Hamburg. Doppeleinheiten statt Doppelbelastung: Die Basketballer steigen wieder ins Training ein. Wie es ihrem Spielmacher Durham geht.

Nun hat der Streik im öffentlichen Personen-Nahverkehr auch die Veolia Towers Hamburg erreicht. Da Chefcoach Benka Barloschky, ein bekennender Fahrradfahrer nicht im Entferntesten daran denkt, seine Arbeit zu bestreiken und stattdessen derzeit zweimal täglich trainieren lässt, stellt dies seine Spieler vor logistische Schwierigkeiten.

Die in Wilhelmsburg lebenden Akteure des Basketball-Bundesligisten können noch bequem per Auto zwischen den Einheiten in ihre Wohnungen pendeln. Auch für Nationalspieler Jonas Wohlfarth-Bottermann sind die gut 25 Minuten aus Harburg in die HafenCity halbwegs human. Wer seine Bleibe nördlicher oder wie die jüngeren Spieler kein Auto hat, sitzt im Trainingszentrum am Bostelbeker Damm fest.

Veolia Towers Hamburg trainieren zweimal täglich

Wobei Festsitzen irreführend ist. Unter anderem auch für solche Phasen richteten die Towers die Halle des TuS Harburg-Wilhelmsburg, deren Mieter sie seit vergangenem Frühling sind, aufwendig her.

Neben Möglichkeiten, sich in physiotherapeutische Behandlung zu begeben oder in den Kraftraum zu gehen, gibt es ein Bistro, aber auch Angebote zur Freizeitgestaltung wie Schach. Den Kopf frei kriegen – direkt nachdem die Mannschaft den Kopf frei bekommen hat.

Auf Pause folgen intensive Einheiten

Denn vorausgegangen war dem Trainingsmarathon eine knapp zweiwöchige Pause wegen der deutschen Pokalendrunde, den der FC Bayern München in eigener Halle gewann, Länderspielen und der Verlegung des Jubiläumsspiels gegen ebendiese Münchener auf den 24. März (15.30 Uhr) in die Barclays Arena.

9000 Eintrittskarten sind für diese Begegnung inzwischen verkauft. Erst am 10. März geht es für den Tabellenneunten bei den Basketball Löwen Braunschweig weiter.

US-Amerikaner reisten in die Heimat

Sofern dem Verfolger der Kopf gewaschen wird, stehen die Aussichten auf die Teilnahme an den Play-ins (Plätze sieben bis zehn), dem erklärten Ziel, sehr gut. „Es wird ganz entscheidend für den restlichen Verlauf, wie die Teams nun aus dieser freien Zeit kommen. Das war schon ein ziemlicher Rhythmusbrecher“, sagt Wohlfarth-Bottermann. Er selbst kam kaum in den Genuss einer Pause, da er mit der Nationalmannschaft unterwegs war, durfte nach seiner Rückkehr anfangs allerdings auf eine der beiden Tageseinheiten verzichten.

Die US-Amerikaner flogen – ohne streikbedingte Einschränkungen – bis auf Neuzugang Brae Ivey in ihre Heimat, Co-Trainer Stefan Grassegger zu seiner Frau nach Österreich, Talent Leif Möller blieb in Hamburg und verlängerte seinen Vertrag bis Sommer 2026. „Ich habe mich eine Woche lang gar nicht mit Basketball beschäftigt und den Akku aufgeladen“, sagt Flügelspieler V. J. King.

Topscorer Durham ist wieder fit

Aljami Durham, der wichtigste Turm, konnte seinen lädierten rechten Knöchel auskurieren. Vor der Pause war er dreimal binnen drei Wochen umgeknickt, musste zuletzt zwei Partien aussetzen. „Nun bin ich wieder bei 100 Prozent“, versicherte der Spielmacher.

Die ersten Eindrücke bestätigten diese Ansicht. „Alle Jungs sind voller Energie zurückgekehrt, genau darum ging es“, sagt Barloschky.

Barloschky: „Interessante Phase für uns"

Der mit 36 Jahren zweitjüngste Cheftrainer der Bundesliga hat nun die Aufgabe, gleich zwei Rhythmuswechsel zu bewältigen. Denn diese Pause fiel zusammen mit dem Ausscheiden im EuroCup.

Doppeltraining statt Doppelbelastung heißt es zunächst. In den kommenden Wochen soll aber wieder zur alten Taktung von einer täglichen Einheit übergegangen werden. „Es ist eine interessante Phase für uns alle, auch weil wir mit Brae Ivey einen neuen Spieler zu integrieren haben“, sagt Barloschky, der neben der Vertiefung alter Systeme auch die Einführung neuer auf den Lehrplan gesetzt hat.

Alles mit einem Ziel: Die Play-ins und anschließend optimalerweise die Play-offs um die Meisterschaft wollen die Towers keinesfalls bestreiken.