Hamburg. Die Bundesliga-Basketballer beenden gegen Schlusslicht Medi Bayreuth ihre sechs Spiele währende Niederlagenserie.

Glück dürfte es kaum gewesen sein, was Benka Barloschky direkt nach der Schlusssirene empfunden haben dürfte. Viel mehr Erleichterung, Der erste Bundesligasieg unter seiner Ägide als Cheftrainer der Veolia Towers Hamburg dürfte den 35-Jährigen nicht nur von einer immensen Last befreit haben, sondern er kam nach zuvor sechs Niederlagen in Folge zum notwendigsten Zeitpunkt – dazu noch gegen den genau richtigen Gegner. Durch den 86:74 (22:18, 17:15, 22:16, 24:25)-Heimerfolg verbannten die Wilhelmsburger Schlusslicht Medi Bayreuth wohl schon vorzeitig in Richtung Zweiter Liga. Sie selbst klettern durch den siebten Saisonsieg auf Platz 14 und verschaffen sich vorübergehend ein Polster von eineinhalb Siegen zur Abstiegszone.

Den Schwung über die vorzeitige Vertragsverlängerung von Co-Kapitän Lukas Meisner bis 2025, die unmittelbar vor dem Sprungball den 3400 Zuschauern in der erneut ausverkauften edel-optics.de Arena mitgeteilt wurde, nahmen die Towers in die Anfangsminuten mit. Vor allem einer: James Woodard. Der konstant inkonstante Guard traf seine ersten beiden Dreierversuche und riss die Offensive an sich. Erwartungsgemäß konnten zunächst weder Woodard noch seine Mitspieler das Niveau beständig aufrechterhalten.

Richtig Schwung brachte nun stattdessen Osaro Jürgen Rich, der bei seiner Rückkehr in die Heimat vorgenommen hatte zu beweisen, in den vergangenen Jahren auf eine viel zu kleine Rolle reduziert worden zu sein. Der Neu-Bayreuther sorgte per Korbleger und Vorlage für die zwischenzeitliche 16:13-Führung (8.) der Gäste. Dank der zu Beginn stark aufgelegten Kombo aus Jung-Aufbauspieler Ziga Samar und Alt-Center Jonas Wohlfarth-Bottermann drehten die Hamburger das Spiel zum Viertelende jedoch wieder.

Hamburg Towers: Barloschky lernt dazu

Nun kam die eigentlich interessante Phase. Die Wilhelmsburger setzten sich dank des eindrucksvollen Woodard auf 31:23 (14.) ab. Führungen dieser Größenordnung – und häufiger noch deutlichere – hatte Barloschkys Team in den vergangenen Wochen so verlässlich vergeben, wie der HSV Schlagzeilen produziert. Doch der Headcoach war nicht gewollt, auch diese Partie zum Autounfall ausarten zu lassen. Dass die Towers zur Pause ihren Vorsprung leicht vergrößert hatten, lag an drei Gründen.´

Erstens: Barloschky hatte aus den Vorwochen gelernt und nahm diesmal frühzeitig Auszeiten, um sich anbahnende Medi-Läufe zu unterbrechen.

Zweitens: Samar, der mit seinen 21 Jahren wie kaum ein Zweiter unter der instabilen Situation leidet, war glänzend aufgelegt und maßgeblicher Motor der Offensive.

Und drittens: Bayreuth steht nicht grundlos auf dem letzten Tabellenplatz und hatte die vorangegangenen sechs Begegnungen verloren. Selbst der neue Trainer Mladen Drijencic hat nur wenig Hebel, aus der mit Abstand am schwächsten zusammengestellten Mannschaft der Bundesliga Siege herauszuholen.

Hamburg Towers plötzlich bemerkenswert

So starteten die Hausherren ungefährdet aus der Halbzeit. Meisner garnierte seine Vertragsverlängerung mit dem 150. Dreier seiner Bundesligakarriere zum 44:36 (23.). Kam zuletzt, unabhängig von Führung oder Rückstand, stets der Eindruck auf, die Towers hätten keine Chance, das Spiel zu gewinnen, war es am Sonnabendabend genau umgekehrt. Bayreuth spielte wie ein designierter Absteiger, der gegen die scharfen und frühzeitigen Hilfen in der Hamburger Verteidigung völlig ideenlos blieb.

Vielsagend, dass die Franken überbordende vier Ballverluste der Towers binnen einer Minute zum Abschluss des dritten Viertels nicht ansatzweise ausnutzen konnten. So sieht dann wohl Abstiegskampf aus. Aber immerhin nahmen die Wilhelmsburger, die im Vergleich zum Gegner sogar wie eine normale Basketballmannschaft aussahen, diesen Kampf an.

Bemerkenswert auch, mit welcher Vehemenz diesmal gegen die kleinen Widerstände angearbeitet wurde. Barloschky blieb dabei, frühe Auszeiten zu nutzen. Das fünfte Foul von Center Yoeli Childs sorgte nicht für Verunsicherung, sondern dafür, dass der ohnehin stärker spielende Wohlfarth-Bottermann auf dem Feld verbleiben durfte, bis auch er sich ausfoulte. Alles in allem war dies tatsächlich mal ein Spiel, auf dem sich – im Gegensatz zu den schön geredeten vorherigen Pleiten – aufbauen lässt. Für langfristige Erleichterung sorgt es allerdings noch nicht.

  • Veolia Towers Hamburg: Woodard (23 Punkte), Samar (15), Polite (12), Wohlfarth-Bottermann (12), Meisner (11), Childs (6), McCullum (5), Philipps (2), Schoormann.