Hamburg/Wetzlar. Bundesliga-Handballer bringen defensiv eine deutlich stabilere Abwehr auf die Platte. Im Angriff überragte ein Spieler besonders.

Johannes Bitter wirkte völlig abgeklärt, als am Sonnabendabend nach dem 30:28 (12:13)-Sieg die Schlusssirene ertönte. Ein kurzes Lächeln, dann ein routiniertes Abklatschen mit seinen Mitspielern. Business as usual, ein ganz normaler Arbeitstag für den Torhüter des HSV Hamburg (HSVH), der seinen Kollegen mit 15 Paraden im Auswärtsspiel bei der HSG Wetzlar mal wieder einen Sieg in der Handball-Bundesliga beschert hatte.

"Ich spiele sehr gerne hier in dieser Halle. Es hat sich heute schon beim Warmmachen gut angefühlt", sagte Bitter nach dem Spiel. "Wir haben heute in vielen Phasen gut die Ruhe bewahrt. Wir hatten auch vorne immer wieder Leute, die das Heft des Handelns in die Hand genommen haben."

Handball: HSVH-Torhüter Bitter überragte zu Beginn

Der HSVH konnte sich gleich zu Beginn bei seinem Schlussmann bedanken. Bitter parierte enorm stark, verhinderte früh einen deutlichen Rückstand. Die zunächst fahrig und planlos agierenden Hamburger brauchten mehr als fünf Minuten, ehe Spielmacher Dani Baijens den Bann brach (1:2/6.). "Am Anfang müssen wir froh sein, dass wir im Spiel bleiben", sagte Bitter.

Bis Mitte der ersten Halbzeit sah sich HSG-Trainer Benjamin Matschke die Bitter-Show an, dann nahm er genervt eine Auszeit. 61,54 Prozent gehaltener Bälle – konkret acht Paraden – hatte Bitter da bereits auf dem Konto. Ein Traum-Wert.

Normalerweise hätte der HSVH aus diesen Paraden vor allem im Tempogegenstoß eine höhere Führung herausspielen müssen. Eine Zwei-Tore-Führung (8:6/18.) war allerdings das höchste der Gefühle, weil auch Wetzlars Nationalkeeper Till Klimpke ein gutes Spiel machte.

HSVH-Kreisläufer Niklas Weller kämpft sich zum Wurf durch.
HSVH-Kreisläufer Niklas Weller kämpft sich zum Wurf durch. © imago/Ebner

HSVH kassierte deutlich weniger Gegentore als zuletzt

109 Gegentore hatte der HSVH in den drei Bundesligaspielen zuvor kassiert deutlich zu viel. Bei der schwach in die Saison gestarteten HSG stand die Hamburger Abwehr sicherer, das Tempo der Partie war allerdings auch etwas geringer als in den Begegnungen zuvor. Beim Seitenwechsel lag der HSVH mit 12:13 zurück, nachdem er in Unterzahl einen 0:4-Lauf kassiert hatte und Bitter nach Matschkes Auszeit bis zur Pause keine weitere Parade mehr zeigen konnte.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit fand der 40-Jährige allerdings wieder zu seinem Spiel, parierte vier Bälle in Folge und verhalf seinem Team zur erstmaligen Drei-Tore-Führung (17:14/36.). Wetzlars Angriffsspiel beschränkte sich fast ausschließlich auf die wurfgewaltigen Rückraumschützen Lenny Rubin, Vladan Lipovina und Jonas Schelker, über den Kreisläufer und die Außenspieler lief fast gar nichts.

HSVH-Kapitän Niklas Weller leistete Schwerstarbeit

Kapitän Niklas Weller hatte die wuchtigen HSG-Schützen mit Mittelblockpartner Azat Valiullin mal mehr, mal weniger im Griff, das umkämpfte Spiel blieb völlig offen (19:20/45.). Der Hamburger Spielführer leistete vorne und hinten Schwerstarbeit, feuerte seine Mitspieler immer wieder lautstark an.

In der Schlussphase zeigte sich, dass der HSVH im Vergleich zu den Gastgebern deutlich variabler im Angriff agierte, immer wieder auch Anspiele auf den Kreisläufer suchte. Nach einer erneuten Paraden-Serie Bitters sorgte der starke Linksaußen Casper Mortensen (mit elf Toren bester Werfer) für die erstmalige Führung mit vier Treffern (26:22/54.).

HSV Hamburg blieb am Ende trotz Roter Karte cool

"Wir machen jetzt hinten die Mitte dicht", forderte Trainer Torsten Jansen was Weller etwas zu genau nahm. Knapp vier Minuten vor der Schlusssirene machte der HSVH-Kapitän einen langen Schritt in die Sprungbewegung von Jovica Nikolic, sah dafür die Rote Karte (27:24/57.). Die Gäste blieben allerdings cool, brachten die Führung mit einer beeindruckenden Ruhe über die Zeit.