Hamburg. Miguel Zapata war von 2020 bis 2022 Co-Trainer der Hamburg Towers. Heute hat er als Assistent bei RASTA Vechta sein Glück gefunden.
Ruhe. Das ist es, was Miguel Zapata an der niedersächsischen Kleinstadt Vechta am meisten schätzt. 33.000 Menschen wohnen hier und machen die Stadt zum kleinsten Standort in der Basketball-Bundesliga. Zapata, Co-Trainer von RASTA Vechta, hat hier eine neue Heimat gefunden und trifft am Sonnabend (20 Uhr/Dyn) auf seine alte – die Veolia Towers Hamburg.
„Ich brauche fünf Minuten zur Arbeit“, sagt der 44-Jährige. „In Hamburg bin ich 40 Minuten gefahren, wenn kein Verkehr war.“ Gerade zu Beginn seiner Zeit in Hamburg gab es davon tatsächlich relativ wenig. Zapata kam 2020, als ein Lockdown auf den nächsten folgte. Gut für seinen Arbeitsweg, schlecht, um in der Stadt anzukommen.
Hamburg Towers treffen auf „Basketball-Fachmann“
„Ich konnte die Stadt nicht genießen, weil alles geschlossen war“, sagt er, der seine zweijährige Amtszeit bei den Towers trotzdem in guter Erinnerung hat, auch wenn es mit Sportchef Marvin Willoughby manchmal etwas geknirscht hat: „Wir hatten beide unsere eigene Meinung, und das ist auch okay so. Heute sehe ich auch alles etwas gelassener.“
Bei den Towers assistierte Zapata seinem Landsmann Pedro Calles. Komplettiert wurde das Trio vom heutigen Cheftrainer Benka Barloschky. Der hat seinen Ex-Kollegen in bester Erinnerung: „Ich habe super gerne mit ihm zusammengearbeitet“, sagt Barloschky. „Miguel ist wahnsinnig detailversessen. Ein Basketball-Fachmann mit einem feinen Sinn für Humor.“
Basketball: Zapata sieht Nachteil für die Towers
Am Sonnabend könnte es im 3140 Zuschauer fassenden RASTA-Dome vorerst vorbei sein mit Zapatas geliebter Ruhe. Der Spanier erwartet „kein schönes Spiel“, sondern ein kampfbetontes Ringen um jeden Punkt: „Beide Mannschaften spielen europäisch und haben viele Spiele“, sagt er. „Die Towers haben gerade Dienstag erst gespielt, das ist für sie ein Nachteil.“
Zapatas Team hingegen kassierte am vergangenen Wochenende eine 67:103-Klatsche im BBL-Pokal gegen den Meister Bayern München. Insgesamt kritisiert er, dass die Qualität der Bundesliga unter der hohen Belastung leide: „Wenn die Mannschaften alle paar Tage ein Spiel haben, sind sie oft nicht frisch und spielen nicht ihr bestes Basketball“, sagt er.
Zapata: Mexiko City, Teheran, Vechta
Dass Zapata nun sein Glück in Vechta gefunden hat, kommt nicht allzu überraschend, schließlich sagt er: „Ich mag keine großen Städte.“ Das wiederum ist insofern verwunderlich, als dass Zapata in seiner bisherigen Trainerkarriere genau dort gearbeitet hat: in großen Städten. Genauer gesagt: in ziemlich großen Städten. Der Neu-Niedersachse war vorher unter anderem in Mexiko City (22 Millionen Einwohner) und Teheran (9 Millionen Einwohner) angestellt.
„Im Iran habe ich mich menschlich sehr weiterentwickelt. Und in Mexiko City lernt man, geduldig zu sein“, sagt er und lacht. In Vechta habe er sich von Beginn an „wie in einer Familie“ gefühlt und lobt den hohen Standard des Vereins: „Von den Trainingsbedingungen kann der Standort mit der ganzen Liga mithalten.“
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Auch Barloschky lobte Vechta mit fünf Siegen aus den vergangenen sechs Pflichtspielen als „heißestes Team der Liga“. Die Towers, die nach Vechta einen Tagesausflug ohne Übernachtung unternehmen, werden von 30 Fans des Hamburg Towers Fanclubs begleitet, die auf den ersten Hamburger Auswärtssieg in dieser Saison hoffen. Wenn sie alle wieder abgereist sind, dann ist in Vechta auch endlich wieder Ruhe eingekehrt.