Hamburg. Nach dem Transfer von Jordan Davis könnten die Towers auf den Geschmack gekommen sein. Am Ende hängt es am Geld.

„Frischen Wind“ prognostizierten die Veolia Towers Hamburg am Mittwochvormittag per Pressemitteilung. Die Brise mit sich bringen soll der neue Guard Jordan Davis, dessen Verpflichtung das Abendblatt bereits am Montagabend exklusiv vermeldet hatte. Eine extra Böe hatten die Bundesliga-Basketballer dabei zuletzt anscheinend gar nicht mehr nötig. Zumindest nicht, als sie am Dienstagabend bei ihrem exzeptionellen 89:70-Auswärtserfolg wie ein Tornado über den FC Bayern München fegten.

Die Abstiegsgefahr scheint nach zwei Siegen in Serie vorerst gebannt, die Formkurve zeigt steil nach oben. Ausgerechnet jetzt nimmt die zweieinhalbwöchige Pokal- und Länderspielpause den Wilhelmsburgern den Wind aus den Segeln.

Bis vor Wochenfrist war es eine fast schon schicksalhafte Frage für den restlichen Saisonverlauf der Towers gewesen: Was und vor allem wen stellt der Club in der spielfreien Zeit an? Siege gegen medi Bayreuth und den FC Bayern sowie die Verpflichtung von Davis später lauten die Antworten im schnelllebigen Geschäft: nichts und niemanden.

Wie Neuzugang Davis den Towers hilft

Davis sollte einige der Probleme lösen, die die Hamburger geplagt haben: die Anzahl der Ballverluste verringern, durch seinen kraftvollen Zug zum Korb gegnerische Verteidigungen bedrohen und Spielanteile der etatmäßigen, aber zu inkonstanten Aufbauspieler übernehmen.

Jordan Davis, Neuzugang der Veolia Towers Hamburg
Jordan Davis, Neuzugang der Veolia Towers Hamburg © imago | Claus Bergmann

„Jordan ist ein sehr athletischer und dynamischer Spieler, der zu jeder Zeit Druck auf den Ring ausübt“, sagt Cheftrainer Benka Barloschky, „anders als seine Zahlen aus dieser Saison vielleicht vermuten lassen, ist er auch mit einem guten Wurf ausgestattet.“ Diese Meinung dürfte der 35-Jährige allerdings exklusiv haben. Zwar wird der US-Amerikaner besser als seine unterirdischen 6,3 Prozent, die er für CB Murcia von der Dreierlinie warf, treffen. In seiner Profikarriere war er jedoch nie sicherer aus der Distanz als allenfalls mit soliden 35,3 Prozent.

Holen Hamburg Towers einen neuen Center?

Auf 38,1 Prozent wiederum ist die Erfolgsquote der Towers angestiegen, beruhigende drei Siege vor dem ersten Abstiegsrang, den die wesentlich schwächer wirkenden Fraport Skyliners aus Frankfurt belegen. Auch daher erscheint es unwahrscheinlich, weitere finanzielle Mittel in eine zusätzliche Nachverpflichtung zu stecken. Zumindest hält die sportliche Leitung um Marvin Willoughby nach Abendblatt-Information aber weiterhin die Augen offen. Vor allem, wenn sich ein geeigneter Center findet, könnte der Bundesliga-13. erneut aktiv werden.

Willoughby wartete lange, ehe er Davis verpflichtete. Ein Risiko angesichts der schweren Krise, in der seine Mannschaft steckte. Der 45-Jährige wollte jedoch auch kein Geld verbrennen, nur um in die Quantität zu investieren. „Bei der Suche nach Verstärkung ging es für uns darum, einen Spieler zu finden, der mit seinen Fähigkeiten zum Grundgerüst der Mannschaft passt, gleichzeitig dem Team aber noch einmal eine neue Facette verleihen kann“, sagte der Sportchef nun über den 25 Jahre alten Davis.

Dessen Dienstantritt in Hamburg beginnt direkt mit verpflichtendem Urlaub. Denn erst am kommenden Montag steigen die Towers ohne ihre drei Nationalspieler Len Schoormann (Deutschland), Ziga Samar (Slowenien) und Anthony Polite (Schweiz) wieder ins Training ein. Davis’ Beginn in der neuen Heimat wird also allenfalls meteorologisch stürmisch.