als ihn das Abendblatt am Freitagmittag am Telefon erreicht. Was auf dem Einkaufszettel steht? „Maultaschen und Spätzle natürlich!“, ruft der gebürtige Schwabe, der seit Sommer 2021 beim HSV Hamburg (HSVH) unter Vertrag steht.
Nur ein Scherz natürlich, der Rückraumrechte versucht, sich an mindestens vier Tagen in der Woche vegetarisch zu ernähren. An den anderen Tagen kann es dann auch mal ein Fischbrötchen an der Großen Elbstraße sein, diese kulinarische Anpassung ist ihm während seiner Zeit bei Hamburgs Bundesligahandballern gelungen.
Handball: Theilinger wechselt im Sommer zu Gegner Lemgo
Welche Spezialitäten ihn in Ostwestfalen erwarten, wo er von der neuen Saison an für Ligakonkurrent TBV Lemgo Lippe auf Torejagd gehen wird, weiß Theilinger noch nicht. Noch liegt sein Fokus auf dem HSVH – auch wenn an diesem Sonnabend (18.30 Uhr/Sky) sein zukünftiger Arbeitgeber in der Sporthalle Hamburg gastiert. „Natürlich ist es so, dass ich im Sommer nach Lemgo wechseln werde. Das beeinflusst mich jetzt aber noch relativ wenig. Ich will jetzt einfach für den HSVH ein gutes Spiel liefern“, sagt er.
Bei seinem neuen Club erhofft sich Theilinger vor allem mehr Spielzeit im Angriff. Bis zum Schlüsselbeinbruch von Positionspartner Jacob Lassen vor wenigen Wochen war er im rechten Rückraum nur zweite Wahl, spielte fast ausschließlich in der Abwehr. „Ich denke, dass ich sportlich bei Lemgo sehr gut reinpasse. Ich sehe da Möglichkeiten, mich auch mehr im Angriff zu präsentieren. Wenn Jacob bei uns fit ist, kann man nichts dagegen sagen, dass er vorne gesetzt ist“, sagt Theilinger, der durch Lassens Saisonaus in den verbleibenden sechs Spielen gesetzt sein wird.
Anpassungsschwierigkeiten nach Lassen-Ausfall
Nachdem sich der dänische Nationalspieler Anfang April verletzt hatte, fiel Theilinger die neue Verantwortung nicht leicht. „Am Anfang hatte ich ein paar Schwierigkeiten, weil mir die Spielausdauer etwas gefehlt hat. Mittlerweile ist es besser geworden, ich komme auch ins Zusammenspiel immer besser rein“, sagt er.
Auch weil er in seiner Zeit in Hamburg nie so richtig ins Angriffssystem von Trainer Torsten Jansen passen wollte, entschieden sich die HSVH-Verantwortlichen bereits im Winter gegen eine Vertragsverlängerung. Als Neuzugang für die kommende Saison verpflichteten die Hamburger bereits im Februar den ungarischen WM-Teilnehmer Zoran Ilic (21).
TBV-Coach Kehrmann überzeugte ihn
In Lemgo habe Theilinger unter anderem das Gespräch mit Trainer Florian Kehrmann überzeugt, der ein ähnlicher Typ wie Jansen sei. „Ich habe mich bei Flo Kehrmann sofort gut aufgehoben gefühlt“, sagt er. Zudem erinnert ihn die Stadt an seine frühere Station Frisch Auf Göppingen. „Lemgo ist ungefähr so groß wie Göppingen, diese Größe gefällt mir ganz gut. Das ist alles überschaubar, und man kommt relativ zügig von A nach B. Ich komme vom Dorf, da braucht man für drei Kilometer selten mehr als fünf Minuten mit dem Auto. In Hamburg ist das etwas anderes“, sagt Theilinger und lacht.
Rein tabellarisch ist der HSVH an diesem Sonnabend der klare Favorit, hat als Sechster weiterhin gute Chancen auf die European League. „Wir haben uns ein internes Punkteziel gesetzt, das Thema Europa findet bei uns aktuell noch nicht statt“, sagt Theilinger.
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Lemgo hingegen spielt als Tabellenzwölfter nur eine durchwachsene Saison, nachdem der Club im vergangenen Sommer im schwedischen Rückraumspieler Jonathan Carlsbogard (zum FC Barcelona) und im isländischen Linksaußen Bjarki Mar Elisson (zu Telekom Veszprem/Ungarn) zwei Topstars verlor. „Lemgo hat in dieser Saison immer mal wieder Höhen und Tiefen. Man hat ihnen den Umbruch angemerkt“, sagt Theilinger.