Hamburg. Der US-Amerikaner spielte eine starke Saison beim Kooperationspartner Wedel, konnte aber auch in der Bundesliga Erfahrung sammeln.
Das Beste an seiner Saison sei es gewesen, meint Jordan Walker, dass er seine Löffelliste abarbeiten konnte. Die Liste also mit Dingen, die man machen möchte, bevor man den Löffel abgibt. Paris zu besuchen, stand bei Walker beispielsweise darauf. "Habe ich kostenlos bekommen", sagt der US-Amerikaner – dessen geplante Destinationen vor der Saison, als er beim Basketball-Drittligisten SC Rist Wedel unterschrieben hatte, Stahnsdorf, Sandersdorf und Schwelm hießen.
Basketball: Walker konnte mit den Bundesligaprofis mithalten
Doch der 24-Jährige schlug beim Kooperationspartner der Hamburg Towers direkt so ein wie einer seiner krachenden Dunkings im Korb. Mit durchschnittlich fast 21 Punkten und zwei Ballgewinnen wies Walker nach, dass er weit über dem Niveau seiner Kollegen spielt. Die Konsequenz: Der Aufbauspieler wurde zusätzlich in den Trainingskader der Towers eingebaut. Was für ein Aufstieg, der nicht absehbar war. Denn nach vier Jahren an der relativ unbekannten Morehead-State-Universität im US-Bundesstaat Kentucky begann Walker seine Profilaufbahn in Georgien, und auch Wedel ist weit davon entfernt, eine Durchgangsstation für kommende Erstligaspieler zu sein.
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Doch das 1,83-Meter-Kraftpaket nutzte seine Chance. "Es hat nicht lange gedauert, bis ich mich auch im Bundesligatraining wohlgefühlt und gemerkt habe, dass ich dort mithalten kann", so Walker. Das primäre Ziel waren aber gar nicht Einsätze "ganz oben" oder EuroCup-Trips nach Paris, sondern der Lerneffekt. "Dadurch, dass ich in Wedel den Ball viel in meinen Händen gehalten habe und Führungsspieler war, bei den Towers aber eine kleine, spezielle Rolle hatte, hilft das meinem Spiel, anpassungsfähiger und vielseitiger zu werden", sagt Walker, der durch seine Physis und Schnelligkeit, die er wohl zu temperieren weiß, besticht. Sein Haustier, Pitbull Tank (dt. Panzer), ist da Programm.
Walker sammelte internationale Erfahrung bei den Towers
Die Belohnung für den Job als Doppelagent bei zwei Teams waren ein Spiel in der Bundesliga gegen Heidelberg, in dem Walker direkt fünf Punkte erzielte, sowie acht Partien im EuroCup, darunter dem besagten in Paris gegen die Levallois Metropolitans. In diesem Wettbewerb besteht im Gegensatz zur Bundesliga keine Beschränkung auf sechs Ausländer, was dem scheidenden Towers-Trainer Pedro Calles die Chance gab, Walker Kurzzeiteinsätze zu geben, um seine Leistungsträger verschnaufen zu lassen. "Absolut verrückt, ich unterschreibe hier in der Dritten Liga, und am Ende der Saison spiele ich international."
Im Sommer geht es zurück in die Heimat nach Indianapolis. Exklusiv auf dem Programm: Training. "Ich möchte mich zu einem Spieler entwickeln, der mehr kann, als nur den Ballvortrag übernehmen. Denn ich weiß nun, dass ich fähig bin, in einer europäischen Topliga zu spielen." Und dieses Gefühl möchte Walker löffelweise genießen.