Hamburg . Der Handball-Sport-Verein Hamburg kann sich weiter auf seine Fans verlassen. Die Oberligaspiele der U23 sind jetzt ständig ausverkauft.
Der Handball-Sport-Verein (HSV) Hamburg lebt. Das Kapitel Profihandball ist – vorerst – abgeschlossen, aber nicht erst jetzt geben die Fans dem Nachwuchs eine Chance. Offiziell wieder 150 Zuschauer, mehr erlaubt die Feuerwehr nicht, drängelten sich zum siegreichen Spitzenspiel der Oberliga-Hamburg/Schleswig-Holstein gegen den MTV Herzhorn (39:29) in die Volksbank-Arena. Doch für jene, die diesmal draußen bleiben mussten, gibt es neue Hoffnung. Tabellenführer HSV will seine restlichen fünf Saisonheimspiele bis zum Aufstieg in die Dritte Liga Nord in einer größeren Halle austragen. Geschäftsführer Gunnar Sadewater wird deshalb mit Sportstaatsrat Christoph Holstein in dieser Woche das Gespräch suchen. Kandidaten sind die Wilhelmsburger Inselparkhalle (Fassungsvermögen: 3400 Besucher) und die Sporthalle Wandsbek (2200).
Es geht weiter. Das ist die Nachricht. Pascal Hens und Kollegen haben ausgespielt, nun muss man sich Namen wie den des Linksaußen Felix Mehrkens, des Rückraumschützen Finn Maciejewski oder des Rechtsaußens Ole Stabick merken. Der warf neun Tore gegen Herzhorn. Willkommen in der neuen Hamburger Handball-Welt. Der Trainer ist ein guter Bekannter: Jens Häusler, 48. Er ist seit Juli 2011 für den HSV-Nachwuchs zuständig mit wiederholten Zwischenspielen als Co- und Trainer der Bundesligamannschaft.
Die Anhänger haben den Insolvenz-Schock inzwischen verdaut. Die vier Fanclubs bleiben bestehen, Störtebeker organisiert nun Auswärtsfahrten zu den Oberligaspielen. Abfahrt zum THW Kiel II ist am nächsten Sonnabend um 17.15 Uhr. Traurig sei er schon, sagt der Vorsitzende Peter „Keule“ Hausendorf, „aber irgendwie auch froh, dass das Rumgeeiere vorbei ist. Wir machen weiter, egal in welcher Liga!“ Dass der Spielbetrieb der Profis eingestellt wird, begrüßt Hausendorf. „Auswärts wäre das ein Spießrutenlauf geworden.“ Schon im Spiel der U23 bei der Zweiten des VfL Bad Schwartau habe man sich vor zehn Tagen Schmähgesänge anhören müssen. „Das braucht keiner von uns.“ Das sieht Anke Stürmer ähnlich: „13 Jahre lang bin ich zur Bundesliga gegangen, jetzt beginnt ein neues Kapitel. Und ich bin dabei!“
Flohr findet neuen Verein
Rund 180.000 Euro fehlen dem HSV e. V. bis zum Saisonende. Das ist fast genau der Betrag, den die insolvente Betriebsgesellschaft dem eingetragen Verein schuldet. Weil von der GmbH &Co. KG finanziell nichts mehr zu erwarten ist, haben Gönner wie die Unternehmer Jürgen Hunke und Alexander Otto sowie Präsidiumsmitglied Sven Hielscher ausreichend Hilfe in Aussicht gestellt. Schatzmeister Jürgen Rütsch will dieser Tage einen Etatplan für die Dritte Liga und die fünf weiteren Nachwuchsteams entwerfen. Benötigt werden zwischen 500.000 und 700.000 Euro. Hielscher ist optimistisch, „dass wir diesen Betrag zusammenbekommen“. Da gebe es Sponsoren, die zur nächsten Serie einsteigen wollen, die in der Vergangenheit wegen der intransparenten Rolle von Mäzen und Hauptsponsor Andreas Rudolph Abstand genommen hätten. Ob der HSV die künftigen Projekte allein angeht oder Spielgemeinschaften bildet, „müssen wir diskutieren“, sagt Hielscher. Das Kooperationsangebot des Zweitligaclubs SV Henstedt/Ulzburg hatte der Verein ausgeschlagen. Der Club sei zu weit von Hamburg entfernt und wirtschaftlich keine Verbesserung.
Dass Schadensersatzansprüche der Bundesliga (HBL) den Neustart des HSV noch verhindern könnten, glaubt der ehemalige Ehrenratsvorsitzende und Fanbeauftragte Andre van de Felde nicht. „Ich sehe keine Anspruchsgrundlage“, sagt der Rechtsanwalt, „der e. V. hat keine vertraglichen Beziehungen zur HBL und zu deren Vereinen.“
Mit Matthias Flohr, 33, der beim dänischen Spitzenclub Skjern bis zum Saisonende unterschrieb, hat ein weiterer HSV-Profi einen neuen Verein gefunden.