Hamburg. Der Hamburger Bundesligist bereitet sich mit neuen Regeln auf die Saison vor. Ein Spieler kann dabei derzeit nicht mitwirken.
Dass Benka Barloschky durchaus auf Stil achtet, lässt sich an seinem Äußeren ablesen. Der Cheftrainer der Veolia Towers Hamburg trägt eine modische Brille, hat einen akkurat getrimmten Dreitagebart mit buschigem Schnäuzer und überzeugt auch kleidungstechnisch. Dementsprechend möchte er eines nicht sehen: "Spieler, deren Haare noch hoch stehen, weil sie aus dem Bett direkt zum Training kommen."
Ein Anblick, dem sich der Coach des Basketball-Bundesligisten geschickt erwehrte - wohl aber nicht aus optischen Gründen. In seiner ersten Saison als Hauptverantwortlicher hat der 35-Jährige einen neuen Arbeitsalltag bei den Wilhelmsburgern eingeführt.
Veolia Towers bereiten sich auf Bundesliga vor
Dieser beginnt nun bereits gegen 9 Uhr im Trainingszentrum in Harburg. Die Spieler, die seit knapp zwei Wochen gemeinsam üben, treffen sich zum gemeinsamen Frühstück, arbeiten anschließend in Kleingruppen, lassen sich vom Physio durchkneten oder vom Trainerstab mit Videoclips versorgen.
Ziel des Ganzen: "Das Training soll der zentrale Menüpunkt des Tages sein", sagt Barloschky. Als Beilagen werden Schachbretter serviert, an denen sich die Profis die Zeit vertreiben und sich näher kennenlernen können.
Barloschky lobt Arbeitseinstellung
Barloschky erweckt mit seiner Gelassenheit und Klarheit in seinen Ansagen zugleich den Eindruck, dass eine Mannschaft, hinter der nach Platz 15 in der Vorsaison und der Verpflichtung eher unbekannterer Akteure viele Fragezeichen stehen, schnell Ausrufezeichen setzen kann. Die ersten Eindrücke sind vielversprechend.
"Die Arbeitseinstellung ist super, die Jungs bringen sehr viel Energie", lobt Barloschky. Zwar stehen in den ersten Trainingswochen die Verteidigung und deren Details im Vordergrund, "aber die Art und Weise, wie das Team bereits versteht, den Ball zu bewegen und die Vorteile, die wir kreieren, auszunutzen, überzeugt mich".
Defensive im Fokus
Im nächsten Schritt gehe es darum, die einzelnen Rollen zu finden, um die individuellen Stärken aufs Parkett zu bringen. Auf dem Themenplan stehen derzeit das Offensivrebounding, die Eins-gegen-Eins-Defensive sowie die Hilfsrotationen.
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"Was wir dabei lernen, müssen wir in unserer Tasche behalten und dann weitere Utensilien hinzufügen", sagt Barloschky. Speziell soll es dabei demnächst um eine Ganzfeldverteidigung sowie Schemata gegen gegnerisches Pick'n'Roll, also das Blockstellen und Abrollen, gehen.
Spieler brechen Rekorde bei Athletiktests
Überrascht im Positiven wie Negativen hat Barloschky keiner seiner Akteure, vielmehr bestätigten sich seine Erwartungen. "Wenn überhaupt, sticht das athletische Potenzial noch mehr hervor", sagt der zweifache Vater.
Den Beleg hierfür liefert die Wandtafel, an der die Bestwerte aus den regelmäßigen Athletiktests geschrieben stehen - teilweise sind es Vereinsrekorde. Mark Hughes und Will Christmas, dem Barloschky einen feinen Humor bescheinigt, springen aus dem Stand 1,05 Meter, V. J. King nur einen Zentimeter weniger. Inhaber nahezu sämtlicher Schnelligkeitsrekorde ist Al Durham.
Leif Möller wieder verletzt
Derzeit nicht mittrainieren kann - mal wieder - Leif Möller. Bei dem 20 Jahre alten talentierten, aber häufig verletzten Aufbauspieler hat sich eine Blase am rechten Fuß entzündet. Zumindest dürfte sich die Ausfallzeit in Grenzen halten. Auch Hughes, beim ersten Testspiel gegen Rasta Vechta noch Topscorer, pausiert wegen muskulärer Probleme, wird aber am Freitagabend in der Vorbereitungspartie bei den EWE Baskets Oldenburg zurückerwartet.
In dieser kann Christmas seinen Status als exzellenter Verteidiger und Schweizer Taschenmesser des Teams abermals verfestigen. Der US-Amerikaner, der vom Zweitligisten Artland Dragons aus Quakenbrück nach Hamburg gewechselt ist, verfügt über das Potenzial, an beiden Enden des Spielfelds zu glänzen.
Zweitligastar kann Schlüsselspieler werden
"Momentan befinde ich mich aber noch in der Anpassungsphase an das höhere Niveau. Alles ist schneller, die Jungs haben spielerisch mehr drauf", sagt der 26-Jährige. Eine Umgewöhnung für ihn dürfte es auch sein, erstmalig in seiner Profilaufbahn in einer weniger balldominanten Rolle zu agieren.
"Darauf freue ich mich, ehrlich gesagt. Mit solch talentierten Mitspielern zusammenzuspielen, macht es für mich einfacher, frei zu werden und meine Abschlüsse zu finden, Energie für die Defense zu bewahren", sagt der kommunikative Flügelspieler.
Christmas heiß auf den EuroCup
Christmas ist ein sehr offener Charakter, freundlich, interessiert. Er freue sich, in den kommenden Tagen die Stadt noch besser kennenzulernen. Dank des EuroCups durch Europa zu reisen, sei "ein großer Segen".
Dafür stehe er gern zeitig auf, um pünktlich zum Mannschaftsfrühstück in der Halle zu sein. Ob Barloschky ein ebensolcher Frühaufsteher ist, lässt sich nicht beweisen. Der Coach trägt clevererweise eine Kurzhaarfrisur, bei der keine Strähne jemals abstehen kann.