Hamburg. Die Handball-Bundesliga hat in Hamburg keine Zukunft mehr. Der insolvente HSV zieht sich wie erwartet mit sofortiger Wirkung zurück.
Der HSV Hamburg hat in der Handball-Bundesliga ausgespielt. Der deutsche Meister von 2011 zieht sich nach dreizehneinhalb Jahren mit sofortiger Wirkung aus der höchsten Spielklasse zurück und wird zu den verbleibenden 14 Spieltagen nicht mehr antreten. Diese Entscheidung, die das Abendblatt bereits am Sonnabend angekündigt hatte, traf Gideon Böhm, der Insolvenzverwalter der HSV Handball Betriebsgesellschaft mbH & Co. KG, am Montagnachmittag nach Rücksprache mit den verbliebenen Profis und dem Lizenz nehmenden HSV Hamburg e. V.
Der Rückzug kommt nur fünf Tage nachdem die Lizenzierungskommission dem HSV die Spielberechtigung entzogen hatte. Ein Protest gegen die Entscheidung ist nicht geplant. Demnach hätte der Tabellenvierte die Saison noch zu Ende spielen, im kommenden Spieljahr aber keine Lizenz für die Erste oder Zweite Liga beantragen dürfen. Böhm sah allerdings weder eine wirtschaftliche noch eine sportliche Grundlage, um den Spielbetrieb fortzusetzen.
„Unter den gegebenen Umständen ist es nicht mehr möglich, ausreichende Sponsoren oder Förderer zur Finanzierung der verbleibenden Saison zu finden“, sagte der Rechtsanwalt. „Die Anreise zu den Auswärtsspielen, die Kosten für die Heimspiele, die Organisation der Spiele, die Betreuer und nicht zuletzt die Spieler selbst sind nicht mehr zu finanzieren.“ Die Finanzierungslücke hatte Böhm vor zehn Tagen auf zwei Millionen Euro beziffert.
HSV-Ergebnisse werden annulliert
Inzwischen wären die Personalkosten infolge von zehn Abgängen zwar stark gesunken – am Montag wurde der Wechsel von Linksaußen Kevin Schmidt zum VfL Gummersbach offiziell. Allerdings sieht Böhm den HSV nicht in der Lage, eine spielfähige Bundesligamannschaft aufzustellen. Die Vereinsführung hatte es zuvor abgelehnt, Spieler der U 23 abzustellen, um den Profikader aufzufüllen. Dies, so die Sorge, könnte den geplanten Neubeginn gefährden. „Wir konzentrieren uns voll auf den Aufstieg in die Dritte Liga“, sagte Vereinspräsident Karl Gladeck. Der HSV II führt die Tabelle der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein neun Spieltage vor Saisonende mit vier Punkten Vorsprung an.
Zudem würde eine bessere Nachwuchsmannschaft den Wettbewerb in der Bundesliga verwässern. Durch den Rückzug werden gemäß Statuten alle Ergebnisse aus den 20 Punktspielen des HSV annulliert. Von den sieben Clubs, die noch Heimspiele gegen den HSV gehabt hätten, wie auch vom letztjährigen Absteiger Minden, drohen nun Schadenersatzklagen.