Hamburg. Der 20-Jährige, der aus Frankfurt kam, gilt als Hoffnungsträger und legitimer Nachfolger von Eigengewächs Justus Hollatz.

Eine Leseratte ist Len Schoormann nicht. „Ich habe noch nie so ein dickes Buch in den Händen gehalten“, sagt er über das 104 Seiten lange Handbuch, das Cheftrainer Raoul Korner den Spielern der Veolia Towers Hamburg zu Beginn der Saisonvorbereitung in die Hände gedrückt hat. Durchgearbeitet hat Schoormann das Werk, das Korners Spiel- und Verhaltensphilosophie beinhaltet, auch noch nicht. Es sei ihm verziehen. Denn der 20-Jährige, der für zwei Jahre auf Leihbasis mit Kaufoption für zwei weitere von den Frankfurt Skyliners nach Wilhelmsburg gekommen ist, hat einen geschäftigen Sommer hinter sich.

Basketball: Schoormann wollte Tapetenwechsel

Zunächst musste Klarheit hinsichtlich des Wechsels geschaffen werden. Ein schwieriges Unterfangen, da der Vertrag des 1,96 Meter großen Guards in Frankfurt langfristig angelegt war – aber Schoormann vom sportlichen Absteiger, der nur dank einer Wildcard in der Bundesliga bleibt, weg wollte. „Ich brauchte einen Tapetenwechsel, es wurde Zeit für etwas Neues. Hamburg hat jahrelange gute Arbeit geleistet und spielt international. Die Towers waren mein Optimalszenario“, begründet der gebürtige Darmstädter seinen Wechselwunsch. Als dann endlich alles geregelt war, musste Schoormann die Koffer packen. Nicht für Hamburg, sondern für Podgorica.

In der Hauptstadt Montenegros wurde die U-20-Europameisterschaft ausgetragen. Die für Schoormann mit einem Erfolg und Misserfolg gleichermaßen endete. Zwar wurde die deutsche Mannschaft nur enttäuschender Elfter, der Neu-Hamburger untermauerte mit durchschnittlich knapp 13 Zählern als bester Punktesammler seiner Auswahl aber seinen Status als eines der größten Talente des Landes.

Basketball: Was Schoormann Justus Hollatz voraus hat

Schon mit 17 Jahren debütierte Schoormann in der Bundesliga, durchlief von der U 16 an alle Juniorennationalteams. Deutsche Spieler, die über seine Qualitäten verfügen, sind selten: Explosive Athletik, garniert mit einem gesunden Selbstvertrauen in den eigenen Abschluss. 7,7 Punkte erzielte Schoormann so für Frankfurt. Zum Vergleich: Das sind 0,03 mehr als Supertalent Justus Hollatz, das die Towers nach Spanien verlassen hat.

Schoormann mit seinem ein Jahr älteren Vorgänger zu vergleichen, trifft es jedoch nicht. „Ich bin ein ganz anderer Spielertyp und maße mir auch gar nicht an, eine Führungsrolle einzufordern. Da ich einer der Jüngeren bin, muss ich mir meine Spielzeit durch Einsatz und Verteidigung verdienen“, sagt er brav. Was nicht bedeutet soll, dass der De-Facto-Abstieg an seinem Ego gekratzt hat. „Ich hatte genug Zeit, mich davon zu erholen. Es wäre verkehrt, mich jetzt immer noch damit aufzuhalten.“

Korrekt. Schließlich muss sich Schoormann mitten im „frühestens Vorbereitungsbeginn meines Lebens“ erstmals fernab der Heimat zurechtfinden. Und vor allem: lesen, lesen, lesen.

  • Bundestrainer Gordon Herbert hat David Krämer (25/Braunschweig) und Leon Kratzer (25/Bonn) aus dem vorläufigen EM-Aufgebot gestrichen. Ein weiterer Spieler muss die Mannschaft vor dem EM-Start am Donnerstag noch verlassen.