Hamburg. Handball Sport Verein Hamburg trifft bei Bundesliga-Absteiger Bietigheim auf den ehemaligen HSV-Profi Michael Kraus.
Michael Kraus ist seit jeher ein Entertainer gewesen, ein „ewiger Lausbub“ („Südkurier“), auf und neben dem Handballfeld. Immer gut gelaunt, um keinen Witz verlegen, unbekümmert in seiner Art. Daran hat sich beim Weltmeister von 2007 auch mit 36 Jahren wenig geändert. Wer sich fragt, wie es dem früheren Hamburger, der mit dem HSV Meisterschaft (2011) und Champions League (2013) gewann, im Spätherbst seiner Karriere so ergeht, kann dies nahezu täglich verfolgen.
Über eine halbe Million Menschen folgen „Mimi“ und seiner Ehefrau Isabella (29) im sozialen Netzwerk Instagram. In kurzen Handyvideos wird gekocht, mit den drei Kindern gespielt, die Sporttasche gepackt – und sich vor allem viel geneckt. „Für Bella ist es ihr Beruf. Sie ist Influencerin in Familien- und Beautyfragen“, sagt Kraus. Für ihn sei es ein großer Spaß; angesichts der großen Follower-Schar ist es auch eine lukrative Werbeplattform.
Kraus: Nettigkeiten werden erst nach dem Spiel ausgetauscht.
Michael Kraus, neben dem Hamburger Pascal Hens (39) der einst populärste Handballer seiner Generation, bleibt erstklassig im Gespräch. In seinem Sport ist der 128-malige Nationalspieler nach dem Abstieg mit der SG BBM Bietigheim nur noch zweitklassig. Am Sonntag (17 Uhr/Sportdeutschland.tv) empfangen die Schwaben den Handball Sport Verein Hamburg. Auf das Wiedersehen mit alten Weggefährten wie HSVH-Trainer Torsten Jansen oder Ex-Teamkollege Tobias Schimmelbauer (gemeinsam beim TVB Stuttgart) „freue ich mich ganz besonders“, sagt der nach einer Oberschenkelverletzung genesene Mittelmann, betont jedoch: „Wir haben nichts zu verschenken. Nettigkeiten werden erst nach dem Spiel ausgetauscht.“
Den direkten Wiederaufstieg hat die SGBBM trotz des Ausstiegs des Hauptsponsors, des ortsansässigen Bekleidungsherstellers Olymp, als Saisonziel ausgegeben. Die Mannschaft ist größtenteils zusammengeblieben. Führungsspieler Kraus, der im Februar von Stuttgart zu den abstiegsbedrohten Bietigheimern kam, blieb. Der wurfgewaltige Spielgestalter, der im Abstiegsendspiel den entscheidenden Wurf zum Klassenerhalt verfehlte, unterschrieb zu reduzierten Bezügen einen Zweijahresvertrag. Der gebürtige Göppinger entschied sich damit auch für Familie und Heimat.
"Die Zweite Liga ist ein Haifischbecken"
Nach sechs Spieltagen, die Kraus bei drei teils hohen Niederlagen überwiegend verletzt von außen verfolgte, konstatiert er: „Die Zweite Liga ist ein Haifischbecken.“ Wer sich dort behaupten will, muss stark und gut gewappnet sein. Wegen vieler Verletzter habe sein Team noch nicht auf dem Level agieren können, das nötig gewesen wäre. „Bis jetzt“, sagt Kraus. „Inzwischen bin ich topfit und kann am Sonntag Vollgas geben.“ Am Saisonziel wolle er festhalten, „damit man weiß, wofür man sich quält“.
Der HSVH reist nach dem jüngsten 28:24-Erfolg gegen Hüttenberg personell unverändert am Sonnabend gen Süden. Gegen Gummersbach (26:29) hatten es die Hamburger verpasst, die Krise des Gegners auszunutzen. Das können sie nun besser machen.