Hamburg. HSV-Handballer warten weiter auf Millionenhilfe. Viele Mitarbeiter legen ihre Arbeit nieder. Ließ Rudolph Termin mit Investor platzen?

Wer sagt’s denn, die HSV-Handballer können doch noch erfreuliche Nachrichten verbreiten. Voller Stolz veröffentlichte Hans Lindberg am Sonntagnachmittag auf Facebook Bilder von der Taufe seines vier Monate alten Sohnes Aron in der dänischen Heimat. Am Dienstag wird der Rechtsaußen in Hamburg zurückerwartet. Für den Vormittag steht individuelles Training am Olympiastützpunkt in Dulsberg auf dem Programm, am Nachmittag soll in der heimischen Volksbank-Arena am Volkspark die Vorbereitung auf das Bundesligaspiel am Sonntag gegen Magdeburg beginnen. Soll.

Nachdem es auch am Wochenende keinen Durchbruch in der HSV-Finanzmisere zu vermelden gab, wird das Aus für den deutschen Meister von 2011 und Champions-League-Sieger von 2013 immer wahrscheinlicher. Die Profis warten weiterhin auf zwei Monatsgehälter, die Mitarbeiter auf eines. Mäzen Andreas Rudolph hatte eine weitere Millionenhilfe wiederholt ausgeschlossen. Weitere Rettungsoptionen scheint es nicht mehr zu geben. Geschäftsführer Christian Fitzek bleiben somit allenfalls noch Tage, um ein Insolvenzverfahren zu beantragen.

Dass der Spielbetrieb dann wie geplant fortgesetzt wird, ist unwahrscheinlich. Die Topspieler wären kaum zu halten. Der Halbrechte Adrian Pfahl wird bereits mit Melsungen und dem designierten Aufsteiger Erlangen in Verbindung gebracht. Diese Abgänge müssten mit den hauseigenen U-23-Oberligaspielern kompensiert werden.

Mitarbeiter stellen die Arbeit ein

Weit gravierender ist die Frage der Spielstätte. Schon die Partie gegen die Füchse Berlin am vergangenen Mittwoch hatte kurz vor der Absage gestanden. Nur auf inständiges Bitten Fitzeks hin soll Barclaycard-Arena-Chef Uwe Frommhold eingelenkt haben. Die Leuchtreklame konnte offenbar nur in Betrieb genommen werden, weil HSV-Mehrheitsgesellschafter Matthias Rudolph 6000 Euro in bar überreichte.

Die erhoffte Einnahme für den HSV blieb aus. Sie stellt sich angesichts der hohen Hallenmiete erst bei Besucherzahlen ein, die über jenen 6000 liegen, die zum Berlin-Spiel kamen. Viel mehr würden es wohl auch gegen Magdeburg nicht werden. Zumal die Geschäftsstelle praktisch lahmgelegt ist. Die meisten Mitarbeiter haben die Arbeit eingestellt, einige sogar kurzfristig Urlaub eingereicht, um ihn nicht verfallen zu lassen. Eine günstigere Spielstätte aber, die groß genug wäre, um die Kartennachfrage zu befriedigen, gibt es in Hamburg nicht.

Rudolphs Sohn schimpft auf Facebook

Dass die Betriebsgesellschaft bis April saniert sein und der HSV somit in der Bundesliga verbleiben könnte, ist unwahrscheinlich. Dass die Rudolphs freiwillig auf Forderungen und Anteile verzichten, ebenfalls. Noch im Herbst soll ein skandinavischer Investor wegen einer Übernahme des HSV angefragt, Andreas Rudolph ein Gespräch aber abgelehnt haben. Der Einstieg einer Tochterfirma des russischen Energieriesen Gazprom, der die südosteuropäische Seha League sponsert, soll dagegen an der politischen Großwetterlage gescheitert sein.

Andere große Sponsoring-Verträge als die mit den Rudolph-Firmen konnte der HSV schon seit Jahren nicht mehr abschließen. Andreas Rudolphs Sohn Thorsten machte dafür in einem Facebook-Eintrag am Wochenende das Management des Vereins verantwortlich: „Alle Beteiligten hatten zehn Jahre Zeit, Sponsoren zu suchen oder Lösungen zu finden. Und keiner hat etwas gemacht oder ein Konzept auf die Beine gestellt, das funktioniert. Jetzt soll mein Vater wieder schuld sein, dass er es nicht macht?“

Andreas Rudolph habe sich „in der Vergangenheit mehrmals klar geäußert, dass er es nicht mehr machen will“. Dass er andere Investoren verhindert habe, sei falsch: „Wenn ein Sponsor zur Bedingung stellt, es nur machen zu wollen, wenn mein Vater geht, ist er der Letze, der das verhindert.“