Hamburg. Stanley Witt ist mehr als Assistent bei den Wilhelmsburger, die Besiktas Istanbul vor einer Rekordkulisse empfangen.

Auf den ersten Blick scheint es, als sei Stanley Witt für die restliche Saison arbeitslos. Aufgabe des Co-Trainers der Veolia Towers Hamburg ist die Vorbereitung der Partien im EuroCup. In diesem haben die Wilhelmsburger Basketballer – unabhängig vom Resultat im Heimspiel gegen Besiktas Istanbul in der edel-optics.de Arena an diesem Mittwoch (18.30 Uhr/MagentaSport) – aber keine Chance mehr aufs Weiterkommen.

Doch stattdessen gefährdet der 28-Jährige die Arbeitsplatzsicherheit seines Assistenzkollegen Stefan Grassegger (34). Schon seit zwei Begegnungen hat Witt seinen Fokus auf die Analyse der nächsten Gegner in der Bundesliga verlagert, die bislang exklusiv beim Österreicher Grassegger lag.

Stanley Witt arbeitet als Co-Trainer bei den Veolia Towers

Das Resultat: Siege gegen Braunschweig und in Rostock. „Jetzt kann ,Grassi’ aufhören“, scherzt Witt.

Der gebürtige Hagener ist allerdings weit mehr als ein Scoutingexperte für die Towers. „Ich helfe, wo ich kann“, sagt Witt – und die Floskel hat in diesem Fall Aussagekraft.

Empathischer Assistent kocht das Weihnachtsmenü

So kümmert sich der ehemalige Regionalligaspieler ums Individualtraining der Flügelspieler, wenngleich ihn Center Aleksander Dziewa mit Vorliebe als Opfer für seine gut 20-minütigen Einzeleinheiten pro Tag auswählt. „,Olo’ hat gemerkt, dass ich größer und schwerer bin als Stefan, weswegen er mich gern verprügelt“, sagt Witt, der Bedeutung übers Geschehen auf dem Parkett hinaus besitzt.

„Er ist sehr empathisch, menschlich top“, beschreibt ihn Grassegger. An Heiligabend lud der Spross einer Hagener Basketball-Dynastie – nach seinem 2005 verstorbenen Vater Wolfgang „Öwen“ Witt ist wegen seiner Verdienste um den Damenbasketball eine Halle benannt – die heimatlosen US-Amerikaner zu sich nach Hause ein, kochte das Weihnachtsessen. „In erster Linie sehe ich mich als Trainer, der den Jungs Tipps zur Entwicklung gibt. Aber ich achte auch darauf, wann jemand mal in den Arm genommen werden muss“, sagt der A-Lizenzinhaber.

Barloschky: ",Stan' ist eine super Verstärkung"

Witt war im vergangenen Sommer auf Vermittlung des Towers-Sportkoordinators Fabian Villmeter nach Hamburg gekommen. Zuvor war er vorrangig im Nachwuchsbereich in Hagen und Rostock tätig, kam unmittelbar vor seinem Engagement von einer Weltreise zurück, auf der er bei den besten Clubs hospitierte.

„,Stan’ ist eine super Verstärkung für unsere Organisation. Er ist extrem motiviert, bringt jeden Tag Energie, ist sehr akribisch und lernbereit“, schwärmt Cheftrainer Benka Barloschky (36), dessen Team wegen der Vielzahl türkischer Bewohner Wilhelmsburgs eine EuroCup-Rekordkulisse bis rund 2700 Zuschauern erwartet, von seinem Assistenten. Der wiederum ist trotz des gestiegenen Arbeitspensums rundum zufrieden. Gefragt nach seinen Zielen sagt Witt nur: „Erst mal lebe ich jeden Tag – als einer der glücklichsten Menschen in Basketball-Deutschland.“