Hamburg. Zweitligahandballer verkündeten den Start eines Modellprojekts mit Zuschauern – bevor es durch die Behörden genehmigt war.
Die Zweitligahandballer des HSV Hamburg (HSVH) haben mächtig Ärger mit dem Senat. Am Donnerstagabend verschickte der Verein eine brisante Pressemitteilung, in der er die Zulassung von 1000 Fans beim kommenden Heimspiel (28. Mai) gegen den ThSV Eisenach und sogar von 2000 Fans beim letzten Heimspiel gegen den ASV Hamm-Westfalen (22. Juni) verkündete.
„In enger Zusammenarbeit mit der Sozialbehörde darf ein Modellprojekt unter strengen Auflagen durchgeführt werden“, teilte des HSVH mit. Das Problem: Die zuständige Senatskanzlei hatte dem Modellprojekt noch gar nicht offiziell zugestimmt.
„Eine Genehmigung liegt derzeit nicht vor. Anderslautende Meldungen sind inhaltlich nicht zutreffend, voreilig und verabredungswidrig“, ging Daniel Schaefer, Pressesprecher der Innenbehörde, am Freitagmorgen ungewohnt deutlich auf Distanz. Am Abend folgte dann aber doch die Genehmigung für die Teilzulassung von Fans.
HSVH: Genehmigung nicht klar kommuniziert
Die verfrühte Pressemitteilung machte am Donnerstag bereits in sämtlichen HSVH-Foren im Internet die Runde. Dass die zuständige Behörde gleichzeitig zusammensaß, um über das Modellprojekt zu entscheiden, stieß dem Senat sauer auf. Zu dem Zeitpunkt hatte der HSVH die Pressemitteilung auch über seine eigenen Social-Media-Kanäle verbreitet. Auch, dass der Verein die Posts nach kurzer Zeit wieder löschte, half wenig.
HSVH-Geschäftsführer Sebastian Frecke bestätigte, dass die Genehmigung für das Modellprojekt beim Versand der Pressemitteilung noch nicht vorgelegen hatte. „Eine endgültige Genehmigung haben wir in dieser Klarheit auch nicht kommuniziert. Aber sehr wohl, dass wir unsere Planungen jetzt auf Zuschauer ausrichten, weil wir positive Signale von der Stadt bekommen haben“, sagte er.
HSVH sah sich zur Kommunikation gezwungen
Wie das Abendblatt erfuhr, erhielt der HSVH bereits am Dienstag die mündliche Zusage, um das Modellprojekt planen zu können. Für das Event in der unter normalen Umständen bei Handballspielen 13.000 Zuschauer fassenden Barclaycard Arena buchte der Verein bereits zahlreiche Dienstleister wie Caterer und Security-Personal.
Als die offizielle Genehmigung der Stadt am Donnerstag immer noch ausstand, entschied sich der HSVH, die Planungen über das Modellprojekt selbst zu veröffentlichen. Da bis zum Spiel in sieben Tagen kaum Zeit für den Ticketverkauf bliebe, sah sich der Verein gezwungen, die Fans über das Modellprojekt zu informieren. Anderenfalls wäre der Verein auf den Kosten für die Dienstleister sitzengeblieben.
Modellprojekt: HSVH-Planungen liefen lange
Der Hamburger Senat teilte am Abend schließlich mit, dass das Spiel gegen den ThSV Eisenach am 28. Mai vor 1000 Zuschauern in der Barclaycard Arena stattfinden könne - als Teil eines Modellprojektes.
„Eine entsprechende Genehmigung der Behörde für Inneres und Sport wurde am Freitagnachmittag nach intensiver Abstimmung mit der Senatskanzlei, der für Gesundheit zuständigen Sozialbehörde und dem Verein erteilt“, hieß es in der offiziellen Mitteilung.
Bis zum Freitag hatte der organisierte Sport in der Hansestadt Zeit, sich mit unterschiedlichen Projekten für Sport unter Pandemie-Bedingungen zu bewerben. Die Planungen für ein Modellprojekt liefen beim HSVH bereits seit Mitte Februar.
HSVH vs. Stadt: Immer wieder kleine Konflikte
Der Streit um die verfrühte Bekanntgabe des Projekts beschädigt nun einmal mehr das Verhältnis zwischen Stadt und Verein. Nach Abendblatt-Informationen sind die Fronten zwischen beiden Parteien nicht erst seit dieser Woche verhärtet.
Nachdem die Sporthalle Hamburg wegen eines Dachschadens bis Herbst 2022 gesperrt ist, gab es bereits im Zuge der Suche nach einer neuen Heimspielstätte immer wieder kleine Konflikte und Probleme in der gemeinsamen Kommunikation.
Modellprojekt: Towers haben schon grünes Licht
Kurios: Basketball-Bundesligist Hamburg Towers teilte am Freitagvormittag mit, im Rahmen des Modellprojekts am Pfingstmontag (18 Uhr) sein Playoff-Heimspiel gegen Alba Berlin vor maximal 200 Fans spielen zu können. Die Entscheidung steht laut Towers noch unter dem Vorbehalt einer finalen Genehmigung nach Begehung vor Ort.
„Der Playoff-Einzug der Towers ist nach dem letzten trüben Sportjahr ein absolutes Highlight“, ließ sich Sportsenator Andy Grote zitieren. „Daher haben wir mit vereinten Kräften intensiv daran gearbeitet, ein tragfähiges Modellprojekt abzustimmen, um so eine Rückkehr der Fans möglich zu machen. Das ist eine kleine Brise zusätzlicher Rückenwind für die Mannschaft und ein wichtiger erster Schritt in ein Sportjahr, in dem wir nun hoffentlich durchstarten und Corona hinter uns lassen können.“