Hamburg. Wilhelmsburger gewinnen gegen Bayreuth. Nationalspieler Lukas Meisner verlängert seinen Vertrag bis 2025.

Als die Spieler mit ihren Fans abgeklatscht hatten, das 86:74 (22:18, 17:15, 22:16, 25:25) gegen medi Bayreuth ausgiebig gefeiert war, da konnte Benka Barloschky (35), der Cheftrainer der Veolia Towers Hamburg, das erste Mal an diesem Abend kräftig durchatmen: „Dieses Spiel war auf allen Ebenen intensiv und hat allen Beteiligten viel Kraft gekostet.“

Grund der Erleichterung: Die Towers beendeten nach sechs Niederlagen in Folge nicht nur ihre Pleitenserie in der Basketball-Bundesliga, der Erfolg gegen den limitierten Tabellenletzten, der mit dem verletzten Brandon Childress zudem auf seinen besten Spieler verzichten musste, verminderte vorübergehend den Stress im Abstiegskampf, der die Hamburger wohl in dieser Saison weiter begleiten wird.

Ein erster Sieg nach Wochen der Tristesse – aber noch nicht die Wende, lautete auch Barloschkys Bekenntnis. Nervosität prägte vor 3400 Zuschauern in der zum neunten Mal in dieser Saison ausverkauften Wilhelmsburger edel-optics.de Arena in vielen Phasen das „fehlerbehaftete Spiel“ (Barloschky). Immerhin konnten die Towers ihre Ballverluste auf 14 reduzieren, zwei weniger als im Schnitt dieser Spielzeit, die Bayreuther leisteten sich entscheidende sieben mehr. Die Trefferquote aus dem Feld, zuletzt das größte Manko, lag mit 50,8 Prozent wieder halbwegs im gewinnbringenden Normalbereich.

Hamburg Towers freuen sich über „Kampfschweine“

Wichtiger als statistische Details, und das löste bei Barloschky neue Zuversicht aus, war diesmal das ohne Ausnahme geschlossene Auftreten des Teams. Jeder half jedem, nach geglückten oder missglückten Aktionen kamen die Spieler auf dem Feld zusammen, feuerten sich verbal und mit Gesten an. „Ich habe mich an die EM im vergangenen September erinnert, als Bundestrainer Gordon Herbert sagte, ein Team brauche Rennpferde und Kampfschweine. Heute habe ich den Jungs gesagt, dass alle Schweine sein müssen“, erzählte Center Jonas Wohlfarth-Bottermann, für den die Begegnung wie für seinen Kollegen Yoeli Childs im vierten Viertel nach fünf Fouls vorzeitig endete.

Um einer möglichen Nachnominierung Herberts in der Länderspielpause (15. Februar bis 2. März) zu entkommen, will „WoBo“ in den nächsten Tagen sein Telefon verstecken. „Mein Körper zeigt mir mit fast 33 Jahren an, dass ich ein langes Jahr hinter mir habe. Es ging nur noch darum, die letzten Tropfen aus dem Handtuch zu wringen.“ Ziel bleibe es jetzt, mit den Towers den Abstieg zu vermeiden. „Das ist eine rote Linie, die ich in meiner Karriere nicht überschreiten möchte.“ Dass es in dieser Saison schwierig werden würde, habe er schon früher bemerkt. Um zu bestehen, brauche es das „richtige Mindset“. Gegen Bayreuth stimmte es, was Barloschky mutig werden ließ: „Wir wollen jedes Spiel gewinnen, auch am Dienstag bei Bayern München.“

Meisner verlängert bei den Towers

Unmittelbar vor dem Sprungball hatte Hallensprecher Markus Assemacher sehr zur Freude des Publikums verkündet, dass Lukas Meisner, der viertbeste deutsche Punktesammler der Bundesliga, seinen Vertrag in Hamburg bis einschließlich der Saison 2024/25 vorzeitig verlängert hat.

Dies kam aus mehrerlei Hinsicht überraschend. Einerseits hatte der gebürtige Braunschweiger in der Vergangenheit mehrfach öffentlich mit einem Wechsel nach Spanien geliebäugelt. Andererseits schwang sich Meisner, ein äußerst reflektiver und im positiven Sinn sensibler Charakter, in den vorangegangenen Monaten zum Chefkritiker seiner Mitspieler auf, der wiederholt fehlende Einstellung bemängelte, noch am Spieltag von den ­Towers zitiert wurde, „dass heute nicht nur zwei, drei Spieler den Kampf annehmen dürfen“. Nun hörte sich das ganz anders an: „Ich glaube an diesen Verein, an Marvin Willoughby (Towers-Sportchef, die Red.), an alle Entscheidungen, die er getroffen hat, und ich sehe noch sehr viel Potenzial in dieser Situation.“

Was jedoch kaum jemand wusste: Meisner besitzt in seinem neuen Zweijahresvertrag eine Ausstiegsklausel. Bereits in diesem Sommer, falls sich die Situation bei den Towers erheblich verschlechtern sollte, beispielsweise bei einem Abstieg, könnte er den Club problemlos verlassen. Die Antwort auf die Frage, ob sein Kontrakt für alle Ligen gelte, ließ der 27-Jährige daher offen: „Was ist das für eine Aussage? Darauf muss ich gar nicht eingehen.“

Nachdem ihm die Wünsche zur Vertragsverlängerung und zum Sieg erfüllt worden waren, hatte Meisner eine letzte Bitte: „Dass ihr mal schreibt, wie stolz ich auf die Mannschaft bin, weil wir uns heute zerrissen haben.“ Gern geschehen.

  • Veolia Towers Hamburg: Woodard (23 Punkte), Samar (15), Polite (12), Wohlfarth-Bottermann (12), Meisner (11), Childs (6), McCullum (5), Philipps (2), Schoormann.