Hamburg. Auch im Insolvenzfall soll der HSV die Saison zu Ende spielen. Äußerung von Fitzek erwartet. Kleine Lichtblicke vor Magdeburgspiel.
So langsam, sagt Karl Gladeck, müsse man sich mit der Dritten Liga beschäftigen. Nach fast der Hälfte der Saison in der Handball-Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein führt der HSV Hamburg II die Tabelle mit 21:3 Punkten souverän an. „Und alle haben ihr Geld gekriegt“, betont der Vereinspräsident.
Die HSV-Bundesligaprofis, die an diesem Dienstag nach vier Tagen Pause das Training wiederaufnehmen sollen, warten weiter auf zwei Monatsgehälter. Die Betriebsgesellschaft des Meisters von 2011 bleibt akut von Insolvenz bedroht. Geschäftsführer Christian Fitzek konnte auch am Montag keine Entwarnung geben. Sollte er wie befürchtet den Gang zum Amtsgericht antreten müssen, könnte sich auch die erste Mannschaft des HSV nach dieser Saison in der Dritten Liga wiederfinden: dann nämlich, wenn es nicht gelingt, die GmbH bis April zu sanieren, und der Verein keine Lizenz für die Zweite Liga beantragt oder erhält.
Worst-Case-Szenario durchgespielt
Längst haben die Gremien verschiedene Szenarien für den schlimmsten Fall durchgespielt. In einem Punkt scheint Einigkeit zu bestehen: Der Spielbetrieb würde fortgesetzt, so gut es eben ginge. Drei Partien stehen bis Jahresende vor der sechswöchigen EM-Pause noch auf dem Plan: am Sonntag gegen Magdeburg, am 23. Dezember in Lübbecke und am 27. gegen Göppingen. Sollte der HSV bei keinem dieser Spiele antreten, würde die Mannschaft mit sofortiger Wirkung von der Liga ausgeschlossen, alle Ergebnisse würden aus der Wertung genommen.
Unvermeidbar wäre im Fall der Insolvenz, dass die Mannschaft, die bislang so begeistert hat, zwölf Punkte zu Saisonende abgezogen bekäme: acht aufgrund der Insolvenz, weitere vier, weil der HSV sein negatives Eigenkapital innerhalb von drei Jahren nicht um 30 Prozent abgebaut hat.
Die Geschäftsstellenmitarbeiter nahmen am Montag die Vorbereitung des Spieltages gegen Magdeburg auf. Mehr als 7000 Eintrittskarten wurden bereits verkauft. Ob die Handballer angesichts der hohen Mietrückstände Zugang zur Barclaycard-Arena erhalten, ist allerdings fraglich. Schon die Partie gegen Berlin am vergangenen Mittwoch soll kurz vor der Absage gestanden haben. Für einen Spieltag dürften inklusive aller Dienstleistungen etwa 50.000 Euro fällig werden.
Fitzek will reden, Liekefett tat es schon
An diesem Dienstag will sich Fitzek erstmals seit Freitag wieder zur Situation äußern. Bereits am 17. November hatte er Schulden in Höhe von knapp einer Million Euro und die Gefahr einer fehlenden Fortführungsprognose eingeräumt. Nachdem die Gespräche mit Gläubigern erfolglos blieben und Mäzen Andreas Rudolph eine erneute Millionenhilfe abgelehnt hat, blieben Fitzek höchstens drei Wochen Zeit, ein Insolvenzverfahren zu beantragen.
Sein Vorgänger Holger Liekefett stand im April 2014 bereits vor der Tür des Insolvenzgerichts am Sievekingplatz, ehe ihn Rudolph noch zurückhielt. Dass der Medizintechnik-Unternehmer diesmal offenbar nicht mehr als Retter einspringen will, kann Liekefett verstehen: „Andreas Rudolph hat 2004 ein marodes Gebilde übernommen und durch seine Investitionen bleibende Werte geschaffen. Ich kann nachvollziehen, dass er das nicht ohne einen Gegenwert abgeben will.“