Hamburg. Die Zweitliga-Handballer gewinnen zu Hause gegen Wilhelmshaven – und intensivieren die Planungen für die Zukunft.

Der Jubel fiel verhalten aus, als am Sonntagabend die Schlusssirene in der q.beyond Arena am Volkspark ertönte. Lockeres Abklatschen, hier und da huschte ein Lächeln über das Gesicht. Zu deutlich war das Ergebnis, zu einseitig der Spielverlauf. Nach dem souveränen 32:25 (16:11)-Heimsieg gegen den abstiegsbedrohten Wilhelmshavener HV hat der HSV Hamburg (HSVH) neun Spieltage vor Schluss weiterhin die besten Chancen im Aufstiegskampf der 2. Handball-Bundesliga.

Kreisläufer Niklas Weller war mit neun Toren bester HSVH-Schütze, Torwart Jens Vortmann zeigte gegen seinen Ex-Club mit 14 Paraden eine starke Leistung.

HSV Hamburg soll in Lüneburg spielen

Auch wenn es sportlich läuft, dürfte Sebastian Frecke schon ruhiger geschlafen haben als in diesen Wochen. Die Sporthalle Hamburg ist wegen Mängeln an der Dachkonstruktion mindestens bis Herbst 2022 nicht bespielbar, der HSVH benötigt von Ende August an eine Heimspielstätte für rund 4000 Zuschauer. Wie das Abendblatt erfuhr, empfahl Hamburgs Sportstaatsrat Christoph Holstein dem HSVH-Geschäftsführer nach einer gemeinsamen Telefonkonferenz, sich eine Option auf die Arena Lüneburger Land zu sichern.

Dies bestätigte Holstein am Sonntag. Sollte sich nach Abschluss der Sondierungsgespräche herausstellen, dass ein temporärer Umzug die finanziell beste Lösung darstelle, „wäre es fahrlässig, sich damit nicht zu beschäftigen“, sagte Holstein. Allerdings gebe es weiterhin fast täglich Gespräche zwischen Stadt und HSVH, um alle auf Hamburger Stadtgebiet infrage kommenden Möglichkeiten auszuloten.

HSV Hamburg im Gespräch mit Lüneburg

„Wir sind mit der Arena in Lüneburg im Gespräch, um einander kennenzulernen, falls wir keine Möglichkeit in Hamburg finden sollten“, bestätigt Frecke. In dieser Woche werde er sich die neu gebaute Halle ansehen und über die finanziellen Konditionen sprechen. „Es wäre schön, wenn die Handballer wieder eine Halle hätten“, sagt Klaus Hoppe, der als Chef der Lüneburger Campus Management GmbH für die Vermarktung und Vermietung der Arena zuständig ist.

Die Eröffnung ist am 20. August geplant, am Tag darauf finde bereits die erste Kulturveranstaltung statt, so Hoppe. Gerade rechtzeitig für den HSVH, der am 28. oder 29. August in die erste Pokalrunde startet. Drei Ebenen, sieben Sitzreihen im Parterre, dazu jeweils vier Reihen im ersten und zweiten Obergeschoss bieten Platz für 3500 Zuschauer. „Das erste und zweite Obergeschoss hängen übereinander. Man fühlt sich wie im Kessel, alle sind dicht dran. Das wird ein richtiger Stimmungstempel“, sagt Hoppe.

Als Hauptnutzer der Arena sind eigentlich die Bundesligavolleyballer der SVG Lüneburg vorgesehen. SVG-Geschäftsführer Andreas Bahlburg ließ sich bereits zahlreiche Termine blocken. Laut Rahmenspielplan beginnt die Volleyballsaison am 9. Oktober. Konflikte wegen möglicher Terminüberschneidungen erwartet Bahlburg, dem vertraglich bis zu 18 Spiele mit erster Priorität zugesichert sind, aber nicht. „Wir haben immer schon mit Handballern kooperiert und verstehen uns sehr gut. Es würde mich freuen, wenn wir zwei Bundesligaclubs in Lüneburg hätten“, sagt Bahlburg.

Wichtige HSV-Hamburg-Themen im Überblick

HSVH wünscht sich andere Lösung als Lüneburg

Im Vergleich zu Freckes Wunschlösung, eine mobile Leichtbauhalle in Hamburg zu errichten, wären Heimspiele in Lüneburg deutlich günstiger. In Hamburg sucht der HSVH bisher vergebens nach einer geeigneten Fläche, der favorisierte Standort Heiligengeistfeld ist wegen des Hamburger Doms nicht realisierbar. Neben einer Fläche in Norderstedt wurde dem HSVH auch ein Industriegebiet in Geesthacht als möglicher Standort angeboten.

„Je weiter wir aus Hamburg weggehen, desto größer sehe ich die Gefahr, dass wir Partner und Fans verlieren könnten. Wenn wir 60 oder 70 Kilometer weit weg spielen, geht uns mehr und mehr die für uns so wichtige Verbindung nach Hamburg verloren“, sagt Frecke. Spätestens bis Ende Juni muss die Entscheidung fallen, dann beginnt der Dauerkartenverkauf. „Wir warten bis zum letzten Tag, um in Hamburg eine Lösung zu finden“, betont Frecke.

Die Messehallen bleiben laut Holstein weiterhin eine Möglichkeit, allerdings könne die Stadt nicht einfach verordnen, dort dauerhaft eine Halle für den Sportbetrieb vorzuhalten, auch wenn die Messe und Congress GmbH ein städtisches Unternehmen ist. Das, was man den Handballern empfehle, habe die Messe bereits getan: sich Optionen auf Großveranstaltungen gesichert, die im Falle einer deutlichen Lockerung der Corona-Beschränkungen durchgeführt werden könnten. Inwieweit dann Raum für Handballspiele bliebe, sei noch vollkommen offen. Trotzdem wolle die Stadt den HSVH unbedingt in Hamburg halten. Es bleibt abzuwarten, ob ihr das gelingt.