Hamburg. Hamburgs Bundesliga-Basketballer gewinnen in München überraschend deutlich und befreien sich weiter aus dem Abstiegssumpf.

Es war mal wieder ein Auftritt der Veolia Towers Hamburg, für den nur schwerlich Worte zu finden waren. Allerdings: Im ganz anderen Sinn als in den vergangenen Monaten. Blamierte sich der Basketball-Bundesliga zuletzt regelmäßig, verblüffte er am Dienstagabend mit einem völlig überraschenden 89:70 (35:19, 18:15, 16:23, 20:13)-Sieg beim FC Bayern München. Durch den zweiten Erfolg in Serie verbessern sich die Wilhelmsburger in der Tabelle auf den 13. Platz.

Dass die Bayern den Hamburgern, die bereits das Hinspiel mit 81:78 nach Verlängerung gewonnen hatten, zu liegen scheinen, offenbarte sich bereits zu Beginn, als die Gäste überraschend deutlich davonzogen. Zu dumm, dass es in dieser Saison aller Voraussicht nach keine Play-off-Serie zwischen beiden Teams geben wird, da die Towers die Meisterrunde verpassen dürften. Der Eindruck der Anfangsphase verfestigt aber die Zuversicht, auch mit dem Abstieg recht bald nichts mehr zu tun zu haben.

Überragend hierbei, was die Mannschaft von Cheftrainer Benka Barloschky von der Dreierlinie traf. Acht der ersten zehn Würfe aus mindestens 7,25 Metern wurden verwandelt. Normalerweise liegt die Trefferquote der Towers bei 34 Prozent. Am Ende der denkwürdigen Partie waren es immerhin zwölf von 24 (50 Prozent). Clever auch, dass Tempo gegen die permanent verletzungsgeplagten und überspielten Münchener hochzuhalten und Druck auf den Korb auszuüben.

Hamburg Towers bringen Bayern zur Verzweiflung

Ganze 26 Sekunden vergingen nach der ersten Viertelpause, ehe Bayerns alles andere als wortkarger Startrainer Andrea Trinchieri seine perplex und überfordert wirkenden Akteure abermals zur Auszeit zu seiner Bank bat. Dem voraus waren zwei schnelle Körbe der Towers gegangen. Und es wurde noch deutlicher: Bis auf 41:19 (12.) setzte sich der krasse Außenseiter, angeführt vom überragenden James Woodard, ab.

Nun schien bei Hamburg, das erneut ohne den erkrankten Kapitän Seth Hinrichs und noch ohne Neuzugang Jordan Davis spielte, in dieser Saison kein Vorsprung sicher. Schon gar nicht, gegen das EuroLeague-Ensemble aus München. Bayern kam auf 24:41 (14.) heran, und Barloschky nahm sofort eine Auszeit, um seinerseits markige Worte an seine Schützlinge zu richten. „Nun ist der Moment gekommen, in dem wir hart spielen müssen“, forderte der 35-Jährige – und bekam seinen Wunsch erfüllt. Wenn es in der ersten Halbzeit überhaupt etwas zu bemängeln gab, dann die neun zweiten Chancen, die dem FCB eingeräumt wurden.

Towers-Youngster gibt Debüt gegen Bayern

Auch nach der Pause waren die Towers dem ganzen Basketball-ABCs mächtig, ließen sich auch nicht aus der Ruhe bringen, als der Vizemeister mit neun Zählern in Serie auf einen einstelligen Rückstand herankam (48:57/25.). Es genügte den 21-jährigen Ziga Samar, eigentlich noch ein Profi-Grundschüler, wieder für Kendale McCullum aufs Parkett des Audi Domes zu bringen, um der Offensive wieder Stabilität zu verleihen.

Das Beeindruckendste: Jeder Lauf des hohen Favoriten wurde entspannt gekontert. Hamburg bewahrte die Ruhe, ließ gar nichts mehr anbrennen und verdiente sich den Überraschungserfolg redlich. Selbst Nachwuchscenter Simonas Paukste (18) durfte so in den finalen 39 Sekunden noch sein Debüt feiern.

„Das erste Viertel hat unglaublich geholfen, aber das Überragende war unsere zweite Halbzeit. Wir wussten, dass der Lauf der Bayern kommt. Sie haben das Spiel nochmal auf die Kippe gebracht, aber wir sind zusammengeblieben und haben weiter Energie gebracht. Ich hoffe, das gibt Vertrauen in unsere Arbeit“, sagte der überglückliche Barloschky.

  • Veolia Towers Hamburg: Woodard (22 Punkte), Meisner (13), Polite (13), Samar (11), Childs (10), McCullum (8), Philipps (8), Wohlfarth-Bottermann (4), Schoormann, Paukste.