Hamburg. Die Basketballer verkaufen Hamburgs größte Halle aus. Die Notwendigkeit zum Bau einer eigenen Arena drängt aus wirtschaftlicher Sicht.

Es war ein ganz bescheidener Wunsch, den Marvin Willoughby (46) zum zehnten Geburtstag seiner Veolia Towers Hamburg im professionellen Basketball hatte: „Dass es uns in zehn Jahren immer noch gibt.“ Zugegeben, das klingt alles schon ziemlich absurd.

Der Bundesligist hatte am Sonntag gegen den FC Bayern München die Barclays Arena mit 12.000 Zuschauern – nie kamen in der Hansestadt mehr zum Basketball – ausverkauft, die Euphorie im Publikum war gewaltig, das Drehbuch hätte bei der dramatischen 80:81-Niederlage nach Verlängerung kaum besser geschrieben werden können. Und doch hatte der ansonsten ebenfalls glücksbeseelte Vereinsgründer Willoughby einen Punkt, als er sagte, dass „wir eine größere Halle brauchen, um wirtschaftlich konkurrenzfähig zu bleiben. Das weiß jeder.“ Was bleibt den Towers also von ihrem Rekordspiel?

Was bleibt den Basketballern der Hamburg Towers von ihrem Rekordspiel?

Zunächst einmal die Feststellung, sich in der Bundesliga etabliert zu haben. Die Wilhelmsburger sind in der Lage, ein Mega-Event nahezu fehlerfrei auf die Beine zu stellen.

Die Veranstaltung sei „next level“ (nächstes Level) gewesen, schrieb eine langjährige Zuschauerin in den sozialen Medien. „Wir haben es geschafft, ein paar Leute abzuholen und vom Basketball zu begeistern. Unseren Auftrag, die Sportstadt Hamburg zu repräsentieren, haben wir erfüllt“, sagte Nationalspieler Jonas Wohlfarth-Bottermann (34).

Spielmacher Aljami Durham erinnert Atmosphäre an US-Colleges

Und Spielmacher Aljami Durham erinnerte die Atmosphäre an seine Zeit im US-Collegesport. „Man konnte die Energie der Fans fühlen, es gibt nichts Besseres“, sagte der 25-Jährige, der untröstlich darüber war, mit dem siegbringenden Wurf an Bayern-Star Serge Ibaka gescheitert zu sein.

Es wird weitere Gelegenheiten für die Hamburger geben, vor fünfstelliger Kulisse zu gewinnen. So viel steht bereits fest. Kommende Saison wollen sie mindestens zweimal in größte Halle der Stadt, voraussichtlich wieder gegen den FC Bayern sowie gegen Alba Berlin.

Nächste Saison sind zwei Towers-Spiele in der Barclays Arena geplant

„Auch gegen die EWE Baskets Oldenburg und Rostock Seawolves könnte ich mir das vorstellen. Wir nehmen alle, die kommen“, sagte Willoughby. Ein Wunschkonzert gibt es jedoch selbst zum zehnten Geburtstag nicht, denn die gut gebuchte Arena hat nur beschränkte Terminverfügbarkeiten.

Jan Fischer, der kaufmännische Geschäftsführer des Clubs sagte, dass die Towers in diesem Jahr ein Weihnachtsspiel im Volkspark austragen wollen. Vorteil sei, dass der Rahmenterminkalender der Bundesliga früher als sonst steht.

Weihnachtsspiel der Towers in Kooperation mit den Handballern des HSVH?

Eine weitere Idee sei: An einem Weihnachtstag Basketball, am anderen Handball. Weihnachtsspiele waren in der Vergangenheit Selbstgänger, egal welcher Gegner.

Klar ist auch: Damit Partien rentabel sind, müssen mindestens 8000 Zuschauer kommen. Die Miete in der Barclays Arena liegt im hohen fünfstelligen Bereich, zudem werden die Einnahmen am Catering komplett sowie beim Merchandising in Teilen abgetreten.

Arena im Wilhelmsburger Inselpark ist nahezu ausvermarktet

Auf lange Sicht bringt die Towers nur eine eigene Spielstätte weiter, die über die Kapazität von 3400 Plätzen der fast immer ausverkauften edel-optics.de Arena im Wilhelmsburger Inselpark hinausgeht. „Wir haben kaum Potenzial, unsere Einnahmen zu steigern, sind hinsichtlich der Sponsorenflächen fast ausvermarktet. Es ist ganz klar: Wir brauchen eine neue Halle“, sagt Willoughby.

Die Planungen des Elbdomes, den Hauptgesellschafter Tomislav Karajica (47) bauen will, stocken. Der Investor hat in Folge der weltweiten Krisen wirtschaftliche Schwierigkeiten. Die Umsetzung des Projekts erscheint derzeit unwahrscheinlich.

Basketball: Kommt der Elbdome für die Towers noch?

Müssen sich die Towers also Gedanken über ein anderes Finanzierungsmodell machen? Zumindest lieferte der Auftritt gegen Pokalsieger München, den Cheftrainer Benka Barloschky (36) als „Gewinn für alle“ bezeichnete, reichlich Argumente für die Stadt, weiter unterstützend einzugreifen.

„Ich habe mit einigen Politikern gesprochen, die auch sehr angetan waren, wir brauchen ihre Hilfe“, sagte Willoughby. Und daraus wird dann auch ersichtlich, dass sein Wunsch gar nicht so bescheiden ist, sondern aus der Notwendigkeit heraus geboren.