Hamburg. Hamburgs Co-Trainer Stefan Grassegger hat sich ein schwarzes Semikolon auf den Unterarm tätowiert. Was es damit auf sich hat.
Wer sich Stefan Grassegger nähert, erkennt auf seinem linken Unterarm ein schwarzes Semikolon. Das Satzzeichen hat nicht nur für den Co-Trainer des Basketball-Bundesligaclubs Veolia Towers Hamburg eine besondere Bedeutung.
Es steht in der Grammatik für die inhaltliche Unterbrechung eines Satzes, ohne dass dieser zum Punkt kommt, also beendet wird; als Tattoo für die metaphorische Übertragung dieser Funktion auf das Leben: Schließe es nicht ab, schreibe es weiter. Dieses Symbol soll vor allem depressiven Menschen Hoffnung geben.
Towers: Co-Trainer Grassegger forschte zu Depressionen
Nun wirkt Grassegger (32) auf Außenstehende alles andere als schwermütig, im Gegenteil, der Österreicher strahlt Leidenschaft und Lebensfreude aus. Das Befinden seiner Mitmenschen hat den examinieren Lehrer für Englisch, Philosophie/Psychologie (in Österreich ein gemeinsames Schulfach) und Sport jedoch schon immer, auch beruflich, interessiert. Das Thema seiner Diplomarbeit: Depressionen und Angststörungen bei Leistungssportlern – ausgelöst durch Schlafmangel.
Wer regelmäßig zu wenig schlafe, das ist eine seiner Thesen, der regeneriere schlecht, den belasten Leistungsdruck, Stress, Versagensängste, eigene und fremde Erwartungen psychisch weit stärker als diejenigen, die eine gute Balance zwischen Belastung und Entlastung finden. Dazu hat er zahlreiche Interviews mit Spitzensportlern geführt.
Grassegger bekleidet eine inspirierende Doppelfunktion
Grasseggers Expertise ist in dieser Saison bei den Towers schon deshalb befragt, weil die Wilhelmsburger mit mindestens 53 Saisonspielen in Bundesliga und EuroCup zu den nach Alba Berlin und Bayern München (beide mindestens 73) am strapaziertesten deutschen Basketballteams gehören.
Während aber ein Großteil der Mannschaft gerade die zweiwöchige Länderspielpause genießt, ist Grassegger als Co-Trainer der bisher sieglosen Österreicher in den EM-Qualifikationsspielen in Graz am Donnerstag gegen Kroatien und am Sonntag gegen die Schweiz zusätzlich gefordert.
Im Gegensatz zu Towers-Chefcoach Raoul Korner, der bis zu diesem Sommer auch Grasseggers Vorgesetzter im Nationalteam war, gestattete ihm Sportchef Marvin Willoughby die Doppelfunktion, die Grassegger nicht als belastend, eher als inspirierend empfindet.
Towers: Was Korner von seinem Assistenten hält
Bei den Towers teilt sich Grassegger mit Benka Barloschky (34) die Spielvorbereitungen auf die Gegner, dazu die technische, taktische Entwicklung der Spieler; Barloschky ist für die größeren zuständig, Grassegger für die kleineren.
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Für Grassegger, der Hamburg von seinen Besuchen bei seinem Freund Martin Schiller kannte, mit dem er 2021 beim litauischen Rekordmeister Žalgiris Kaunas zusammenarbeitete – beide wurden kurz hintereinander entlassen – sind die Towers der nächste Karriereschritt. Es muss nicht der letzte sein, denn Korner sagt: „Ich vertraue Stefan blind. Er beweist große Kompetenz.“