Hamburg/Magdeburg. Die Bundesliga-Handballer unterliegen beim deutschen Meister nach einer zwischenzeitlichen Drei-Tore-Führung.
Es lief die 40. Spielminute, als Bennet Wiegert seinem SC Magdeburg eine eindeutige Ansage machte. „Jetzt“, sagte der SCM-Coach, „können wir zeigen, wie weit wir sind. Dass wir marschieren. Dass wir systemtreu sind.“
Die 6600 Zuschauer in der ausverkauften Getec Arena waren zu diesem Zeitpunkt etwas geschockt ob der 21:19-Führung des HSV Hamburg (HSVH). Dann begann die Schlussdrittel – und Magdeburg, amtierender deutscher Handball-Meister und Club-Weltmeister, zeigte, was Trainer Wiegert zuvor gefordert hatte. Die 28:32 (15:15)-Niederlage war für Hamburgs Bundesligahandballer am Ende nicht nur zu hoch, sie war auch ernüchternd, weil die Sensation lange Zeit möglich schien.
„Wir haben wieder ein gutes Spiel gegen eine gute Mannschaft abgeliefert. Dass wir am Ende wieder verlieren, ist schade“, sagte HSVH-Spielmacher Dani Baijens, die Enttäuschung war ihm nach dem ersten Pflichtspiel des Jahres anzusehen. Bereits im Hinspiel hatten die Hamburger die Weltklassemannschaft aus Sachsen-Anhalt an den Rand einer Niederlage gebracht, beim 28:30 aber ebenso verloren.
HSV Hamburg führte lange gegen Meister
„Am Ende standen wir in der Abwehr nicht mehr so, wie wir am Anfang standen. Dann wurden auch die Kräfte weniger, Magdeburg konnte einfacher ins Eins-gegen-eins gehen“, analysierte Baijens, der mit vier Toren hinter Linksaußen Casper Mortensen (sieben) zweitbester Hamburger Torschütze war.
Lange Zeit hatten die Hamburger unter den Augen von Bundestrainer Alfred Gislason geführt, Magdeburg ungewohnt viele technische Fehler produziert. Am Ende lag es unter anderem an der individuellen Klasse des SCM, dass das Spiel noch mal kippte. Die Probleme des HSVH trugen vor allem drei Namen: Gisli Kristjansson, Kay Smits und Nikola Portner.
Spielmacher Kristjansson, die isländische Eins-gegen-eins-Maschine, rannte immer wieder in die Lücken der Hamburger Deckung. Wie eine nervige Fliege, die im Sekundentakt gegen eine Fensterscheibe fliegt – mit dem wichtigen Unterschied, dass die Hamburger Glasscheibe bei seinen acht Treffern auch zu Bruch ging.
HSV Hamburg verpasst Sensation auch wegen Torhütern
Der überragende Mann war allerdings Rückraumspieler Kay Smits, der mit zwölf Toren die Abwesenheit von SCM-Superstar Omar Ingi Magnusson (Fersen-Operation) vergessen ließ. Normalerweise habe ich Kay immer gut im Griff“, sagte Baijens über seinen niederländischen Nationalmannschaftsfreund und grinste, ehe er mit ernstem Ton anfügte: „Nein, er hat es heute gut gemacht. Er ist ein super Spieler, schnell auf den Beinen, kann aus dem Nichts ins Eins-gegen-eins gehen.“
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Hinzu kam in der entscheidenden Phase des Spiels, dass Magdeburgs Nikola Portner (15 Paraden) das Torhüterduell gegen Johannes Bitter (sieben) klar gewann. So musste auch HSVH-Kapitän Niklas Weller resümieren: „Wir haben die überraschenden technischen Fehler in der ersten Halbzeit eigentlich gut ausgenutzt, haben das geschafft, was wir uns vorgenommen hatten. Am Ende ist es umso bitterer, dass es nicht reicht.“
Die Statistik:
- Tore HSVH: Mortensen 7, Baijens 4, Axmann 3, Bergemann 3, Lassen 3, Magaard 2, Tissier 2, Valiullin 2, Weller 2.
- Tore Magdeburg: Smits 12, Kristjansson 8, Weber 5, Hornke 3, Bergendahl 2, Musche 2.