Hamburg. Der EM-Dritte überrollt China im Halbfinale mit 107:58 und spielt im Endspiel am Sonntag gegen WM-Mitfavorit Kanada.

Ein Spiel für Brillenträger war es eigentlich nicht. Bei Temperaturen von mehr als 30 Grad Celsius in der schwülen Hamburger edel-optics.de Arena beschlug die Sehhilfe permanent. Allerdings bedurfte es beim Halbfinale im Basketball-Supercup zwischen Deutschland und China wahrlich keiner Brille, um den Klassenunterschied zwischen beiden Teams zu erkennen.

Mit 107:58 (25:12, 24:11, 32:18, 26:17) dampfwalzte sich die gastgebende Mannschaft von Bundestrainer Gordon Herbert, gefeiert von 3400 Zuschauern in der ausverkauften Halle, am Sonnabendabend ins Finale. In diesem treffen die Deutschen an diesem Sonntag (18.30 Uhr/MagentaSport) erwartungsgemäß auf WM-Mitfavorit Kanada, der das vollkommen überforderte Neuseeland im ersten Semifinale mit 107:76 erlegte.

Basketball-Supercup: Deutschland im Finale

Auch diese Begegnung findet jedoch ohne den gebürtigen Hamburger Justus Hollatz statt. Der 22-Jährige wird wegen eines Pferdekusses am linken Oberschenkel noch geschont, wird aber nicht langfristig ausfallen.

„Mir hat gefallen, dass wir einen Großteil unserer Fehler aus dem Spiel am Mittwoch gegen Kanada abgestellt haben“, sagte Herbert. Der 64-Jährige nutzte die Partie gegen den chancenlosen Rivalen auch dazu, neue taktische Elemente auszuprobieren, die zuvor nie eingeübt worden waren. „Ob das gegen Kanada funktioniert hätte, sei mal dahingestellt, aber es ist uns heute gut gelungen, die Systeme direkt zu adaptieren“, sagte Niels Giffey.

Deutsche Basketball überrollen China

Das deutliche Resultat war einerseits sicher der überschaubaren Qualitäten der Asiaten geschuldet, andererseits jedoch auch der Stärke der vermutlich besten deutschen Nationalmannschaft bislang. Im neuen sogenannten Powerranking, einer Formtabelle der heißesten Nationen, des Weltverbands Fiba wird Deutschland nun hinter den USA, Frankreich, Australien und Slowenien auf Platz fünf geführt. Und da besteht noch Luft nach oben – und zwar keine heiße.

Auch gegen China war der amtierende EM-Dritte direkt auf Betriebstemperatur, setzte sich umgehend ab. Hätten nicht auf unerklärliche Weise in Kapitän Dennis Schröder und Maodo Lo zwei gewöhnlich sichere Schützen vier Freiwürfe vergeben, wäre die Führung noch deutlicher gewesen. Vielleicht sind die Spielmacher ja Kontaktlinsenträger und hatten bei den tropischen Temperaturen ihre Sehschwierigkeiten.

Bundestrainer Herbert testet

Im Anschluss ließ Deutschland mitunter sehr Schwieriges dennoch sehr einfach aussehen. So auch den spielerischen wie emotionalen Höhepunkt, als Franz Wagner einen Lobpass auf seinen Bruder Moritz spielte, den dieser direkt aus der Luft in den Korb stopfte. Die Fans feierten, die Geschwister umarmten sich. Schröder konnte in der folgenden Auszeit der vom ehemaligen Bayern-Coach Aleksandar Djordjevic gecoachten Chinesen entspannt seiner Familie zuwinken, die wie immer in umfangreicher Besetzung am Spielfeldrand saß.

Fortan testete Herbert Formationen und Verteidigungen, unter anderem arbeitete der Kanadier an einer aggressiven Defensive über drei Viertel des Spielfelds. China bekam nur noch mehr Schwierigkeiten, Deutschland cruiste ins Finale. Noch während die Partie lief, konnte Scharfschütze Andi Obst auf der Bank den Kopf zu „Can’t touch this“ von MC Hammer nicken.

WM-Medaille für Deutschland möglich

Dabei benötigte es den Hammer gar nicht. Sollte auf den Philippinen eine Medaille geholt werden, wäre das zwar der Hammer, aber von solch einem brandheißen Team kann es inzwischen fast erwartet werden.

Deutschland: F. Wagner (20 Punkte), Schröder (17), Lo (17), Giffey (16), Theis (11), M. Wagner (9), Thiemann (8), Voigtmann (6), Bonga (3), Obst, Krämer.