Hamburg. Gegen Stuttgart holen Hamburgs Handballer nach Rückstand kurz vor Schluss noch ein 27:27. Rückraumspieler musste ins Krankenhaus.

Er sollte der Mann des Tages werden, am Ende war Casper Mortensen so sauer, dass er seinen Frust mit mehreren Tritten am Torpfosten ausließ. Kurz vor dem 27:27 (12:11)-Remis gegen den abstiegsbedrohten TVB Stuttgart verkündete der HSV Hamburg (HSVH) noch die Vertragsverlängerung des dänischen Topstars bis Sommer 2026, danach zeigte Mortensen seine „vielleicht schlechteste Leistung in dieser Saison“, wie er nach dem glücklichen Punktgewinn selbst sagte.

„Es war echt ein schlechtes Spiel“, resümierte der 33-Jährige. „Wir nehmen den Punkt aber gerne mit, weil es zwei Minuten vor Schluss nicht so aussah.“ Neben Dani Baijens war Mortensen mit sechs Toren immer noch bester HSVH-Werfer.

Handball: Große Verunsicherung zu Beginn

Die Euphorie der Verlängerung, die vor dem Anwurf auf dem großen Videowürfel verkündet wurde, hielt unter den 3750 Zuschauern in der ausverkauften Sporthalle Hamburg nur wenige Spielminuten an. Spielmacher Baijens strahlte offensiv zunächst so viel Sicherheit aus wie ein Fünftklässler bei seinem ersten Schulreferat.

Der Niederländer spielte ungenaue Pässe und ließ unnötig Bälle fallen (3:5/13.). Auch der Versuch von HSVH-Trainer Torsten Jansen, Leif Tissier fortan die offensiven Geschicke leiten zu lassen, scheiterte – keine zwei Minuten nach seiner Einwechslung sah der 23-Jährige nach einem Foul an Stuttgarts Egon Hanusz die Rote Karte.

Tissier war frustriert sein Handtuch weg

Während Tissier, der dem TVB-Spielmacher beim Torabschluss in den Wurfarm gegriffen hatte, sein Handtuch frustriert auf den Boden feuerte und auf einer Tribünentreppe Platz nahm, wurde Hanusz fortan bei jeder Aktion gnadenlos ausgepfiffen. Als dann auch noch Mortensen einen Siebenmeter vergab und der Ex-Hamburger Jan Forstbauer im direkten Gegenzug zum 5:8 traf, hatte die Stimmung ihren Tiefpunkt erreicht (19.).

Immerhin: Nach der kurzen Pause auf der Bank fand Baijens allmählich zu seinem Spiel, auch Torhüter Johannes Bitter zeichnete sich hin und wieder aus (insgesamt sieben Paraden). Der HSVH konnte von Glück reden, nur das Tabellenkellerkind aus Stuttgart als Gegner gehabt zu haben. Während das Spiel gegen ein Bundesligatopteam schon früh hätte verloren sein können, blieben die Hausherren dran, gingen schließlich sogar mit einer 12:11-Führung in die Kabine.

Jacob Lassen musste ins Krankenhaus

Zum durchwachsenen Auftritt passte, dass sich HSVH-Rückraumspieler Jacob Lassen kurz vor der Pause bei einem Wurfversuch an der Schulter verletzte, noch in der Halbzeit mit starken Schmerzen im Schlüsselbeinbereich ins Krankenhaus gebracht wurde. „Ich gehe davon aus, dass wirklich etwas kaputt, also gebrochen, ist“, sagte Jansen. „Er meinte, dass es sich gar nicht gut anfühlt.“ Damit sollte er recht behalten. Die Diagnose für Lassen: Schlüsselbeinbruch auf der rechten Seite. Damit ist die Saison für den Dänen nun erstmal gelaufen. Am Montag wird sich zeigen, ob er operiert werden muss.

Zur überschaubaren Vorstellung des HSVH passte der äußerst unsouveräne Auftritt des Schiedsrichtergespanns Darnel Jansen/Lucas Hellbusch, denen das Kunststück gelang, gleich beide Trainer gegen sich aufzubringen. „Wir hatten das ganze Spiel über Entscheidungen gegen uns, die ich nicht ganz nachvollziehen kann“, sagte Jansen und ergänzte: „Völlig krank, völlig gaga.“ Extrem viele Zweiminutenstrafen (14 insgesamt) führten unter anderem zu einer Roten Karte gegen Stuttgarts Adam Lönn (43., dritte Zweiminutenstrafe), aus der die Hamburger allerdings keinen Profit schlagen konnten.

Rund zwei Minuten vor Schluss lag der HSVH mit 24:26 zurück, kämpfte sich allerdings wieder heran. Und obwohl Mortensen passenderweise noch einen Siebenmeter zu einer möglichen Siegchance vergab (26:27/59.), durften sich die Hausherren am Ende freuen. Sieben Sekunden vor dem Ende glich Baijens nach einem Ballgewinn noch zum 27:27 aus.

Tore HSVH: Baijens 6, Mortensen 6/1, Bergemann 4, Theilinger 4, Axmann 2, Magaard 2, F. B. Andersen 1/1, Lassen 1, Weller 1.Tore Stuttgart: Hanusz 6/2, Pfattheicher 5, Zieker 4, Maric 3, D. Fernandez 2, Lönn 2, Jer. Müller 2, Nicolaus 2, Forstbauer 1.