Hamburg. Die HSVH-Profis Frederik Bo Andersen und Andreas Magaard treffen beim Spiel in Flensburg auf Ex-Mitspieler Jakobsen.

Auf der dänischen Insel Fünen, etwa zehn Kilometer nordöstlich der Kleinstadt Svendborg, entspringt der Erfolg der Handball-Weltmeisternation Dänemark. Gudbjerg, Oure und Gudme heißen die drei kleinen Dörfer, die den Verein GOG bilden. „Zusammen kommen die drei Orte vielleicht auf 2500 Einwohnende“, erzählt Andreas Magaard. Der Kreisläufer des HSV Hamburg (HSVH) wurde wie sein Mitspieler Frederik Bo Andersen bei dem dänischen Topclub, der seit vielen Jahren auch im Europapokal seine Spuren hinterlässt, ausgebildet.

HSVH-Duo schwärmt vom Heimatverein GOG

„GOG ist ein sehr besonderer Ort“, sagt Magaard, der seine gesamte Jugend dort verbrachte. „Das ist mit Abstand der beste Jugendverein in Dänemark. Wenn man dorthin kommt, fühlt man sich direkt wohl, alles ist sehr familiär.“

Wenn Hamburgs Bundesligahandballer an diesem Sonntag (16.05 Uhr/Sky) bei der SG Flensburg-Handewitt gastieren, stehen in Magaard, Andersen (beide 24) und SG-Linksaußen Emil Jakobsen (25) drei ehemalige GOG-Jugendspieler des Jahrgangs 1998 auf dem Feld in der ausverkauften Flens-Arena. „Wir haben vor zwei Tagen mit Emil telefoniert. Er meinte, dass wir keine Chance haben werden am Sonntag. Das konnten wir natürlich nicht so stehen lassen“, sagt Magaard und lacht.

Bo Andersen und Magaard profitierten von einer guten Ausbildung

Wenn die beiden HSVH-Freunde, die seit Magaards Wechsel im vergangenen Sommer eine WG an der Eppendorfer Landstraße bilden, über ihren Ausbildungsverein sprechen, funkeln ihre Augen. „Fast jeder Jugendspieler in Dänemark möchte dort spielen. Das ist wie ein kleines Handballdorf, in dem man sich einfach nur wohlfühlen kann“, sagt Magaard.

Ganze Schulklassen und Wohnheime bestehen aus Handballern des ortsansässigen Clubs. „Man lebt bei GOG mit vielen Leuten zusammen, die alle den Handball lieben. Darüber hinaus haben sie dort überragende Trainer“, sagt Andersen, der als 16-Jähriger zu GOG wechselte, später für den Verein in der Champions League debütierte. „Mindestens die Hälfte der Nationalmannschaft kommt aus der GOG-Jugend. Da bilden sich viele enge Freundschaften“, sagt der 24-Jährige.

Abgesehen von Flensburgs Jakobsen zählen sechs weitere Handballprofis zur Freundesgruppe der beiden Hamburger. Neben Emil Lærke, der seit dieser Saison beim TBV Lemgo Lippe für Aufmerksamkeit sorgt, gehört unter anderem auch ein gewisser Mathias Gidsel, Topstar der Füchse Berlin und aktueller Handball-Weltmeister, zu der Gruppe, die seit vielen Jahren unter anderem gemeinsam Silvester feiert.

HSVH-Kumpels haben viel Kontakt zu dänischen Bundesliga-Kollegen

„Als Mathias Gidsel zu GOG kam, war er 1,60 Meter groß und wog 55 Kilogramm. Ich habe am Anfang nicht geglaubt, dass er so gut wird“, erinnert sich Magaard an den zurzeit wohl spektakulärsten Spieler der Bundesliga. Über eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe mit ihren GOG-Freunden, erzählen die HSVH-Profis, buchen sie sich zum Jahreswechsel stets ein großes Appartement in Dänemark, um gemeinsam zu feiern.

Obwohl die Jugendarbeit des dänischen Vereins ihresgleichen sucht, fällt der Wechsel in die Handball-Bundesliga nicht jedem Spieler so leicht wie Gidsel. Auch Andersen, der ein Jahr vor Magaard nach Hamburg kam, hatte in seiner ersten Saison mitunter große Probleme. „Ich habe in meinem ersten Jahr, das etwas schwierig war, viel gelernt“, sagt der Rechtsaußen, der viele Einzelgespräche mit Trainer Torsten Jansen führte.

Als Positionspartner Thies Bergemann zu Beginn dieser Saison verletzt fehlte, nutzte Andersen seine Chance. „Ich war selbst ein bisschen überrascht, dass ich so große Schritte gemacht habe. Ich habe aber gelernt, professioneller zu leben. Ich plane jetzt meinen Tag besser, esse gesünder, schlafe mehr und richte mein Leben voll auf den Sport aus“, sagt er.

Bo Andersen verlängerte seinen Vertrag beim HSV Hamburg

Trotz Anfragen anderer Clubs entschied er sich bereits im Dezember, seinen am Ende dieser Saison auslaufenden Vertrag bis Sommer 2026 zu verlängern. „Ich musste nicht lange darüber nachdenken, hier zu verlängern. Natürlich gab es auch Interesse von anderen Clubs, aber auch mein Berater wusste, dass ich in Hamburg bleiben möchte“, sagt er.

Auch Magaard benötigte mehrere Monate Zeit, um in Hamburg anzukommen. Nach dem Saisonauftakt gegen Flensburg verletzte er sich Anfang September am Knie, fiel wochenlang aus. „Ich habe mich mittlerweile an die Bundesliga und das körperliche Spiel hier gewöhnt. In der Abwehr habe ich die größten Fortschritte gemacht. Ich weiß jetzt, wie sich meine Mitspieler verhalten und dass die gegnerischen Spieler stärker sind und mehr Druck machen“, sagt Magaard.

Dänische Nationalmannschaft spiel Länderspiel in Hamburg

Wenn die dänische Nationalmannschaft am 12. März in der Hamburger Barclays Arena auf Deutschland trifft, wollen die Freunde dabei sein. Diesmal noch als Zuschauer auf der Tribüne, in ein paar Jahren aber selbst auf dem Feld.

„Jeder dänische Handballer träumt davon, irgendwann in der Nationalmannschaft zu spielen“, sagt Magaard. „Es gibt aber so viele unfassbar gute Spieler bei uns.“ Und die meisten von ihnen stammen aus den kleinen Dörfern Gudbjerg, Oure und Gudme.