Hamburg. Die Bundesligahandballer des HSV Hamburg schlagen Hannover-Burgdorf – auch weil der lange verletzte Torhüter kurzfristig umplante.
Noch bevor die Schlusssirene ertönte, grinste Jens Vortmann übers ganze Gesicht, fiel dann seinem Torhüterkollegen Johannes Bitter in die Arme. Am 10. Juni 2022 hatte sich der 35-Jährige im letzten Training der Saison die Achillessehne gerissen, danach kein einziges Spiel mehr für den HSV Hamburg (HSVH) bestritten. „Es hat sich angefühlt, als würde ein Messer in der Achillessehne stecken“, erzählte er dem Abendblatt im vergangenen Herbst.
Am Donnerstagabend feierte er nach mehr als acht Monaten ein emotionales Comeback für Hamburgs Bundesligahandballer, half mit elf Paraden beim 32:26 (15:12)-Heimsieg gegen die TSV Hannover-Burgdorf entscheidend mit.
HSVH-Torhüter Vortmann: „Es war ein Riesenerlebnis“
„Es war ein Riesenerlebnis und hat richtig viel Spaß gemacht, wieder dabei zu sein. Solch ein Sieg fühlt sich noch mal ganz anders an, als wenn man verletzt auf der Tribüne sitzt“, sagte Vortmann.
Nach einem ausgeglichenen Spielbeginn erlebten die HSVH-Profis Mitte der ersten Halbzeit zunächst ein unangenehmes Déjà-vu durch Hannovers Schlussmann. Schon bei der 27:28-Hinspielniederlage in der niedersächsischen Landeshauptstadt hatte Domenico Ebner mit 15 Paraden und einer überragenden Fangquote von 51,72 Prozent für die Hamburger Niederlage gesorgt.
Kurz nach seiner Einwechslung im Rückspiel, der HSVH führte mit 7:5, ließ der Deutschitaliener sieben Minuten lang keinen Gegentreffer zu, sodass Hannover das Spiel zunächst drehte (8:10/20.).
Vortmann wollte eigentlich erst nächste Woche einsteigen
Danach zündete der kurz zuvor für den wirkungslosen Bitter (keine Parade) eingewechselte Vortmann die 3750 Zuschauenden in der in dieser Saison erstmals ausverkauften Sporthalle Hamburg emotional an. Eine spektakuläre Doppelparade mit den Füßen (23.), ein verhindertes Gegenstoßtor (26.) und ein parierter Siebenmeter (27.), 60 Prozent Fangquote bis zur Pause, der HSVH führte zur Halbzeit plötzlich mit drei Toren (15:12).
Die Schmerzen nach der Operation, der stornierte Sommerurlaub mit der Familie, vielen Einzeleinheiten im Kraftraum, dazu die unzähligen Reha-Besuche im Eimsbütteler EPI-Zentrum – all das schien sich für Vortmann endlich auszuzahlen. Erst am Mittwoch hatte ihn Trainer Torsten Jansen spontan gefragt, ob er spielen könne. Vortmann, der erst in der kommenden Woche wieder einsteigen wollte, sagte zu.
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Zum Glück für Jansen. Nach dem Seitenwechsel setzte sich der HSVH zunächst bis auf fünf Tore ab (18:13/33.), doch weil auch Ebner weiter stark hielt, blieb das Spiel spannend.
Offensiv war es nun vor allem HSVH-Rückraumspieler Jacob Lassen, der die Verantwortung übernahm, sich im Eins-gegen-eins durchsetzte, oder Kreisläufer Andreas Magaard mit einem No-look-Pass hinter dem Rücken bediente. Der Däne, dessen Frau Julie in diesen Tagen eine Tochter erwartet, war mit fünf Toren hinter Casper Mortensen (neun) bester Hamburger Werfer. Hannover kam nicht mehr heran – und der Vortmann-Abend war perfekt.
Tore HSVH: Mortensen 9 (3 Siebenmeter), Lassen 5, Maagard 5, Tissier 4, Bergemann 4, Valiullin 3, Baijens 2. Tore Hannover-Burgdorf: Kulesh 7, Steinhauser 4, Michalczik 3, Vujovic 3, Brozovic 3, Büchner 2, Pevnov 2, Gerbl 1, Mävers 1. Schiedsrichter: Hurst/Krag (Berlin/Frankfurt).