Hamburg. Hamburgs Handballer haben nach dem Sieg bei den Löwen große Chancen auf Platz sechs. Unter bestimmten Umständen könnte dieser reichen.
Es war kurz nach fünf Uhr am frühen Freitagmorgen, als Casper Mortensen erschöpft ins Bett fiel. Direkt nach dem 35:32-Sieg bei den Rhein-Neckar Löwen am Donnerstagabend war der Linksaußen mit dem HSV Hamburg (HSVH) im Bus zurück in den Norden gereist. Mit neun Toren beim Tabellenzweiten und insgesamt 168 Saisontreffern ist der 33-Jährige auf dem besten Weg, zum zweiten Mal nach 2017/18 die Torjägerkrone der Handball-Bundesliga (HBL) zu holen.
Deutlich wichtiger ist Mortensen aber der Erfolg seines Teams, das durch den Sieg bis auf zwei Punkte am Tabellensechsten TSV Hannover-Burgdorf dranbleibt. Angesprochen auf eine mögliche Europapokalqualifikation sagte Mortensen: „Das ist noch kein Thema für uns. Wir träumen zwar immer, bisher aber nicht von Europa.“ Und weiter: „Es gibt schon fünf Topmannschaften in der Bundesliga, die alle in Europa spielen wollen.“
Handball: Nur fünf Plätze für Europa?
In diesem Punkt kann man dem Dänen nicht widersprechen. Die ersten beiden Teams der Bundesliga qualifizieren sich für die Champions League, die Plätze drei bis fünf berechtigen zum Start in der European League. Was Mortensen aber vermutlich nicht wusste: Sollten entweder die SG Flensburg-Handewitt oder die Füchse Berlin in dieser Saison die European League gewinnen, bekäme die HBL einen sechsten Europapokalplatz vom europäischen Handballverband EHF zugesprochen, weil sich beide Clubs bereits über die Bundesliga für den internationalen Wettbewerb qualifizieren dürften.
Und auch wenn kein deutsches Team die European League gewinnen sollte, hätte die HBL die Möglichkeit, einen sechsten Platz zu beantragen. „Die EHF entscheidet dann nach Eingang aller Meldungen aus den europäischen Mitgliedstaaten, ob dieser zusätzliche Startplatz gewährt wird“, teilte die HBL auf Nachfrage mit.
Flensburg und Berlin sind Favoriten der European League
Die Wahrscheinlichkeit, dass die SG oder die Füchse den Titel im zweithöchsten europäischen Wettbewerb holen, ist aber ohnehin durchaus hoch. Neben dem französischen Club Montpellier HB und dem kroatischen Verein RK Nexe Našice zählen beide Clubs zu den Titelfavoriten der European League.
Sebastian Frecke kennt diese Ausgangslage. „Wir beschäftigen uns aktuell nicht mit dem europäischen Geschäft. Wenn die Mannschaft und das Trainerteam sich das erarbeiten, werden wir die Augen davor aber auch nicht verschließen“, sagte der HSVH-Geschäftsführer. „Für uns ist Platz sechs kein Ziel. Wir freuen uns, dass wir uns im Vergleich zur Vorsaison wahrscheinlich noch weiter verbessern werden, als wir es vorher gedacht haben.“
Erster HSVH-Profi nennt Platz sechs als Ziel
Jacob Lassen sieht das anders. Bereits nach dem 33:29-Sieg gegen den HC Erlangen am vergangenen Wochenende hatte der Rückraumspieler Platz sechs als Ziel ausgerufen, nun wiederholte er es. „Hoffentlich können wir die Saison noch ein bisschen höher als auf Platz sieben abschließen“, sagte Lassen.
Der dänische Nationalspieler ist kein Träumer, der sechste Platz tatsächlich auch angesichts des Restprogramms in Reichweite. Während Hannover in den verbleibenden elf Spielen gegen alle fünf Topteams antreten muss, trifft der HSVH nur noch auf den THW Kiel und Berlin. Darüber hinaus warten noch Spiele gegen die unteren sieben Teams der Tabelle. Zudem hat der HSVH das direkte Duell mit den sechstplatzierten Hannoveranern gewonnen.
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„Wenn wir uns drei oder vier Spieltage vor Schluss mit dem Thema Europa beschäftigen müssen, hätten wir immer noch genug Zeit, um uns darauf vorzubereiten. Wir haben ein starkes Partnernetzwerk im Rücken, das uns unterstützen würde“, sagte Frecke, der sich im Falle einer Europapokalteilnahme vor allem mit den Themen Reisekosten und Hallenkapazitäten beschäftigen müsste.
„Mit kurzfristigen Planungen kennen wir uns aus. Im Vergleich zu einem möglichen Europapokalplatz hatte der Bundesligaaufstieg 2021 für uns noch eine ganz andere Qualität. Wenn wir durch Erfolge anderer Teams europäisch spielen sollten, würden wir das auch hinbekommen.“