Hamburg. Die Hamburger verlieren ersatzgeschwächt gegen den Titelverteidiger mit 63:83. Wieso Trainer Benka Barloschky dennoch zufrieden ist.

Die Ausbildungszeit der Veolia Towers Hamburg zum gestandenen Basketball-Bundesligisten währt mittlerweile fast vier Jahre. An ihrer Meisterprüfung gegen Alba Berlin, das die vergangenen drei Titel gewann, scheiterte die Mannschaft von Cheftrainer Benka Barloschky beim 63:83 (11:20, 21:20, 15:28, 16:15) jedoch.

Die Anhänger spendeten dennoch tröstenden Applaus, die Wilhelmsburger edel-optics.de Arena war erneut ausverkauft, in der Bundesliga zum 14.-mal in Folge. Von den 3400 Zuschauern versuchte sich ein Teil im Block der alteingesessenen Fans an der ersten Choreo der Vereinsgeschichte, indem schwarze und weiße Pappen im A3-Format hochgehalten wurde. Eher ein Gesellenstück.

Veolia Towers Hamburg stark ersatzgeschwächt gegen den Titelverteidiger

Ein sportliche Erfolg wäre dagegen ein Meisterstück gewesen. Zu den längerfristig ausfallenden Akteuren gesellte sich Scharfschütze Ryan Taylor, der wegen einer Erkältung daheim blieb. Topscorer Anthony Polite absolvierte trotz Fußprellung zwar das Aufwärmprogramm, wurde von Barloschky aber nicht eingesetzt.

Immerhin: Von der theoretischen Prüfung in der Verteidigung konnten die Towers zunächst einige Aufgaben erfüllen. Taktisch war der Gastgeber durchaus auf den äußerst ansehnlichen, egalitären Stil der Berliner eingestellt, die defensiven Hilfen kamen verlässlich und rechtzeitig.

Aushilfsakteure vom SC Rist Wedel unterstützen die Towers gegen Alba Berlin

Das Problem: In der Praxis versagt bei einem derartigen Qualitätsunterschied die beste Theorie. So spielte sich Alba früh einen 13:4-Vorsprung (6.) heraus, auf den Barloschky mit einer Auszeit und ungewöhnlichen Maßnahme reagierte. Der junge Cheftrainer setzte mit Yoeli Childs und dem Ex-Berliner Jonas Wohlfarth-Bottermann seine beiden Center gleichzeitig ein. Die Twin-Towers wurden von Alba aber schnell zum Einsturz gebracht.

Mehr Erfolg hatten die Einwechslungen von Linus Hoffmann und Michal Kozak, zwei von drei Akteuren des Drittliga-Kooperationspartners SC Rist Wedel, die den Hamburgern aushalfen und sie zunächst in Schlagdistanz hielten. Der dritte Wedeler, Simonas Paukste, durfte nicht ran.

Alba Berlin macht nach der Halbzeit gegen die Towers ernst

Bis zur Halbzeit hatten die Hauptstädter ihre Führung zwar konstant gehalten, aber dabei selbst keine Leistung geboten, die den Meisterschaftskonkurrenten in Bonn und München die Schweißperlen auf die Stirn treibt. Letztmalig in dieser Saison trat Alba EuroLeague-vorbelastet an und wollte den Sieg in Hamburg offensichtlich kräftesparend ohne „summa cum laude“ im Vorübergehend mitnehmen.

Nach der Pause wurde es Trainer Israel González allerdings zu bunt, der Meistertrainer beorderte er seine Topleute wie den Spielzüge vorausahnenden Kapitän Luke Sikma, den deutschen EM-Bronzemedaillisten Johannes Thiemann und seinen mit verführerischer Verve die Offensive anleitenden Nationalmannschaftskameraden Maodo Lo aufs Parkett. Der Rest erledigte sich von selbst.

Towers-Trainer Benka Barloschky stolz auf seine Mannschaft

Das Schlussviertel gestalteten die Towers resultatsfreundlich, ergaben sich vor allem zu keinem Zeitpunkt ihrem Schicksal, was Barloschky positiv hervorhob: „Das Resultat war heute zweitrangig. Wir haben unsere DNA heute beschützt, müssen lediglich noch einige Details finden, die wir besser machen können“, sagte der 35-Jährige und versicherte, dass seine 20 Monate alte Tochter Lola, die bei der Pressekonferenz auf seinem Schoß saß, später am Sonntagabend einen stolzen Papa daheim im Wilhelmsburger Reiherstiegviertel begrüßen kann.

Spielerisch genügte der Auftritt jedoch weitgehend noch nicht den Anforderungen, die die formstarken MLP Academics Heidelberg am Mittwoch (20.30 Uhr) an sein Team stellen dürfte. Immerhin könnten dann Taylor und der aus persönlichen Gründen in den USA weilende Kapitän Seth Hinrichs wieder dabei sein.

Ziga Samar werden von seinem zukünftigen Club die Grenzen aufgezeigt

Dabei wäre ein Erfolgserlebnis besonders befreiend, da die Frankurt Skyliners auf dem ersten Abstiegsrang auf zwei Siege an die Towers herangerückt sind, wegen des verlorenen direkten Vergleichs allerdings letztlich einmal häufiger gewinnen müssten, um die Hamburger noch zu überflügeln.

Auch Ziga Samar, im ersten Jahr seines bis Sommer 2026 datierten Vertrags bei den Berlinern an die Towers ausgeliehen, konnte seinem künftigen Arbeitgeber nicht beweisen, dass er sein Handwerk bereits auf höchstem europäischen Niveau beherrscht. Dem slowenischen Spielmacher, der zuletzt herausragend Regie führte, wurden deutlich die Grenzen seines Könnens aufgezeigt.

Veolia Towers arbeiten weiter am Klassenerhalt, Alba Berlin an der Meisterschaft

Der 22-Jährige verfehlte alle seiner vier Würfe aus dem Feld und war für fünf der 18 Ballverluste seiner Mannschaft verantwortlich. Einziger Lichtblick waren die fünf Vorlagen.

„Er wird das schnell wegstecken und weiter alles im Training investieren, so wie die gesamte Mannschaft“, sagte Barloschky, der nun die finalen Schliffe am Klassenerhalt vornehmen muss, während Alba weiter an der Meisterschaft arbeitet.

Veolia Towers Hamburg: Schoormann (14 Punkte), Meisner (13), Childs (10), Wohlfarth-Bottermann (10), Hoffmann (5), Philipps (4), Kozak (4), Samar (3).