Istanbul. Basketballweltmeister Justus Hollatz und Ex-Hamburger Ismet Akpinar sind beim Spiel gegen Besiktas Istanbul vor Ort.
Als die Stellung bereits aussichtslos, die Niederlage unvermeidbar erschien, konnte sich Justus Hollatz gerade noch so aus der Affäre ziehen. Er bot seinem Berater Milan Nikolic bei der Partie Schach, die die beiden auf dem Balkon von Hollatz’ Apartment im schicken Istanbuler Stadtteil Bakirköy mit Ambienteausblick auf das Marmarameer spielten, ein Remis an.
Nikolic willigte ein, er wollte ja keine Alpträume seines Schützlings bei dessen folgendem Mittagsschlaf riskieren. Weltmeisterbonus eben.
Weltmeister Hollatz schaut Hamburg Towers zu
Ähnlich entspannt dürften sich die Veolia Towers Hamburg an diesem Mittwochabend (18 Uhr/MagentaSport) nicht aushelfen können, wenn sie eine halbe Autostunde nordöstlich von Bakirköy im Besiktas Emlakjet Spor Kompleksi am Bosporus im Basketball-EuroCup auf Besiktas Istanbul treffen. Ein Unentschieden gibt es in der Vorrunde des zweithöchsten europäischen Wettbewerbs nicht, und die Atmosphäre dürfte ebenso kaum freundschaftlich gestimmt sein.
„In Kombination mit dem langen Trip und der Stimmung durch die Zuschauer dürfte das unsere bislang schwierigste Herausforderung werden“, sagt Cheftrainer Benka Barloschky (35).
Hamburger spielt seit dieser Saison in Istanbul
Immerhin auf weltmeisterliche Unterstützung können die im EuroCup in fünf Partien sieglosen Wilhelmsburger in der Türkei zählen. Hollatz, der nach dem WM-Triumph Anfang September zum EuroLeague-Club Anadolu Efes Istanbul wechselte, wird die Gelegenheit nutzen, seinem Ex-Verein live zuzuschauen. Am Donnerstagabend ist er beim Titelträger von 2021 und 2022 dann im Heimspiel gegen Zalgiris Kaunas aus Litauen selbst gefordert.
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Schon am Dienstagabend besuchte er das Mannschaftshotel der Towers, um seinen Bruder Jacob (24), der als Athletiktrainer arbeitet, und seinen langjährigen Förderer, Sportchef Marvin Willoughby (45), zu treffen. Aber der Aufbauspieler, der von 2017 bis 2022 das Trikot der Hamburger trug und dort zum Nationalspieler aufstieg, wird am Mittwoch nicht der einzige prominente Fan in der Halle sein.
Hamburger Akpinar beobachtet zwei seiner Ex-Clubs
Auch der in Hamburg geborene und aufgewachsene Ismet Akpinar schaut zu – und kann beiden Teams die Daumen drücken. Nachdem der heute 28-Jährige die Towers 2013 verließ, heuerte er bei Alba Berlin, ratiopharm Ulm und dann den Istanbuler Teams Besiktas, Bahcesehir, Fenerbahce und aktuell Galatasaray an.
Einen wie Akpinar könnten die Towers gegen den Tabellenvierten der türkischen Süper Ligi, der vier der fünf bisherigen EuroCup-Begegnungen gewann, gut gebrauchen. Spieler dieser Güteklasse beinhaltet der Kader aber nicht, zum Überfluss fällt der angeschlagene Center Jonas Wohlfarth-Bottermann (33) aus.
Towers-Trainer Barloschky erwartet professionellen Auftritt
Daher richten die Hamburger ihren Fokus weiter darauf, aus dem EuroCup zu lernen. „Wir können das Duell gegen einen super physischen, aggressiv verteidigenden Gegner nutzen, um unsere Offensive zu verfeinern, die Bälle dort zu bekommen, von wo aus wir werfen wollen“, sagt Barloschky.
Ernst nehmen die Gäste das Match dennoch. „Auch wenn Istanbul eine schöne Stadt ist, erwarte ich von meinen Spielern, dass niemand so unprofessionell ist und am Spieltag durch die Stadt latscht“, stellt Barloschky klar. Für eine Schachpartie mit Meeresblick könnte aber Zeit sein.