Hamburg. Mannschaftsarzt Dr. Hoffmann operiert das gebrochene Schlüsselbein von Hamburgs Handballstar. Wie der Verein den Ausfall kompensiert.
Das Gefühl, mit dem Jacob Lassen am Sonntagabend die Asklepios Klinik St. Georg verließ, war gleich in mehrfacher Hinsicht kein gutes. Zum einen ist ein Bruch des rechten Schlüsselbeins, wie ihn der Rückraumrechte des HSV Hamburg (HSVH) wenige Stunden zuvor beim 27:27 gegen den TVB Stuttgart erlitten hatte, nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig.
Und zum anderen dürfte der Frust über das wohl vorzeitige Saisonende beim dänischen Handball-Nationalspieler noch deutlich größer gewesen sein als der Ärger über den verpassten Sieg gegen die mit Abstiegssorgen angereisten Gäste. „Ich habe gleich gemerkt wie etwas in meiner Schulter geknackt hat und wusste sofort, dass da etwas kaputt gegangen ist“, sagte Lassen.
Handball: Lassen wird an diesem Dienstag operiert
An diesem Dienstag wird Lassen von Mannschaftsarzt Dr. Michael Hoffmann, zufällig ein Schulterspezialist, in St. Georg operiert. "Es ist eine anspruchsvolle Operation, aber bei regelrechtem Heilungsverlauf wird die Schulter keinen nachhaltigen Schaden nehmen“, sagte Hoffmann. Die Ausfallzeit beträgt rund zehn Wochen, für das letzte Bundesligasaisonspiel gegen die MT Melsungen (11. Juni) besteht eine kleine Resthoffnung.
Es lief die 26. Spielminute am Sonntagnachmittag, als sich Stuttgarts Ivan Sliskovic dem bereits durch eine Deckungslücke hindurchgesprungenen Lassen in den Weg stellte, sodass der 27-Jährige aus rund zwei Metern Höhe auf die rechte Schulter fiel. Während Sliskovic mit einer Zweiminutenstrafe davon kam, krümmte sich Lassen auf dem Hallenboden, ehe er seinen Gegenspieler für die rüde Aktion wüst beschimpfte und sich dann vor Schmerzen auf der LED-Bande abstützte.
„Die Verletzung von Jacob hat mich so sehr geärgert, weil ich wusste, dass nicht nur das Spiel, sondern auch die Saison für ihn beendet ist. Ich würde mir wünschen, dass in solchen Situationen auch eine Rote Karte gegeben und nicht mit einer Zweiminutenstrafe agiert wird“, sagte HSVH-Trainer Torsten Jansen. „Solche Aktionen wollen wir nicht haben. Und sowas muss man klar sanktionieren.“
Lassen sorgte beim HSV Hamburg bisher für 112 Saisontore
Den Verlust seines zweitbesten Saisontorschützen (112 Treffer) kann das Team kaum kompensieren. Der Neuzugang aus dem vergangenen Sommer zählte bisher zu den wichtigsten Leistungsträgern, war für manche Beobachter zuletzt sogar der beste HSVH-Akteur. „Er war in den vergangenen Spielen immer eine feste Größe, insbesondere für das Angriffsspiel“, sagte Jansen. „Wir haben in der zweiten Halbzeit versucht, das zu kompensieren. Das hat nicht immer funktioniert.“
In Nicolai Theilinger hat der Verein nur noch einen Linkshänder im Profikader, der die Verletzung nun alleine auffangen muss. Der 31-Jährige, den der Verein im Sommer ohnehin zu Ligakonkurrent TBV Lemgo Lippe ziehen lässt, ist in der Abwehr ein verlässlicher Stabilisator, offensiv aber limitiert. Zuletzt ließ Jansen den offensivstarken Lassen offensiv fast immer durchspielen.
„In der Not konnte er zuletzt immer mal wieder eine Eins-gegen-eins-Situation gewinnen, dann selbst abschließen oder auch weiterspielen“, sagte der Trainer. Als in der zweiten Halbzeit Theilinger übernahm, habe Lassen „schon ein bisschen gefehlt“, gab Jansen zu. „Es trifft uns hart, den Rest der Saison auf so einen entscheidungsstarken Eins-gegen-eins-Spieler verzichten zu müssen. Das ist wirklich schwer.“
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Eine Nachverpflichtung ist für den HSVH nach Abendblatt-Informationen keine Option. Da das Transferfenster längst geschlossen ist, könnte der Verein ohnehin nur einen vertragslosen Rückraumrechten holen, um Theilinger zu entlasten. Zwar ist man sich einerseits auf der Geschäftsstelle der Möglichkeit, sich mit Platz sechs noch für die European League zu qualifizieren, bewusst, andererseits ist der Spielermarkt schwierig und der Europapokal ohnehin kein Ziel, das der HSVH in dieser Saison noch um jeden Preis erreichen will.